PERSÖNLICHES Nachruf aus dem Bereich Mission Gerhards letzter Brief* an mich kam an, als er schon in der Ewigkeit war. Wenige Stunden, nachdem uns die schlimmeNachricht erreicht hatte, reistenwir –Dieter undDavid Stamm, meine Frau Tabea und ich – zu Brigitte nach PNG. Gerhard war mir ein besonderer Freund und Bruder. So viel gäbe es zu sagen … Er war wohl der bekannteste LM-Missionar und wahrscheinlich auch unser bester Missionstheologe für die „Basis“. Ich wünsche mir viel mehr Verkündiger, die – so wie er – den großen Horizont des Rettungsplanes Gottes für seine verlorene Welt aus der Bibel heraus aufzeichnen können. Ich wünsche mir, dass viele genau diesen grenzüberschreitenden Herzschlag Gottes erspüren und davon ergriffen werden. Gerhard ließ sich davon ergreifen und sich mit seiner Brigitte nach Neuguinea senden. Die beiden waren sich immer bewusst, in einem Risikoland zu leben und zu arbeiten. Gerhard Stamm war biblisch verwurzelt. Meinungen und Trends der Masse sah er schon immer kritisch. Manchen Entscheidungen von Leitungen stand Gerhard eher abwartend gegenüber. Trotzdem konnten wir beide, als ich dann „sein Chef“ wurde, gut damit umgehen. Sein persönliches Vermächtnis für mich ist, neben vielem anderen: 1. Seine besondere Verbindung zwischen Lebensfreude und Ewigkeitsfreude – mitten im Leben hier. Gerhard hat sich an diesem Leben von Herzen gefreut und freute sich dabei genauso auf eine Ewigkeit bei Jesus. 2. Seine unverkrampfte Art, vom Glauben an Jesus Christus zu reden. Weil Jesus so existenziell zu ihm gehörte, erzählte er so existenziell von ihm. Nehmen wir das als Ansporn, uns mehr darin zu üben, „zur Zeit und zur Unzeit“ natürlich von Jesus zu reden. Ich bete um Missionare, die ihr Leben nicht scheuen, Jesus Christus unter den Völkern mit ganzem Herzen zu verkündigen und ihnen zu dienen. Martin Auch, Missionsdirektor Für einen Kollegen und Freund Das soll kein „Gräberlatein“ auf einen teuren Kollegen und Weggefährten werden, von denen manche Nachrufe und Grabreden voll sind. Gerhard hätte das nicht gewollt. Ich habe viel mit ihm erlebt, seine eindeutige Haltung geschätzt und will kein Ideal- oder Heiligenbild zeichnen. Er war keine Ikone, auch wenn ihn ein ausführlicher Zeitungsartikel in Papua-Neuguinea so beschrieb. Was hat ihn gekennzeichnet? Gerhard hat gern mit Menschen und von Gott geredet. Dass wir von Natur aus gottlose Menschen Gott dringend brauchen! Dass es die edlen Wilden genauso wenig gibt wie den guten Kern im aufgeklärten Europäer. Dass nur durch das Kreuz Jesu Menschen wieder mit Gott zusammenkommen. Dass Gottes Geist hoffnungslosen Fällen Veränderung schenkt. Das erklärte er anderen, so verstand er sich aber auch selbst. Was war Gerhard wichtig? Dass er, dank Jesu Erlaubnis, mit Gott als seinem Vater alles besprechen konnte. Dass wir als Christen gefragt sind, auch den letzten und ärmsten Menschen in den entlegensten Gebieten zu dienen. Dass er Jesu Worte als einen unvergleichlichen Schatz in der Bibel hatte. Seine Augen schauten verschmitzt und voll Freude über den Rand seiner Bibel, wenn er etwas beim Lesen entdeckte. Er konnte staunen! Bei einer Floßfahrt im Urwald breitete er seine Arme aus und rief: „Was bekommen wir alles geschenkt! Andere müssen Tausende zahlen, um so eine Fahrt zu erleben. Wir bekommen sie als Zugabe zu unserem Auftrag!“ Was habe ich an ihm bewundert? Seine Spannkraft, Menschen auszuhalten und ihnen Jesu Liebe zu reflektieren. „Gerhard, den kenne ich. Das ist der ‚Ich-schlag-zu-und-umarm-dich-dann‘- Typ“, meinte einmal ein Australier. „Er schlägt dir die Wahrheit um die Ohren und umarmt dich im nächsten Moment.“ Für mich war Gerhard ein Vorbild, weil er sich Jesus zum Vorbild nahm – nicht, weil er selbst perfekt gewesen wäre. Auf ihn trifft zu, was Jesus von jedem Christen fordert: „Darum lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, dass sie eure guten Werke sehen ... und euren Vater im Himmel preisen.“ Gerhard starb am Ende der Welt in einer zerfallenen Hütte neben einem rutschigen Weg. Um Gottes willen! Erkennt, dass der Herr Gott ist! Für mich ist Gerhards Heimgang ein Bußruf. René Bredow, Missionar in PNG von 1990–2008 und 2014– 2018 Gerhard Stamm – ein Original, humorvoll, jesusfokusiert, direkt und nahe an den Menschen Gerhard und Brigitte waren ein Team, das sich einzigartig ergänzte. * Dieser „Stamm“, dessen Wurzeln ein Herz mit der Inschrift PNG umschließen, war die Absenderangabe dieses letzten Briefes an mich! Unter www.liebenzell.org/gerhard-stamm finden Sie Filme, Bilder, Informationen und Predigten aus dem Missionsdienst von Gerhard und Brigitte Stamm, außerdem Auszüge der Trauerfeier. 23 FOTOS: GERHARD STAMM, ELKE PFROMMER
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