10 darum geht’s deutsChland Eine Studentin aus der Neubrandenburger Hochschule fragte mich, was wir als Oase so machen. Sie kannte das Gebäude als früheren Jugendklub. Ich erklärte alles, fing an bei den sozialmissionarischen Angeboten und endete bei Glaube und Gemeindegründung. Sie schaute etwas prüfend und sagte: „Ach so, aber dann missioniert ihr ja gar nicht.“ Da war ich sprachlos. Hatte ich ihr nicht gerade erklärt, wie wir das tun? Ähnliche Situationen erlebe ich immer wieder. Ich erkläre und rechne mit Unverständnis oder einer gewissen Enttäuschung. Doch ich spüre Offenheit und eine gewisse Ahnungslosigkeit, wie wenn es keine richtige „Schublade“ im Kopf gibt für das, was ich mache. Tatsächlich gibt es die nicht, weil der zu DDR-Zeiten staatlich geförderte Atheismus bei vielen Menschen einer unbefangenen Religionslosigkeit gewichen ist. „ich kenn mich damit gar nicht aus“ Eine Frau aus der Stadtverwaltung kam zum Kaffee vorbei, sie wollte alle sozialen Akteure kennenlernen. Zum Schluss meinte sie: „Ich habe ja gar keine Ahnung von Kirche und Glaube. Ich spüre aber in christlichen Initiativen wie eurer eine ganz besondere Wärme und Atmosphäre.“ Als ich bei nächster Gelegenheit versuchte, auf ihre Einschätzung einzugehen und etwas über Gott erklärte, der hinter unserer Arbeit steckt, blockte sie nur ab mit: „Ja, ich kenn mich damit gar nicht aus.“ Die eigene Unwissenheit beunruhigt Areligiöse enorm. Gespräche mit ihnen sind sehr schnell vorbei. Vielleicht ist es Angst vor Manipulation. Es ergibt sich kaum ein Gespräch von ihnen aus. Selbst wenn Interesse da wäre, fehlen ihnen Worte, um etwas zum Thema Gott anzusprechen. Wenn Gott sich ihnen nicht von jetzt auf gleich mit Begegnungen und Wundern selbst vorstellt und ihre materielle Weltsicht aufsprengt, braucht es eine längere Zeit des Zuhörens und Zuschauens. Es gibt Menschen, die Christen über Jahre kennenlernen und sich mit christlichen Inhalten beschäftigen, um als Erstes zu begreifen, dass sie NICHT an Gott glauben. Es ist der Schritt von Areligiosität hin Aaron und ilonka Köpke leben mit ihren beiden Söhnen in Neubrandenburg. Mit dem Team der „oase im reitbahnviertel“ gründen sie eine Gemeinde mit Leuten aus dem Viertel für das Viertel. Aaron ist seit 2012 Sozialarbeiter in der oase, seit April 2018 leitet er das oaseTeam. Ilonka ist Krankenschwester. Mithelfen: SPENDENCoDE 164-32 Deutschland missionieren ohne zu missionieren wenn für mich der glaube an alles Überirdische absurd und wirklichkeitsfern wäre, dann wäre es auch eine gemeinschaft von leuten, die sich treffen, um gott anzubeten. wenn sich Christen noch auf die Fahne schreiben, alle Völker zu Jüngern zu machen, sind gewisse Ängste absolut verständlich. Das sozial-missionarische Gemeindegründungsprojekt „Oase im Reitbahnviertel“ wurde 2006 begonnen. Zum Mitarbeiterteam gehören Aaron und Ilonka Köpke, Jonathan und Melanie Nill, Elisabeth Walter-Fischer und Herbert Fischer sowie FSJ-ler und Ehrenamtliche.
RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=