11 mission weltweit 5–6/2019 deutsChland darum geht’s FoToS: NIKoLAI BoLANZ zum Atheismus. Denn erst durch die Beschäftigung mit dem, was Christen erzählen, glauben und leben, kann man eine Meinung dazu bekommen. Andernfalls hat man keine Meinung – auch keine dagegen – und kann nur sagen: „Ich kenn mich da nicht aus.“ Verständliche Vorbehalte … Manchmal freue ich mich auch, wenn jemand formulieren kann: „Ich glaube nicht an Gott. Das ist nix für mich.“ Trotzdem schätzen sie uns und unseren Einsatz. Es ist hilfreich zu wissen, was uns im Kern unterscheidet. Das hilft zu beobachten und nachzudenken. Welche Lebenskonzepte funktionieren wirklich? Was ist wahr? Was ist hilfreich? Ist Glaube DOCH eine Option? Sie verschließen nicht komplett die Tür, denn trotz ihrer Entscheidung gegen Gott vertrauen uns viele ihre Kinder an! Und ich habe großes Verständnis, wenn ich Kinder auf dem Vorplatz treffe, die meinen: „Meine Mama sagt, ich darf nicht zu euch rein.“ Denn würde ich meine Kinder in die Moschee schicken, nur weil da Leute einen Kindernachmittag anbieten? ... und sprachliche Ahnungslosigkeit Wir arbeiten also in einem „Missionsgebiet“, in dem manche wirklich verständliche Vorbehalte haben und viele auch diese sprachlose Ahnungslosigkeit. Sensibilität ist wichtig und Kontextualisierung: Unser Tun und Reden muss für die Leute, die wir erreichen wollen, möglichst verständlich sein. Das ist etwas, für das man sich bewusst entscheiden muss. Es fordert große Aufmerksamkeit in allem, was man im Gemeindebau plant, sagt und vorlebt. Wir müssen damit rechnen, gar nicht oder nur halb verstanden zu werden. Das gilt besonders, wenn wir unhinterfragt übernehmen, was wir in unseren traditionellen Herkunftsgemeinden gelernt haben. Das ist nicht der einfachste Weg für Christen im Eifer. Dieser Weg bedeutet auch, immer mal wieder zu schweigen, nachzudenken und beste Formulierungen für das Evangelium zu finden. Das könnten mir Christen übel nehmen und meinen, ich sei zu feige, zu angepasst oder nicht überzeugt genug. Schließlich soll für uns gelten: „Wir schämen uns des Evangeliums nicht.“ Ich will mich nicht schämen, aber ich will nachdenken. Denn in unserem Kontext ist das Evangelium auf jeden Fall schwer zu begreifen. Man muss kognitiv schon einige Sachen kapiert haben, um zu verstehen, warum Jesus kam, warum er starb und was das alles mit mir zu tun hat. Keinen Siegeskranz für Arroganz und weltfremdheit Dass sich Menschen abwenden, wenn man eine Wahrheit forsch rübergebracht hat, kann Leiden für Christus sein. Wenn man es sich aber von vornherein durch Herablassung und Taktlosigkeit verbaut, ist das was ganz anderes. Für Arroganz und Weltfremdheit gibt es keinen „Siegeskranz“. Der Auftrag steht fest, die Art und Weise aber müssen wir uns mit Gottes Hilfe erarbeiten. Gute Vorbilder im Neuen Testament – Jesus, Petrus, Paulus, Stephanus – haben auch so gesprochen, dass man sie verstehen konnte. Jesus hat sicher mal jemanden konfrontiert und viele verärgert – aber oftmals waren es Hochreligiöse, die sich verärgern ließen, weniger das einfache Volk. Paulus wusste genau, wen er vor sich hatte und nahm die Lebenswelt seiner Zuhörer als Hilfestellung, um von Jesus zu erzählen. Petrus und Stephanus bewiesen unglaublichen Mut, als sie laut und deutlich in den Straßen von Jerusalem von ihm berichteten, aber sie sprachen mit den Leuten auf Augenhöhe. Die meisten ihrer ersten Zuhörer waren Juden wie sie. Dadurch konnten sie anders anknüpfen als wir heute in Mecklenburg. Eine Wahrheit, die ohne Beziehung, ohne Bezug zu echten Menschen, allein im Raum steht, ist unerheblich. Aber in der Nähe zu Menschen werden Wahrheiten über Tod und Leben, über Gott und Menschen, relevant und erfahrbar. Wir arbeiten dafür, dass etwas Schönes unter die Menschen kommt. Nichts anderes passiert in der freien Wirtschaft ständig, teils für sinnlose Produkte, unverschämt, mitunter unsensibel und manipulativ. Für politische Überzeugungen trauen sich Menschen sogar auf die Straße. In dieser offenen und verschiedenartigen Welt haben wir als Missionare auf jeden Fall einen Platz. Wenn wir behutsam und wahrhaftig unsere Arbeit weiterführen, wird das gesehen. Gerade in Ostdeutschland, wo Menschen oft vom Kapitalismus der letzten 30 Jahre bitter enttäuscht sind, werden wir durch die andere, ganzheitliche Art von „Werbung“ noch viel erreichen! Aaron Köpke l einer Studie über Glaubeaus dem Jahre 2018 zufolge glauben nur 8,2 Prozent der ostdeutschen an gott. 59 Prozent der menschen beschreiben sich als atheistisch, 46 Prozent der ostdeutschen sogar als „besonders stark atheistisch“. in der altersgruppe der unter 28-Jährigen glauben statistisch null Prozent an die existenz gottes! Das reitbahnviertel ist geprägt von vielen Familien. der anteil der unter 25-Jährigen lag 2016 bei 27,2 Prozent. der anteil der 15- bis 25-Jährigen ist mit 13,1 Prozent doppelt so hoch wie in den benachbarten Vierteln von neubrandenburg. Das Oase-Team wohnt selbst auch im Reitbahnviertel (im Hintergrund: Reitbahnsee). Das macht das gemeinsame Leben und Arbeiten praktisch und alltagsnah. Neben dem bunten Wochenprogramm und den monatlichen Gottesdiensten lädt die Oase immer wieder zu besonderen Anlässen wie Spielplatzfesten (Bild), Weihnachtsmärkten etc. ein. FoTo: AAroN KÖPKE FoTo: TANJA DENNIG
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