MISSION weltweit – Ausgaben 2019

ratlos Im vergangenen Oktober erschien das Buch „Generation Lobpreis und die Zukunft der Kirche“ von Tobias Faix und Tobias Künkler, Professoren an der CVJM-Hochschule in Kassel. Grundlage ist eine empirische Untersuchung der Generation der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die zwischen 1990 und 2003 geboren wurden und die Eigenschaft „hochreligiös“ teilen. Viele von ihnen sind in christlichen bzw. evangelikalen Kreisen beheimatet. Auf die Frage „Was stärkt deinen Glauben?“ gaben 64 Prozent der Befragten den Hinweis auf christliche Lobpreismusik bzw. „Worship“. An zweiter Stelle kam das Gebet, an dritter „Gespräche mit Freunden und Familie“, an vierter „christliche Freizeiten“, an fünfter „Predigten im Gottesdienst“ und – das ist jetzt die eigentliche Überraschung – erst an sechster Stelle das Bibellesen. theologie und Liedtexte light Was die Studie offenbart hat, haben Dozentinnen und Dozenten an christlichen Ausbildungsstätten schon länger wahrgenommen: Bibellesen ist out, die Bibelkenntnis überschaubar und die Lust, das zu ändern, begrenzt. Entsprechend kann in einem Theologiestudium, aber auch bei Bibellesen ist out, die Bibelkenntnis überschaubar und die lust, das zu ändern, begrenzt. so lassen sich die wahrnehmungen an christlichen ausbildungsstätten und die ergebnisse einer untersuchung unter 16- bis 29-jährigen christen auf den punkt bringen. ratlos vor dem biblischen analphabetismus der Predigt oder bei Bibelarbeiten auf Freizeiten auf immer weniger aufgebaut werden. Viele biblische Bezüge und Querverweise bleiben ungehört und unverstanden, weil die Texte nichtmehr bekannt sind. Notwendigerweise wird dann auch die Theologie, die noch vermittelt werden kann, eher „light“. Nun kann und darf es nicht um ein „Bashing“ (Niedermachen) dieser Generation gehen, ganz im Gegenteil: Wir haben es heute mit wunderbaren, hoch motivierten, tief frommen und extrem freundlichen jungen Menschen zu tun, die mehr und tiefer aus dem Gebet heraus leben, als ich das je getan habe. Es ist eine Generation, die im Lobpreis eine Form entdeckt hat, um Gott zu begegnen. Dass man Fragen an die theologische Tiefe und biblische Fundierung vieler dieser Lieder stellen kann und muss, gehört dazu. Aber hier lohnt sich immer auch ein Blick aus der Distanz: Das, was in die Gesangbücher früherer Zeiten Eingang gefunden hat, ist das Extrakt der „Top 500“ aus 1500 Jahren. Es wurde auch in den vergangenen 1500 Jahren viel Mist gedichtet und gesungen. Wir wissen nur nichts mehr davon, weil das mittlerweile aussortiert und vergessen wurde. 18

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