MISSION weltweit – Ausgaben 2019

DARUM GEHT’S BANGLADESCH 6 Als wir 1985 nach Bangladesch kamen, gehörte es zu den ärmsten Ländern der Welt. Viele Menschen kämpften ums tägliche Überleben, waren arbeitslos, litten unter Krankheiten und Naturkatastrophen. Die breite Masse hatte nur eine geringe Schulbildung, denn es gab nur wenige Schulen. Die Verkehrswege waren schlecht, das Telefonnetz nicht ausgebaut. Auf dem Land gab es vielerorts keinen Strom, nur wenige Krankenhäuser und keine ausreichende, saubere Wasserversorgung. Veränderungen im Land Dies alles erlebten wir hautnahmit. Wir waren oft Stunden mit dem Schaufelraddampfer nach Barisal unterwegs oder mit dem Boot durch Kanäle und Reisfelder in die Klinik nach Shantikutir. Für dieselbe Stecke braucht man heute mit dem Bus eine gute Stunde! Wir genießen es, Strom zu haben, besseres Wasser, gutes Internet und können mit den Kindern und Eltern in Kontakt bleiben. Inzwischen gehen in Bangladesch die meisten Kinder zur Schule, zumindest in den ersten Jahren. Die gesundheitliche Situation hat sich durch Aufklärung und Impfprogramme sehr verbessert. Die Industrie und der Dienstleistungssektor haben Arbeitsplätze geschaffen, das Pro-KopfEinkommen ist gestiegen. Auch ein Rikschafahrer kann sich jetzt drei Mahlzeiten am Tag leisten. Das Land hat sich rasant nach vorne bewegt. Das Leben ist schneller geworden, der Stress hat zugenommen. Die Probleme sind heute andere. Die Bevölkerung hat sich in den letzten 30 Jahren auf rund 165 Millionen Menschen verdoppelt. Sie zieht es in die Städte in Wohnblöcke. Das offene Miteinander, das Füreinander-Zeit-Haben und die Gastfreundschaft leiden darunter. Aktuelle Themen sind Zeitmanagement, Luftverschmutzung, Vermüllung, Plastik, Klimawandel, digitales Bangladesch, Industrie, Business und Korruption, Städteplanung, Versorgung der älter werdenden Generation etc. Veränderungen in der Missionsarbeit Seit 1974 arbeitet die LM hier in Partnerschaft mit dem einheimischen Gemeindeverband „Bangladesh Baptist Church Sangha“ (BBCS) und dessen registriertem Sozialzweig. Der BBCS ist heute der größte protestantische Gemeindeverband mit 377 Gemeinden und 168 Pastoren. Als wir ins Land kamen, arbeiteten die Missionare vor Ort in den Gemeinden und Projekten; die älteren waren in der Bezirksleitung und verantworteten die Gemeindearbeit. Auch in der Projektleitung spielten ausländische Missionare eine große Rolle. Heute füllen Einheimische diese Positionen aus. Missionare begleiten, ermutigen, befähigen und korrigieren – und dies partnerschaftlich, vertrauensvoll, wertschätzend und gabenorientiert Es geht darum, einander zu dienen – ein großes Übungsfeld! Nur das Ziel ist unverändert: Menschen sollen Jesus kennenlernen, ihren Glauben in Gemeinde und Umfeld leben, dieses lieben und ihm dienen und dadurch andere einladen. Dazu gehört, sich der Not der Menschen anzunehmen. Es gilt weiter, Veränderungen wahrzunehmen, damit zurechtzukommen und sie ins Leben und die Arbeit einzubeziehen. Dranzubleiben, den Motor der Mission am Laufen zu halten, Beziehungen zu pflegen, neue Wege zu gehen und Brücken zu bauen, damit Menschen das Evangelium hören und verstehen. Michael und Regine Kestner leben seit 1985 in Bangladesch. Sie engagieren sich in der Gemeindearbeit, der außerschulischen theologischen Ausbildung (TEE) und im Kinderdorf in Khulna. Vor ihrer Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission war Michael Werkzeugmacher und Regine Erzieherin. Sie haben vier erwachsene Kinder und eine Enkelin, die in Deutschland und England leben. Woher kommst du? Wohin gehst du? Diese Fragen stellen sich täglich viele Menschen in Bangladesch – aus Neugier, mit Interesse oder auch zur Kontrolle. Vor Jahren waren die meisten nur in ihrer näheren Umgebung unterwegs. Das ist heute bei vielen berufsbedingt anders. Doch die Frage nach der Veränderung und dem Ziel und Zweck ist geblieben. Mithelfen: SPENDENCODE 1400-32 Bangladesch Wartungsarbeiten in einer Autowerkstatt. Auch eine Gemeinde benötigt Pflege. FOTO: MICHAEL KESTNER

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