PaPua-neuguinea darum geht’s 9 mission weltweit 5–6/2019 Missionsflieger erreichen noch das Hinterland, damit Menschen versorgt werden können. Mission hat dazu beigetragen, Kulturen vor der Zerstörung durch ökonomische und politische Kräfte zu retten und Kulturen und Sprachen zu dokumentieren – bei rund 865 Sprachen und 1000 Volksgruppen ein bemerkenswerter Dienst! Gleichzeitig wurden menschenfeindliche Sitten wie der Kannibalismus und die Unterdrückung der Frau abgeschafft. Innerer Friede schaffte auch äußerlichen. Von persönlichen Veränderungen Einzelner ganz abgesehen. Hier ist Mission angesehen, Bestandteil des Lebens und der Geschichte des Landes. Man wirft ihr weder Imperialismus noch Kulturzerstörung vor. Mission versuchte immer, Menschen in ihrer Entwicklung und der Entwicklung ihres Landes zu unterstützen und zu befähigen – während Globalisierung und Entwicklung ohne Rücksicht auf Kultur über das Land hereinbrachen und Menschen verwirrten. In unserer Arbeit in den Settlements (Elendsvierteln) versuchen wir, Kindern ganzheitlich Wert und Werte zu vermitteln. Für alle anderen sind diese Kinder „rabbis“ (Abfall). So auch Manu aus dem ErimaSettlement, der von Geburt an HIV/Aidsinfiziert war. Er starb Mitte Februar. Durch unsere Arbeit mit der Kirche hat er Wertschätzung und Gottes Liebe erfahren, wohingegen er in der Community nur als „der kranke Junge“ galt. Das Kaukau-Prinzip Mission kann nicht gelingen, wenn es eine Entwicklung von außen ist oder wenn Kirche zur billigen Kopie des Westens wird und sich nicht nationalisieren darf. Christentum ist keine westliche Kultur, sondern passt wahrscheinlich besser zur StammesKultur Neuguineas als zu unserer. Eine vollständige Übergabe an Einheimische konnten wir im letzten Jahr feiern: Über 100 Jahre, nachdem die ersten Liebenzeller Missionare auf der Insel Manus gelandet waren, wurde die letzte Missionarsfamilie verabschiedet. Es war keine Beerdigung, sondern eine Hochzeit: Das Kind geht nun seinen Weg. Gott schuf die Erde und die Menschen, um in einer Beziehung mit ihnen zu leben, und in Jesus hat er seine Liebe bewiesen. Jesu Botschaft hatte weder in Mitteleuropa noch in Neuguinea ihren Ursprung, aber der Same wurde in alle Welt ausgesät. Er ging auf, verdorrte oder blühte aufgrund anderer Gegebenheiten vor Ort anders. Das ist wie bei der Süßkartoffel, der Kaukau. Sie ist fast überall im Land Hauptnahrungsmittel und Bestandteil jedes Festessens. Aber sie war hier nicht heimisch, kam aus Südamerika, wurde gepflanzt, verspeist und ein Teil des Lebens. Pastor John aus Tari berichtete mir: „Bevor die Missionare zu uns kamen, glaubten wir an die Geister, die wir bei guter Laune halten mussten. Aber es gab diesen einen großen Gott Dadagaliwabe, vor dem wir uns alle fürchteten. Wir haben nicht geklaut oder gelogen, weil wir wussten: Dadagaliwabe beobachtet uns. Als die Missionare gekommen sind, haben wir diesen Gott, der uns verborgen war, in Jesus kennengelernt, und wir folgten ihm nach.“ Ähnliche Geschichten werden in vielen Stämmen Neuguineas und auch anderen Ländern überliefert: Gott war schon dort, bevor es Mission gab! Gott hat „Ewigkeit in ihr Herz gelegt“ (Prediger 3,11). Es ist der Gott aller Menschen, der sich in Jesus den Menschen offenbart. Manchmal nimmt er aus Gnade Menschen (Missionare) als Helfer. In einem Brief schreibt Friedrich Doepke, der erste Liebenzeller Missionar in Neuguinea, der später umgebracht wurde: „Es winkte mir das Kreuz des Südens zu. Möchte doch das Kreuz von Golgatha von den Manus-Leuten als ihre wahre Rettung erkannt werden. Meine Bitte ist, ja nicht von Manus zu weichen, es sei denn durch Gewalt, bis viele an Jesus glauben.“ Das ist auch die Motivation für unseren Dienst: dass Menschen gerettet werden; nicht weil „wir Missionare wissen, wie es geht“, sondern weil es Gottes Liebe und seine Bewegung ist. Das Schöne an Mission ist: Gottes Liebe hat keine Grenzen – wir als Christen sind alle dazu beauftragt, an der Bewegung Gottes teilzuhaben. Es macht keinen Unterschied, ob wir in Deutschland oder Neuguinea leben, ob wir einen Missionarsrabatt bekommen oder aber als Christen verkannt werden. Sebastian Proß l Sebastian und Katharina Proß sind seit August 2016 verantwortlich für das sozialmissionarische Projekt „Shape Life“ in den sozialen Brennpunkten von Port Moresby/PapuaNeuguinea. Mehr als 500 Kinder besuchen in zehn „Settlements“ die wöchentlichen Kinderprogramme, die von rund 25 Freiwilligen geleitet werden. Nach dem Abitur studierten Sebastian und Katharina Theologie/Soziale Arbeit im interkulturellen Kontext an der Internationalen Hochschule Liebenzell (IHL). Sie haben eine Tochter. „reicher kann ein land an Bodenschätzen kaum sein, internationale Bergbaukonzerne schürfen überall. und doch bleibt die große mehrheit bitterarm, die vielen kleinen indigenen Völker, die alle ihre eigenen sprachen und Bräuche haben, kämpfen noch damit, den sprung aus einer welt des geisterglaubens in das digitale Zeitalter zu schaffen. das ist weit, sehr weit für die Psyche eines menschen.“2 Mithelfen: SPENDENCoDE 1212-32 PapuaNeuguinea Süßkartoffelangebot auf dem Markt FoToS: SEBASTIAN ProSS 1 https://www.tagesschau.de/ausland/papua-neuguinea-luxusautos-101.html 2 Süddeutsche Zeitung, 14.11.2018, Mit dem Maserati durch Papua-Neuguinea, https://www.sueddeutsche.de/politik/apec-papua-neuguinea-1.4210750
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