FraNkreIch darum geht’s 5 mIssIoN weltweit 1–2/2019 foto: MIRIaM DehneR Ich bin erst vor ein paar Wochen in Montpellier angekommen. Spätestens jeder Umzug stellt mich erneut vor die Herausforderung „Einsamkeit“. Erst einmal ist sie gar nicht so schlecht, und ich genieße die Freiheit von sozialem Druck, oft auch besondere Intimität mit Gott. Aber spätestens nach drei Tagen ohne „wirkliche“ Gemeinschaft merke ich, wie mir die fehlenden Beziehungen zusetzen. Die Einsamkeit wird zur Leere, die Leere zur Antriebslosigkeit, die Antriebslosigkeit zur Hoffnungslosigkeit, und all das summiert sich zu einer gefühlten Ferne zu Gott. Denn selbst IHM begegne ich nicht nur in der Stille und Einsamkeit, sondern genauso in der Gemeinschaft. Wenn diese Einsamkeit mir sogar die spürbare Nähe zu Gott zu rauben scheint, kommt oft diese Frage inmir hoch: „Jesus, bist du nicht eigentlich genug?!“ Eigentlich ist er doch mein Geliebter, mein Vater, mein Freund, der mich erfüllt. Der, der mir Liebe, Wertschätzung und Nähe schenkt. Der Einzige, der mich niemals allein lässt. Trotzdem bleibt zu oft dieses Gefühl der Einsamkeit. Gott ist mir zu weit weg, zu unsichtbar, zu still, zu ungreifbar. Gott, der Vater, nimmt mich nicht wirklich physisch in den Arm. Einsamkeit auch in Gemeinschaft Gott hat uns als soziale Wesen geschaffen. Wir sind dafür gemacht, Menschen zu lieben und mit ihnen Leben zu teilen. Doch das reicht nicht. Wir sind für eine göttliche Beziehung gemacht. Denn selbst in „guter“ Gemeinschaft kann man einsam sein. Wie oft war ich schon mit Freunden und Familie zusammen und mir hat dennoch etwas gefehlt: Liebe unter allen Umständen, wirkliches Verständnis dafür, wie ich fühle. Niemand kann uns so perfekt lieben und so genau verstehen wie unser Schöpfer-Gott. Und hier liegt bei mir, als Gemeinschaftsliebende, eine der größten Gefahren: dass Gemeinschaft mein Götze wird. Wenn ich etwas mehr liebe als Gott und mein Glück von etwas anderem erwarte als von ihm, ist es ein Götze. Dieser trennt mich von Gott und wird mich auf schreckliche Weise enttäuschen. Hierauf hat Gott mich schon oft in Einsamkeit und Enttäuschung hingewiesen und mich zurück zu ihm gerufen, dem Einzigen, der meine Sehnsucht nach echter und tiefer Gemeinschaft wirklich erfüllen kann. Davon bin ich überzeugt. Dennoch frage ich oft: „Jesus, bist du wirklich genug?“, und fühle einen Mangel. Aber ist das nicht so wie mit vielen Dingen in dieser herausfordernden „Zwischenzeit“? Wir sehnen uns nach mehr, weil es mehr gibt. Unsere menschlichen Beziehungen reichen uns nicht, weil wir die göttliche Beziehung brauchen. Die göttliche Beziehung reicht uns auch noch nicht, weil sie noch nicht perfekt ist. Gott hat uns eine unbeschreiblich wunderbare Zukunft in seiner Gegenwart mit all unseren Glaubensgeschwistern versprochen. Wenn ich jetzt also einsam bin, dann halte ich mich an Gottes Versprechen: Ichwerde in so vollkommenerGemeinschaftmit IHMleben, dassmir nichts, rein gar nichts mehr fehlt. Und die perfekte Gemeinschaft mit allen geretteten Menschen gibt es dann noch zusätzlich. Lisa Kimpel ● Lisa kimpel ist in nordhessen aufgewachsen und hat nach dem abitur die Interkulturelle theologische akademie (Ita) in Bad liebenzell absolviert. Seit Januar 2017 lebt sie in frankreich. nach dem Sprachstudium im Großraum paris Mitarbeit in der Gemeinde in alençon/normandie. Seit herbst 2018 gehört sie mit den familien Bolanz und Dehner zum Gemeindegründerteam in der südfranzösischen Stadt Montpellier. Inmitten vieler menschen sitze ich auf dem belebtesten platz der stadt. überall sehe ich miteinander vertraute Familien, fröhliche Freunde und spaßende Bekannte. und ich mitten drin – allein. Lisa am neuen Einsatzort Montpellier Jesus, bist du genug? Mithelfen: SpenDencoDe 1460-32 frankreich
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