MISSION weltweit – Ausgaben 2019

21 schWestern konkret Mit 17 Jahren erlebte sie eine einschneidende Berufung: Nach dem Bibellesen hörte sie plötzlich eine Stimme: „Gib mir dein Leben ganz!“ – „Es mag unglaublich klingen, aber für mich war das ganz klar die Stimme von Jesus“, so Schwester Renate. Seine Aufforderung führte dazu, dass sie mit 23 Jahren in die Liebenzeller Schwesternschaft eintrat. Das Leben wird auf den Kopf gestellt Nach ihrer dreijährigen Bibelschulausbildung kam sie 1966 in die Gemeinschaftsarbeit nach Lahr. Die sechs Jahre waren eine prägende Zeit, denn sie war auf sich gestellt und es gab dort noch keinen Prediger. Von 1972 bis 1979 arbeitete sie in Söllingen, bevor sie 1979 nach Lienzingen bei Mühlacker versetzt wurde. Dort sollte sie im Jugendbund die 21-jährige, hochschwangere Christine Brötzmann kennenlernen, die ihrenweiteren Lebenswegmaßgeblich bestimmte. Nach der Geburt erkrankte die junge Mutter – und die unheilbare Krankheit verschärfte sich nach der Geburt des zweiten Mädchens. Christine Brötzmann wurde zu einem Pflegefall – und die Ehe ging in die Brüche. Schwester Renate, die immer mehr die Pflege übernahm, erkämpfte mit Christine Brötzmann deren Sorgerecht für die Töchter. Die größte Aufgabe im Leben Christine Brötzmann wurde im Laufe der Zeit als christliche Autorin und Malerin bekannt. 20 Jahre lang betreute Schwester Renate die schwerstbehinderte Frau und „der Weg, den man im gehorsam gegenüber Jesus geht, ist der einzige Weg, der weiterhilft und inneren frieden schenkt!“ davon ist schwester renate graf felsenfest überzeugt. ihre Kinder. „Das war die größte Aufgabe in meinem Leben, doch ich wurde dafür nie ausgebildet.“ Bis 1989 hatte sie ihre volle Stelle in der Gemeinschaftsarbeit, dann konnte sie auf eine 50-Prozent-Stelle nach Tann in die Rhön wechseln. Sie wohnte zusammen mit Christine Brötzmann und den beiden Kindern im Gemeinschaftshaus. „Es ist einfach unbeschreiblich, was wir an Wundern erlebten“. So wurde dank der Fürsprache von Politikern der Bau einer aufwendigen Rampe in das Haus bewilligt. Ein Arzt setzte sich dafür ein, dass Christine Brötzmann, die inzwischen bettlägerig war und eine Rund-umdie-Uhr-Pflege benötigte, einen Spezialrollstuhl erhielt. Mit diesem war sie auch liegend mobil und „damit haben wir die ganze Rhön durchforstet“, meint Schwester Renate lächelnd. 2000 starb Christine Brötzmann im Alter von 43 Jahren. Schwester Renate blieb in der Rhön und erlebte, wie die Frauenarbeit in Tann aufblühte: Jeden Dienstag kamen rund 25 Frauen in die Frauenstunde – „und nicht nur Fromme. Eines Tages erkannte ich: Damit hat mir Jesus selbst als Dankeschön ein großes Geschenk gemacht!“ Im Rückblick ist sie Gott dankbar, dass die beiden Töchter sich auch für ein Leben mit Jesus Christus entschieden. Sie sind inzwischen verheiratet und Schwester Renate hat nun fünf Enkelkinder: „Für sie bin ich ihre Oma.“ Neue Aufgabe auf dem Missionsberg 2008 kehrte Schwester Renate nach Bad Liebenzell zurück und fand im Feierabendhaus eine weitere Berufung: Sie betreute sechs Jahre lang eine schwer psychisch erkrankte Mitschwester, fand zu ihr Zugang und ging jeden Tag mit ihr spazieren. Nie wieder musste diese Schwester zurück in die Klinik. Ob Schwester Renate etwas bereut oder im Rückblick anders gemacht hätte? „Nein, ich habe nichts in meinem Leben vermisst und konnte für andere da sein! Ich erlebte: Man wird reich gesegnet und beschenkt, wenn man Jesus vertraut.“ Claudius Schillinger mutter, Pflegerin, gemeinschaftsschwester Oben: Mit Christine Brötzmann bei einem Ausflug mit dem Spezialrollstuhl Links: Schwester Renate Graf und eine der Pflegetöchter

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