15 MISSION weltweit 9–10/2019 SPANIEN DARUM GEHT’S Sehnsucht nach tiefen Freundschaften Nachdem wir im ersten Jahr in Spanien die Kultur und die Sprache studiert hatten, konzentrierten wir uns auf die Region und auf den Ort, an dem wir wohnen. Wir befragten 15 Menschen, die schon seit einigen Jahren in Peñíscola leben, nach ihrer Weltanschauung. Uns interessierte auch: Was müsste eine Kirche bieten, damit sie ein Teil von ihr werden würden? Bei den meisten Gesprächen kam heraus, dass sich die Menschen tiefe Beziehungen und Freundschaften wünschen. An diesem Punkt sehen wir unter anderem die große Chance für Gemeinde: Gott ruft zu tiefer Gemeinschaft auf – in erster Linie mit IHM und dann auch miteinander. Zurzeit sind wir noch in Deutschland im Reisedienst. Aus Spanien erhalten wir immer wieder Nachrichten mit der Frage: „Wann kommt ihr denn endlich wieder?“ Aus den ersten Kontakten haben sich inzwischen Freundschaften entwickelt. Unsere Nachbarin – eine ältere Witwe – kann es kaum abwarten, bis wir wieder in Spanien sind. Auch Deutsche, die seit Kurzem in Spanien wohnen, meinten: „Wenn ihr wieder da seid, kommen wir auch mal mit in den Gottesdienst.“ Die Herausforderung besteht aber darin, Menschen nicht an sich zu binden, sondern sie miteinander und, was noch viel wichtiger ist, mit Gott zu verbinden. Viele Chancen sehen wir in der Arbeit unter Kindern und Jugendlichen. In den umliegenden Orten gibt es keine erlebnispädagogischen Angebote. Wir haben die Möglichkeit, mit einer lokalen Kinderpsychologin zusammenzuarbeiten und Angebote für Kinder und Jugendliche zu gestalten. Die umliegenden Bergdörfer hatten auch schon andere Missionare vor uns im Blick. Dort ist das Evangelium so gut wie unbekannt, diese Orte bieten viel Potenzial für künftige Arbeitsgebiete. Daniel Köhler Daniel und Tabea Köhler leben seit 2015 in Peñíscola an der Costa Azahar. Sie haben eine Tochter. Daniel ist Krankenpfleger von Beruf und hat die Interkulturelle Theologische Akademie (ITA) in Bad Liebenzell absolviert. Tabea ist Sozialarbeiterin und Gemeindepädagogin. Sie ist in Chile aufgewachsen, wo ihre Eltern als Missionare arbeiten. Seit Juli 2019 ist Daniel Köhler Teamleiter für Spanien. Von der Skepsis zum Vertrauen Von außen wirken die Spanier sehr direkt und offen. Doch wenn es um Beziehungen geht, erleben wir eine überraschende Verschlossenheit und eine indirekte Art der Kommunikation. Einer Beziehung geht Skepsis voraus und kein Vertrauensvorschuss, den wir gewohnt sind. Dieses Misstrauen macht es uns Missionaren schwer, die Absicht hinter vielen Reaktionen zu verstehen. Auch die Beziehung zu unserem spanischen Kollegen, Pastor Daniel Zafra aus der Gemeinde in Benicarló, mussten wir langsam und mit viel Feingefühl erarbeiten. Doch nun, wo eine Vertrauensebene geschaffen ist, können wir viel von ihm lernen, und wir schätzen die Freundschaft sehr. Er hat schon früher mit Ausländern zusammengearbeitet, und wir können ihn oft fragen, wenn wir kulturell bedingt Fragen haben oder gewisse Vorgehensweisen nicht verstehen. Das ist für uns eine große Hilfe. Die Skepsis der Spanier richtet sich nicht nur gegen Ausländer. Auch allem Neuen oder Unbekannten gegenüber sind sie vorsichtig und erst einmal ablehnend. So sind wir Gott unglaublich dankbar, dass die Gemeinde in Daniel Zafra einen Pastor hat, der aus der Region kommt. Er spricht Valenciano/ Catalan, die Herzenssprache der Menschen hier. Er ist „einer von ihnen“, und sie lassen sich anders von ihm ansprechen als von uns Deutschen oder von Südamerikanern. Auf der anderen Seite lernen wir durch die Zusammenarbeit mit Daniel Zafra andere Formen kennen, Gott zu loben, mit IHM zu reden, die Beziehung zu IHM zu leben. Dies erweitert unseren Horizont und fordert uns heraus, die Vielfalt Gottes in den Menschen zu entdecken. Daniel Suchalla ● Daniel und Rosita Suchalla sind ebenfalls 2015 nach Peñíscola gezogen, um dort in einer Gemeindegründung mitzuarbeiten. Sie haben drei Kinder. Daniel ist Konditor und hat an der Interkulturellen Theologischen Akademie (ITA) in Bad Liebenzell studiert. Rosita ist als Missionarskind in Peru aufgewachsen. Sie ist Gesundheits- und Krankenpflegerin. „Ich schätze sehr das gegenseitige Vertrauen im Team. Es führt zu einer großen Freiheit und zeigt sich in unserer Zusammenarbeit. Weiter schätze ich sehr, dass und wie ihr Missionare aus Deutschland euch hier in Spanien für Gottes Reich einsetzt. Für mich ist es von großem Wert, euch als Familie, Freunde und Kollegen zu haben in der Arbeit, in die uns Gott gemeinsam gestellt hat.“ DANIEL ZAFRA Tauffeier: sechs Christen aus fünf Nationen (2. von links: Daniel Köhler, 4. von links: Daniel Zafra). Die Zukunft Spaniens liegt in internationalen Gemeinden. FOTO: TABEA KÖHLER
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