MISSION weltweit – Ausgaben 2019

darum geht’s Japan 12 Das japanischeWort für „einsam“ spricht man „kodoku“ aus. Die Bedeutung der einzelnen Zeichen ist „allein, verwaist“ (Schriftzeichen 1) und „allein, auf sich gestellt“ (Schriftzeichen 2). Wir leben in Japan, einem Land mit 126 Millionen Einwohnern und allein zwölf Millionenstädten; die bekannteste ist Tokio mit rund 13 Millionen Menschen. Hier pulsiert das öffentliche Leben. Die Gesellschaft gibt die nötigen Vorlagen, denn Japaner sind Menschen, die sich insbesondere in Gruppen organisieren. Von klein auf Teil einer Gruppe zu sein – in der Familie, im Kindergarten, in der Schule und später in der Firma – ist überlebenswichtig für sie. Dort hat jeder seinen Platz und seine Aufgaben. Man fühlt sich gebraucht und bekommt Anerkennung. Schaut man jedoch hinter die Kulissen, gibt es unzählige Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr in diesem Verband leben wollen oder können. Und so steigen schon Kinder und auch Jugendliche aus der Schule aus. Immer mehr Erwachsene können dem enormen Druck, den die Gesellschaft auf sie ausübt, nicht mehr standhalten. Und so ziehen sich viele aus dem öffentlichen Leben zurück, werden einsam und oft auch an Leib und Seele krank. Zwar bieten Behörden ihre Unterstützung und Ärzte medizinische Hilfe an, aber Therapieplätze fehlen und auch die Wiedereingliederung steht auf einem anderen Blatt. Viele Menschen verlieren ihre Lebensperspektive. EINSAMkeit unter uns? Frau Nakano ist eine treue Christin und Mitglied in unserer kleinen Kirche mit ihren rund 25 Gottesdienstbesuchern. Sie arbeitet unweit der Gemeinde in einem kleinen Pflegeheim. Dort kümmert sie sich um alt und schwach gewordene Menschen. Zu Hause ist Frau Nakano oft einsam. Nein, sie lebt nicht alleine. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Früher sind ihr Mann und ihre Kinder auch mit in die Gemeinde gekommen. Doch sie wollen schon lange nichts mehr von Jesus Christus wissen. Und so teilt niemand in der Familie ihren Glauben. Drei Gemeindeglieder haben in ihren Familien den Verlust eines Menschen zu verkraften, weil diese ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt haben. Da bleiben Erinnerungen an gemeinsam Erlebtes nicht aus – und die Einsamkeit holt sie immer wieder ein. EINSAM? gemEINSAM! Einsamkeit bezeichnet die Empfindung, von anderen Menschen getrennt oder abgeschieden zu sein.* Menschen, die an Vereinsamung leiden, fühlen sich verlassen, trostlos, traurig, mutterseelenallein. Japaner organisieren sich stark in Gruppen. Trotzdem vereinsamen immer mehr Menschen. * Quelle: Wikipedia

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=