MISSION weltweit – Ausgaben 2019

14 darum geht’s malaWi FOTOS: PAUL KRÄNZLER In meinen Augen war „dienen“ lange gleichbedeutendmit„jederzeitbeanspruchbar“oder„ausgenutzt werden“. Doch auch „Karriere machen“ schien anstrengend zu sein: zu viele Vorgaben und wenig Freiräume für Spontanes. Welchen Beruf sollte ich wählen, damit ich keines dieser Felder betreten musste? Die Ausbildung zum Schreiner schien mir unverfänglich und mit viel gestalterischem Schaffen verbunden. Über eine längere Zeit spürte ich aber immer deutlicher, dass Gott einen Wunsch äußerte: Mission. Kann jemand, der sich schwer tut mit „Dienen“, zur Liebenzeller Mission gehen? Gehen kann man, aber bei mir hat es Jahre gedauert, bis ich ein gesundes Verständnis von Dienen hatte. Lernfeld Liberia Im Norden gab es ein Missionarsteam – Amerikaner, Australier und Chinesen –, mit dem wir als deutsche Neulinge arbeiten durften. Wie angenehm war es, dass die anderen sich bemühten, damit wir einsteigen konnten in Sprache, Kultur und Team. Was wäre geworden, wenn sie uns nicht gedient hätten? Wenn sie sich nicht Gedanken gemacht hätten, was wir brauchen? Wenn sie uns nicht gezeigt hätten, was man mit fremdartigem Gemüse kochen kann? Wenn sie uns bei unserer ersten Malaria nicht versorgt hätten? Wenn sie uns alleine gelassen hätten beim Brückenbauen zu Liberianern? Lernfeld Guinea Wir wohnten an der Grenze zu Mali am schönen Niger-Fluss und waren mit einem amerikanischen Ehepaar in einer Arbeit unter Muslimen eingesetzt. In der Goldschürfer-Stadt Siguiri lebten wir total ab vom Schuss: kein Telefon, keine regelmäßige Post, kein Internet, kaum Strom, dafür öfter 40 Grad und ständig überall Sand, selbst zwischen den Zähnen. Dort habe ich das Dienen als ein „JA“ verstanden zu einer Platzanweisung von Gott, egal ob sie meinen Vorstellungen entspricht oder nicht. Was wäre geworden, wenn wir „NEIN“ gesagt hätten? Unsere Tochter hätte keinen liebevollen afrikanischen „Opa“ gehabt. Menschen in ihren Fragen nach Gott und der Wahrheit wären (vielleicht) später, aber nicht zu diesem Zeitpunkt begleitet worden. Lernfeld Malawi Ein Land mit permanenter Armut, viel Hunger und Krankheit. Menschen mit einer abgrundtiefen Angst vor allem Möglichen. Man muss in der Spannung leben, die Not jeden Tag vor Augen zu haben, und sich zuerst in das Gefüge einleben und versuchen, so gut es geht einer von ihnen zu werden, um dann fähig zu sein, der Not gemeinsam entgegenzutreten. Wäre den Malawiern um uns gedient, wenn wir ihnen all das beschaffen würden, was lebensnotwendig ist? Nach 25 Jahren sehen wir, dass sich das Miteinanderleben als guter Dienst erwiesen hat. Die Not im Land ist immer noch vorherrschend. Aber da, wo Einzelne das Anliegen der Bibel angenommen haben, danach leben und den Sinn des Lebens gefunden haben, da verbessert sich oft ihre persönliche Lage. Eine schwangere Radiomitarbeiterin erzählte mir: „Ich bin ganz geknickt. Meine Tante hat mir beim letzten Anruf von ihrem Traum berichtet. Entweder ich oder mein Kind sei bei der Entbindung gestorben. Was soll ich tun, ich hab nun solche Angst?!“ Wir konnten im Gespräch einander bestätigen, dass Gott nicht Angst verbreitet, sondern Hoffnung. Und sie ging mit einem Lächeln im Gesicht und gegen Angstattacken gewappnet nach Hause. Solche Erlebnisse sind ein Gewinn besonderer Art! IneinerUmgebung, inder viele täglichgeradedas verdienen, was sie für den Tag zum Leben brauchen; in einem Land, in dem Jugendliche oft keinenBeruferlernenkönnen;indemFrauenvielfach zu Hause, auf dem Feld oder Markt arbeiten – da war es für mich einfach das Natürlichste, ehrenamtlich zu arbeiten. Dorothe Kränzler ● Paul und Dorothe Kränzler sind seit März 2016 erneut in Malawi im Einsatz und neben der Teamleitung in der Gemeindegründung unter den Yao tätig. Sie haben zwei erwachsene Kinder. Paul ist Industriekaufmann und hat die Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission absolviert. Dorothe ist Schreinerin. Von 1988 bis 2006 arbeitete Familie Kränzler in Afrika, zunächst in der Gemeindegründung in Liberia und Guinea, dann von 1993 an in verschiedenen Aufgaben in Malawi. Von 2006 bis 2015 waren Paul und Dorothe in der Gemeindearbeit in Salzburg/Österreich tätig. dienen? ich? – muss das sein? Was klingt besser in ihren ohren: karriere machen und geld verdienen – oder dienen? Mithelfen: SPENDENCODE 1660-32 Malawi Beim Zerstanmpfen von Soja Einkauf am Straßenrand

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=