9 JAPAN DARUM GEHT’S MISSION weltweit 9–10/2019 Wobei „Raum“ vielleicht übertrieben ist. Es ist eher eine kleine Box. Auf drei bis vier Quadratmetern bleibt darin gerade einmal Platz für den PC, einen Liegesessel und eine Tasche. Die Wände sind sehr dünn, die Box ist nach oben offen. Man kann in den Internetcafés auch duschen und Fertiggerichte aus dem Automaten kaufen. Für Geschäftsmänner, die den letzten Zug verpasst haben, oder junge Leute ist das eine günstige Alternative zu den üblichen Hotels. Es gibt aber auch Menschen, die dauerhaft in diesen Internetcafés leben! Sie haben zwar ein Einkommen, können oder wollen sich aber trotzdem keine eigene Wohnung leisten. Eine der rund 4000 Box-Bewohner ist Miko (Name geändert). Mich hat ihr ehrlicher Einblick in ihr Leben sehr bewegt. Anonym in der Masse Miko ist nicht gern alleine, möchte aber trotzdem ihren persönlichen Rückzugsort haben. Im Internetcafé hat sie ihren eigenen Bereich und kann gleichzeitig die anderen Gäste hören. Obwohl sie von Menschen umgeben ist, bleibt sie anonym und fühlt sich sicher. Miko erzählt weiter, berichtet von ihren Träumen und auch davon, dass sie nicht weiß, wozu sie eigentlich lebt. So driftet sie von einem Tag in den anderen. Was hat die Geschichte von Miko mit mir und der Liebenzeller Mission zu tun? Ihre Hoffnungslosigkeit bricht mir das Herz und fordert mich als Missionar heraus. Für mich ist die Box, in der sie lebt, auch ein Bild für uns als Mission. Wir haben unseren Bereich, gewissermaßen unsere eigenen vier Wände, in denen wir weltweit aktiv sind. Diese vier Wände sind uns nur geliehen. Der Hausherr, Jesus, darf sie nach Belieben versetzen, verändern und ausrichten. Wir sind „nach oben offen“ und wollen uns durch den Heiligen Geist leiten lassen. Wie Petrus in Johannes 13,36 müssen auch wir immer wieder Jesus fragen: „Quo vadis?“, „Wohin gehst du?“ – Wohin geht dein, wohin geht mein Weg mit Jesus, mit der Liebenzeller Mission? Unsere Box ist nicht nur nach oben offen! Jesus setzt immer wieder offene Türen ein. Durch diese Türen hat uns Gott als Mission schon viele Wege geführt. Viele Menschen durften Jesus als ihren Retter kennenlernen. 120 Jahre Liebenzeller Mission sind ein Geschenk, für das wir Gott nur danken können. Aber es ist kein Sessel, auf dem wir uns bequem zur Ruhe setzen und zusehen, wie die Menschen draußen vorbeigehen. Denn Jesus führt uns immer wieder neu zu den Menschen vor unserer Haustür. Er will ihnen Hoffnung schenken. Die Herausforderung ist, die Herzen dieser Menschen zu verstehen und sie mit Gottes Augen sehen zu können. Welche Fragen bewegen Menschen wie Miko und die vielen anderen in Japan wirklich? Womit kämpfen sie? Auf welchen Wegen befinden sie sich? Das herauszufinden ist, ehrlich gesagt, oft nicht einfach und kostet viel Zeit und Energie. Aber wir erleben, wie Jesus die Herzen von Menschen verändert. Wagen wir gemeinsam als Mission und Missionsfreunde auch in Zukunft Schritte nach draußen. Out of the Box – heraus aus der Box! Das lohnt sich! Lothar Sommer ● Lothar und Tabea Sommer haben zwei Kinder, leben seit 2008 in Japan und arbeiten in einer Gemeinde in Yokohama-Hongodai. Dort sind sie vor allem in der Jugendarbeit eingesetzt und möchten auch Wege zu den Menschen finden, die noch keinen Kontakt zur Gemeinde haben. Lothar war vor seinem B.A.-Theologiestudium in Bad Liebenzell Krankenpfleger. Tabea ist Groß- und Außenhandelskauffrau sowie Heilerziehungspflegerin. Leben in der Box: Allein in Tokio tun das etwa 4000 Menschen. Verglichen mit der Einwohnerzahl (rund 9,5 Millionen) ist der Anteil mit 0,042 Prozent noch gering. Mithelfen: SPENDENCODE 1340-32 Japan Out of the Box Im Schatten der Hochhäuser gehören, besonders in den Großstädten Japans, Hunderte von Internetcafés zum Stadtbild. Diese haben in der Regel 24 Stunden geöffnet. Darin kann man sich nicht nur einen Platz an einem Computer, sondern gleich einen winzigen Raum mieten. 24-Stunden-Internetcafé FOTO: LOTHAR SOMMER
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