MISSION weltweit – Ausgaben 2019

7 samBia darum geht’s mission weltweit 3–4/2019 Brautpreis zu bezahlen ist biblisch. Also machen wir es auch.“ Wie verbindlich ist alttestamentliche Kultur für uns? Das ist die spannende Frage. „Verstehst du auch, was du liest?“ So fragte der Evangelist Philippus den äthiopischen Hofbeamten (Apostelgeschichte 8,30). Einen gelesenen Text zu erfassen, zu verstehen und mit eigenen Worten wiederzugeben, ist eine Fertigkeit, die in sambischen Schulen kaum gelehrt wird. Beim Predigen oder in Schulungen machenwir es deshalb so: Wir lesen den Text und erzählen ihn dann mit eigenen Worten noch einmal nach. – Bei einer Schulung im Nachbarland Kongo lasen wir fünf Bibelverse, und danach fragte ich nach dem Inhalt dieser Verse. Die Antworten waren alles andere als der Inhalt des Textes. Wir brauchten fast sieben Minuten, bis wir die Antworten zusammenhatten. eine interessante Auslegung Ein Beispiel ist die Auferstehung des Lazarus (Johannes 11,38–44). Jesus sagte: „Lazarus, komm heraus!“, und Lazarus kam aus dem Grab, war aber noch „gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen”. Einige Pastoren legen das so aus: Jesus hat Lazarus auferweckt, das ist symbolisch für das neue Leben, welches Christen durch Jesus empfangen. Dass Lazarus noch an Händen und Füßen gebunden war und Jesus die Menge auffordert: „Löst die Binden und lasst ihn gehen!“, wird so erklärt: Der neu zum Glauben Gekommene muss durch andere Gläubige freigebetet werden, damit die „Fesseln der Geister“ gelöst werden. – Ich muss zugeben, dass ich auf solch eine Auslegung überhaupt nicht gekommen wäre! Da gilt es mit der Bibel zu erklären und zu korrigieren. Was ein Pastor im kongo erlebte Als er ein Kind war, gab es eine Dürrekatastrophe. Sein Vater ging mit der ganzen Familie in den Busch. Nachdem sie zwei kleine Hütten gebaut hatten, opferten sie den Geistern. Gegen Abend kehrten siewieder nachHause zurück. Amnächsten Tag regnete es. Damals, so erklärte der Pastor, habe ich fest an die Geister geglaubt. Heute weiß ich, wer den Regen geschickt hat: es war Gott. Der Hintergrund: Ahnen und Geister können manipuliert werden. Durch Opfer bringt man die Geister dazu, positiv zu antworten, indem sie zum Beispiel Regen schicken oder einen Arbeitsplatz besorgen. Dennoch gelten Geister als unberechenbar und launisch. Die Menschen sind sich nie sicher, was sie erwartet. – Viele übertragen diese traditionellen Vorstellungen über Geister auf den Heiligen Geist. Geld spenden, praktischer Einsatz in der Gemeinde, viel beten, hingebungsvoller Lobpreis usw. sind „Opfer“ an den Heiligen Geist. Somit erwarten die Gemeindeglieder auch Hilfe in Krankheit, bei familiären Problemen, in Geldnot oder als Schutz vor Zauberei. Wenn das nicht eintrifft, sind sie enttäuscht von der Gemeinde und von Gott. Doch den Heiligen Geist und Gott kann niemand manipulieren. Gott hält, was er verspricht und ist nicht launisch. Auf Gott ist Verlass, ihm können wir vertrauen, das gilt es zu lernen. „Vertraut Gott! Vertraut Gott!“ Ein Gemeindeältester wiederholte das so oft, dass es auch jeder mitbekam. Am Ende seiner Predigt hatte er aber immer noch nicht erklärt, wieman denn jetzt Gott vertrauen soll oder kann. „Vertrauen“ ist ein Fremdwort, das erklärt werden muss, in einem Umfeld, in dem noch immer vielen jungen Männern vor der Hochzeit gesagt wird: „Liebe deine Frau, versorge sie, aber vertrau ihr nicht“. Und in einem Umfeld, in dem man sich nicht darauf verlassen kann, dass man ausgeliehenes Geld wiederbekommt. Und wie soll ich Gott vertrauen, den ich nicht sehe, wenn ich meinen Mitmenschen nicht vertrauen kann? Kommen wir nicht selbst auch ins Schwimmen, wenn wir Gottvertrauen erklären müssen? „Wie sag ich’s meinem kinde?“ Es ist für uns immer wieder eine Herausforderung, die Botschaft der Bibel so inWorte zu fassen, dass sie verstanden wird. Aber ist das nicht auch im christlichen Abendland der Fall? Konnte man früher noch voraussetzen, dass Begriffe wie Sünde, Gottesfurcht, Glaube oder Gebet bei den meisten Menschen mit einer biblischen Bedeutung belegt waren, so sind sie heute unverständlich oder mit anderen Inhalten gefüllt. Als Missionar muss man lernen, was die Menschen, denen man das Evangelium bringen möchte, unter gewissen Worten verstehen. Und das brauchtmanchmal lange, undman tritt in somanches Fettnäpfchen. Als offensichtlich war, dass viele Männer ihre Frauen nicht gut behandelten, predigten wir: „Ihr Männer, liebt eure Frauen.“ Bis uns dann gesagt wurde: „Aber ich liebe meine Frau doch! Jede Nacht!“ In Schulungen versuchen wir, Begriffe zu erklären sowie einen Überblick über die Bibel zu vermitteln. Durch Anschauungsmaterial machen wir die Welt der Bibel verständlich, damit Auslegungen wie „Jona machte sich auf den Weg nach Ninive, das ungefähr 50 Kilometer von Jerusalem entfernt ist“ nicht mehr vorkommen. Reinhard Frey l Dr. (UNIMW) reinhard und Cornelia Frey sind nach 13 Jahren gemeindedienst in Deutschland im Herbst 2015 nach Sambia zurückgekehrt. Dort waren sie schon von 1986 bis 2002 in der gemeinde- und Schulungsarbeit tätig gewesen. Reinhard arbeitet nun in der gemeindeleiterschulung in Sambia und dem benachbarten Kongo. cornelia bringt sich in Frauenstunden und im Kindergottesdienst ein. immer wieder fallen christen in sambia auf die versprechen und scharlatanerien von sogenanntenPropheten herein, weil sie nicht genug wissen, was die Bibel über ein gottgefälliges leben schreibt. Gemeindeleiterschulung im Kongo FoToS: ReINHARD FRey

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