14 DARUM GEHT’S SPANIEN FOTOS: THEO HERTLER Inflation in Spanien? Vielleicht kennt sie der eine oder andere noch: Reichsmark, Banknoten mit Millionenwert. Mein Opa hatte einige aufbewahrt. Er war mal Millionär! Nur brachte ihm das nicht viel, weil schon ein Brot eine halbe Million Reichsmark kostete. Am Vortag waren es noch 200.000 Reichsmark gewesen. Man soll sich als Missionar oder Gemeindegründer in die Gesellschaft integrieren, wurde uns gesagt. Aber wie integriert man sich in eine Gesellschaft, in der das gegenseitige Vertrauen fehlt und fehlendes Vertrauen durch viele Worte kompensiert wird? Es ist die wohl größte Herausforderung in Spanien, in einem Umfeld mit nur wenig Vertrauen zu arbeiten. Alles muss unzählige Male bestätigt und beglaubigt werden. Selbst dann gibt es Vertrauensbrüche. Korruption ist an der Tagesordnung. Ordnungskräfte arbeiten Hand in Hand mit Drogendealern. Grundstücksverkäufe werden notariell beglaubigt und trotzdem mehrfach getätigt. „Te lo juro por mi madre.“ „Ich schwöre dir bei meiner Mutter“. Bekräftigungen wie diese sind typisch, wenn das gesprochene Wort nichts wert ist. Es gibt eine Inflation der Worte, eine „Aufblähung“. Millionen Worte mit geringem Wert. „Die Worte nimmt der Wind mit“, lautet ein spanisches Sprichwort. Wenn wenig gegenseitiges Vertrauen da ist, warum sollte man einem vertrauen, der von Jesus spricht und „religiös daherkommt”? Und das ganz anders, als man es bisher gewohnt war? Auf ein „Grundvertrauen“ lässt sich kaum bauen. Leider führen Misstrauen und Vertrauensbrüche oft auch zu Gemeindespaltungen, wenn neue Gläubige in alten Denkmustern leben. Nur eine gute Verbindung zu Jesus macht uns ehrlich und vertrauenswürdig. Ohne es zu merken, werden wir intensiv beobachtet von Nachbarn, Bekannten und Leuten in der Gemeinde. Sie wissen häufig mehr von uns, als wir denken. Ein langer Atem ist notwendig, weil enttäuschte Leute nur sehr vorsichtig Vertrauen fassen. Wir mussten lernen, dass es in Spanien fast keinen Vertrauensvorschuss gibt. Ja, man lernt sogar, selbst negativ zu denken. Wir müssen es lernen, es auszuhalten, wenn uns Misstrauen entgegengebracht wird – und Geduld haben. Nur so kommen wir aus der Inflation heraus. Theo Hertler Theo und Carolin Hertler arbeiten seit 1996 als Gemeindegründer in Marbella/ Andalusien. Sie begleiten die Gemeinde auf dem Weg in die Selbstständigkeit und engagieren sich überregional bei Missionseinsätzen. Theo war vor seiner theologischen Ausbildung in Bad Liebenzell als Maschinenschlosser tätig. Carolin ist Krankenschwester von Beruf. Zwei ihrer vier Kinder leben in Deutschland. Quo vadis – wenn das Vertrauen fehlt? Seit 1996 entsendet die Liebenzeller Mission Mitarbeiter nach Spanien. Die meisten waren und sind in der Gemeindegründung und im Gemeindebau tätig. Wo liegen die größten Herausforderungen für die Arbeit? Wo sehen junge Missionare eine große Notwendigkeit, aktiv zu werden? Und welche Chance bietet die Zusammenarbeit mit einem spanischen Pastor? Antworten von Theo Hertler, Daniel Köhler und Daniel Suchalla. Reich mit Reichsmark? Beim jährlichen Treffen der SpanienMissionare sind auch die impactler mit dabei. 2019 fand es in der Sierra Nevada statt. Mithelfen: SPENDENCODE 1780-32 Spanien
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