MISSION weltweit – Ausgaben 2019

Holger, was war für Dich in den letzten Jahren eine echte Überraschung? Ich war unterwegs mit einer Gruppe in Israel, als mir vier Leute in schwarz-rot-gelber Kleidung ins Auge stachen. Es waren Besucher aus Papua-Neuguinea in ihren Landesfarben. Ich sprach sie auf Pidgin an, und sie waren „aus dem Häuschen“, dass ein Europäer sie in ihrer Sprache in Jerusalem anspricht. Ihr habt als Missionare auf der Südseeinsel Manus prägende Jahre erlebt. Was war für Euch eine Herausforderung? Die Größte war, die Menschen dort zu verstehen, denn ihre Denkweise unterscheidet sich stark von unserer. Nicht nur das Zeitverständnis ist völlig anders, auch die Wahrheitsfrage tritt oft hinter der Frage zurück, wer denn die Macht hat. Wir mussten fast wie Kinder in diese neue Kultur hineinfinden. Warum seid Ihr nach zehn Jahren nicht wieder ausgereist? Das kam für uns damals überraschend und hatte gesundheitliche Gründe. Holger bekam im Heimataufenthalt 2007 Herzprobleme, genauer gesagt Vorhofflimmern, und brauchte zweimal eine Kardioversion, um den Rhythmus wieder herzustellen. Danach sollte er sich nicht mehr den tropischen Temperaturen und Krankheiten aussetzen. Uns wurde damals die Entscheidung abgenommen, ob unsere Kinder ins Internat gehen sollen, um eine gute schulische Ausbildung zu bekommen. Wir waren unsicher, ob es alle unsere Kinder gut verkraftet hätten. Wir sind froh, dass Gott uns eindeutig geführt hat. Und wie geht es Euch heute als Familie? Gott hat uns die Betreuung von Pflegekindern aufs Herz gelegt. ImMoment leben zwei jüngere Kinder bei uns. Ein Jugendlicher, der ein Jahr bei uns war, besucht uns immer wieder für einige Tage. Wir erleben, wie Gott uns eine große Liebe für diese Kinder schenkt. Da sie nicht aus intakten Familien stammen, bringen sie manche Belastungen und Verwundungen mit. Damit umzugehen und ihnen zu helfen, die erfahrenen Verletzungen zu verarbeiten, ist für uns nicht immer leicht. Umso dankbarer sind wir deshalb, dass unsere eigenen Kinder uns bei dieser Aufgabe unterstützen, soweit es ihnen möglich ist. Was beschäftigt Euch aktuell? Holger hat im Arbeitskreis Israel des LGV ein Teildeputat übernommen. Dort können wir uns mit unserer interkulturellen Erfahrung und den Englischkenntnissen einbringen – und damit wieder über den deutschen Aufgabenraum hinaus. Wichtig ist uns dabei auch, Christen bewusst zu machen, dass unser Glaube an Jesus seine Wurzeln im Judentum hat. Gibt es einen Bibelvers, den Ihr über Euer Leben schreiben würdet? Zum einen die Zusage Gottes aus Jesaja 41,10: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir, weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die Rechtemeiner Gerechtigkeit.“ Und der Wunsch aus Apostelgeschichte 20,24: „Aber ich achte mein Leben nicht der Rede wert, wenn ich nur meinen Lauf vollende und das Amt ausrichte, das ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes.“ Holger und Silvia Totzeck haben vier Kinder. Eine der drei Töchter studiert, die beiden anderen stehen kurz davor. Ihr Sohn besucht die 10. Klasse. Zur Familie gehören auch drei Pflegekinder. Holger kommt aus WanneEickel und war nach dem Abitur zur fünfjährigen theologischen Ausbildung am Seminar der Liebenzeller Mission. Silvia ist in GrafenauDöffingen aufgewachsen und hat die hauswirtschaftliche Ausbildung auf dem Missionsberg absolviert. Beide waren von 1997 bis 2007 Missionare in Papua-Neuguinea. Holger war als Lehrer an der „Bibelschule der Evangelischen Kirche von Manus“ tätig. Nach dem zweiten Heimataufenthalt wechselte Familie Totzeck 2008 in die Arbeit des Liebenzeller Gemeinschaftsverbandes (LGV) in Bad Kreuznach. …Holger und Silvia Totzeck? Was machen eigen tlich ... FOTO: ELKE PFROMMER Die Fragen stellte René Bredow, ebenfalls ehemaliger Neuguinea-Missionar

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