5 mission weltweit 5–6/2019 interKulturelle teams deutsChland darum geht’s FoTo: ISToCKPHoTo/DGLIMAGES Christian und Bettina sind seit 2012 im rahmen der Interkulturellen Teams Deutschland unter Migranten in Ludwigsburg tätig, insbesondere unter Jugendlichen. Sie haben vier Kinder. Vor seiner Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission war Christian Industriekaufmann. Bettina ist Erzieherin von Beruf. Mithelfen: SPENDENCoDE 1060-32 Interkulturelle Teams Ist Mission salonfähig? stellen wir uns vor, es würde zu einem treffen der würdenträger unserer gesellschaft eingeladen. Vertreter aus städtischen, schulischen und gemeinnützigen einrichtungen kämen zusammen. wäre auch die mission dabei? Ein deutliches Unbehagen breitet sich in der festlichen Runde aus. Sind die Werte und Vorstellungen nicht zu unterschiedlich? Können städtische Jugendarbeiten, Schulen, soziale und politische Einrichtungen überhaupt mit Mission kooperieren? Schlussendlich bleibt oft der diskrete, höfliche Abstand. Nur auf getrennten Wegen scheint es für beide möglich, sich in Freiheit zu entfalten. Doch glücklicherweise reicht das Leben darüber hinaus. Es ist nunsiebenJahreher, dabetrat ichvonseiten der Mission, zugegebenermaßen etwas zaghaft, den gesellschaftlichen Raum in unserer Stadt. Die Etikette bekam ich von Anfang an zu spüren: missionarisches Reden unerwünscht, denn es trifft den Nerv dieser um Freiheit und Frieden besorgten Gesellschaft. „Suche Frieden und jage ihm nach.“ Ja, das wollen hier alle, aber die Befürchtung steht imRaum, dass geradeMission dieses Anliegen gefährdet. Sie schüre Differenzen, statt das gemeinsame Leben zu fördern … Und doch gab es da einzelne Menschen, die mir Einlass gewährten. Sie waren imstande, für das gemeinsame Anliegen einzustehen, das uns verbindet. Sie gaben uns den Vertrauensvorschuss, Friedensstifter zu sein, nicht Unfriedensstifter. Gott sei Dank: Vertrauenwuchs, weil wir das Verbindende stärkten, weil wir es gut meinten und gut machten und nicht nur unser eigenes Ding durchzogen. Weil wir nicht nur lernten zu reden, sondern auch hoffnungsvoll zu schweigen. Mittlerweilekann ichsagen, dasswir inder SalonRunde durchaus unseren Platz erhalten haben und dazugehören. Ich lernte einmal mehr, dass es selbst in unserer strukturorientierten Gesellschaft nicht das Entscheidende ist, mit welcher Organisationman unterwegs ist, sondern wer ich als Mensch bin und wie ernsthaft ich arbeite. Mission auf ungewohntem Parkett leben Manchmal fragte ich mich, wie es mir wohl ergangen wäre, hätte ich den Salon erst gar nicht betreten, sondern draußen vor der Tür meine Platzanweisung gefunden. Ich wäre gewiss freier gewesen, Differenzen zu betonen und Mission entgegen dem gesellschaftlichen Strom zu leben. Das ist sicherlich einWesenselement derMission. Und doch genieße ich es, inmitten des Salons Mission anders zu leben, als es die allgemeine Einschätzung von Mission vermuten lässt. Mission geht nicht nur abwendend, sie geht auch zugewandt. Sie unterscheidet nicht nur, sondern führt zusammen. Ich erlebe, wie in unserer Arbeit Christen, Muslime und städtische Einrichtungen zusammenkommen, und wie das Gespräch über Jesus und den Glauben eine neue Tiefe und Qualität in unsere Jugendarbeit gebracht hat, über unsere Unterschiede hinweg. Ist Mission salonfähig? Es kommt darauf an, wie wir sie leben. Die Welt um uns will sehen, wie wir sie umsetzen. Sie hat gewiss nicht salonfähig zu sein und sich an menschliche Etikette zu halten, aber sie hat ebenso wenig von vorneherein draußen zu bleiben. Drinnen erreicht sie andere Menschen als draußen, drinnen erreicht sie anders als draußen. Es bedarf beider Aspekte. Jedoch darf Mission nicht an einer ihrer ersten Voraussetzungen scheitern, nämlich in Plattformen (Salons?) in eine Begegnung mit Menschen zu kommen. Christian l
RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=