MISSION weltweit – Ausgaben 2019

12 darum geht’s burundi Ab einem gewissen Alter denken in Burundi vor allem Männer darüber nach, was von ihnen bleibt, wenn sie sterben, und wie die Leute dann von ihnen reden werden. Ihr Leben setzt sich vor allem durch viele Nachkommen fort. So haben burundische Frauen im Durchschnitt sechs Kinder und liegen damit weltweit nach Niger an zweiter Stelle. Für immer und ewig? Viele Afrikaner fürchten Veränderungen. Wenn sie beruflich eine gute Position erreicht haben, sind sie davon überzeugt, den Posten auf ewig einnehmen zu können. „Sicherheitshalber“ gibt man so wenige Informationen wie möglich an Mitarbeiter weiter – sie könnten einem die Position streitigmachen. Das führt dann zumBeispiel zu Schwierigkeiten und „ewigen“ Verzögerungen, wenn der Verantwortliche nicht da ist, sich aber sonst keiner mit Vorgängen auskennt. Einflussreichere und betuchtere Männer setzen sich ein Denkmal, indem sie ein Unternehmen oder ein gemeinnütziges Gebäude aufbauen. Es wird versucht. Straßen, Plätze, Krankenhäuser oder Fußballstadien nach Helden der Nation, Politikern oder politischen Freunden zu benennen. Hoffnung und ewigkeit Die Ewigkeit kommt vor allem dann ins Spiel, wenn die Lasten zu stark werden. Dann sagt der Burundier oft: „Aber das wird sich eines Tages ändern.“ Viele Lieder in der Kirche sprechen von der Ewigkeitshoffnung, ähnlich den amerikanischen Gospels. Durch jahrzehntelange Bürgerkriegserfahrungen, Malaria (bis Juli 2019 starben in diesem Jahr bereits 1800 Menschen daran), HIV/Aids, die Bedrohung durch Ebola und die regelmäßigen Hungerzeiten ist der Tod viel präsenter im täglichen Leben. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei nur 61 Jahren.* Wenn Menschen sterben, wird eine Woche lang sehr getrauert. Enge Angehörige sind in der Zeit von der Arbeit befreit. Nach der Woche findet die Beerdigung auf dem Friedhof statt. Die Trauerzeit dauert noch ein Jahr, doch dann wird der Verstorbene „vergessen“: Witwen und Witwer können wieder heiraten. Friedhöfe überwuchern, und Ziegen und Kühe weiden darin. Die Gräber werden in der Regel nicht mehr besucht, man lässt sie in Ruhe und hofft (zumindest im traditionellen Glauben), dass die Toten nicht zurückkommen. Albrecht und Annegret Hengerer sind seit 30 Jahren mit der Liebenzeller Mission im Einsatz, zunächst von 1989 an in der Gemeindegründung in der Normandie/Frankreich und seit Sommer 2017 in Burundi. Sie unterstützen die einheimische Kirche durch Predigten und Schulungen sowie administrative und geistliche Begleitung. Vor seiner Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission war Albrecht diplom-Verwaltungswirt (FH). Annegret ist Krankenschwester von Beruf. Mithelfen: SPENdENCodE 1620-32 Burundi sich hier verewigen? „burundi gehört zu einem der ärmsten länder der Welt. deshalb sind viele menschen täglich zunächst mit dem Überleben beschäftigt“, sagt pastor p. auf meine Frage, welche rolle die ewigkeit bei den menschen in burundi spielt. seine Feststellung: „Wir denken in viel kürzeren abschnitten.“ doch nachforschungen ergaben dann erstaunliches. * Quelle: index mundi 2017 Rundhütten bei Mugamba: ein Weltkulturerbe mit Raum für die Ahnenverehrung FoTo: HELGE HArTMANN

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