mission weltweit 5–6/2019 15 Burundi darum geht’s ich gebe Gott etwas – und bekomme, was ich will!? Burundier sagen teilweise selbst, dass sie laut reden, damit Gott sie auch wirklich hört. Sie glauben an ihn, das ist keine Frage. In ihren großen Alltagsnöten wenden sie sich an Gott und setzen alle ihre Hoffnung auf ihn, damit er ihnen aus ihrer schweren Lebenssituation heraushilft. Burundi gehört zu den fünf ärmsten Ländern der Welt, und viele Menschen kämpfen jeden Tag ums Überleben. Sie haben keine Mittel und leben oft von der Hand in den Mund. In vielen Familien gibt es nur ein oder zweimal am Tag etwas zu essen. Und wenn dann auch noch jemand krank wird und eine Krankenhausrechnung bezahlt werden muss, ist die Not groß! Doch das Gottesbild ist erschreckend: Viele Burundier gehen zur Kirche, um Gott anzubeten und ihn zu preisen – aber nicht, weil er dessen würdig ist, sondern weil sie glauben, dann auch etwas von ihm zu bekommen. Viele haben keine lebendige Beziehung zu Jesus Christus, und sie gehen nach dem Gottesdienst nach Hause zurück und leben ihr Leben genauso weiter wie zuvor: mit Alkoholmissbrauch, sexuellem Missbrauch, körperlicher Gewalt und Ehebruch. Das gehört bei vielen, die sich als Christen bezeichnen, im Alltag dazu. Leider auch bei Pastoren. Und weil sich viele Menschen unsicher sind, ob ihr Gebet zu Gott auch wirklich hilft, konsultieren sie zusätzlich traditionelle Heiler, die durch Rituale versuchen, eine Krankheit zu beseitigen. Man muss sich fragen: Identifizieren sie sich als Christen, oder liegt ihre Identität eher in der animistischen Tradition der burundischen Kultur? Macht Gott gesund und reich? Die politische Krise, die 2015 das Land erschütterte, zog eine wirtschaftliche Krise nach sich und stürzte viele Burundier in noch tiefere Armut. Neue „Apostel- und Prophetendienste“ schossen wie Pilze aus dem Boden. „Prophetische Gemeinden“ schienen eine magnetische Wirkung auf die Menschen zu haben und eine „Marktlücke“ zu füllen. Hier wurden 100 Prozent Heilung versprochen! Und Gott sei ein Gott, der sie reich mache! Für uns Missionare ist es eine große Herausforderung, die Burundier gut kennenzulernen und falschen Lehren auf die Schliche zu kommen. Wir sind gefragt, uns mit ihnen gemeinsam damit auseinanderzusetzen, zuzuhören, Fragen zu beantworten, anhand der Bibel Irrlehren zu identifizieren und zu korrigieren. Und wir sind gefragt, ihnen Jesus wieder neu vorzustellen, der sich eine lebendige Beziehung zu uns wünscht. Beides gehört zusammen: missionarische und soziale Arbeit Ich selbst arbeite hier hauptsächlich in der sozialen Arbeit mit benachteiligten und traumatisierten Kindern und ihren Familien. Da kommt schon öfters mal die Frage, ob ich dann überhaupt Missionarin bin. Doch für mich gehört diese Art von Arbeit zu unserem Auftrag als Gemeinde dazu. Mir geht es nicht nur darum, den Familien in ihren Bedürfnissen und Nöten zu helfen, sondern Gelegenheiten zu nutzen, Jesus in den Mittelpunkt ihrer Familie, ihres Lebens zu stellen. Zerbrochene Beziehungen, Armut und anderes sind unter anderem auch eine Folge der zerbrochenen Beziehung mit Gott. Hier gilt es für mich als Missionarin in Burundi, immer wieder jemand zu sein, der Ermutigung in die Hoffnungslosigkeit trägt, Friede bei Unversöhnlichkeit, Liebe bei Hass und Heilung bei Zerbruch. Ich will den Weg zeigen zu dem, der die wirkliche Quelle der Hoffnung und des Friedens ist – Jesus. „Die Missionarin kommt wieder!“ Wir sind als Missionare in Burundi willkommen und angesehen. Mir passiert es des Öfteren, dass die Straßenpolizisten schon von Weitem rufen, wenn sie mich kommen sehen: „Die Missionarin kommt wieder!“ Die Menschen schätzen sehr, dass wir „Liebenzeller“ in ihre Kultur eintauchen und uns anzupassen versuchen. Doch die Herausforderung besteht nicht allein darin, sondern dass wir die Kultur und die Werte leben, die wir als Gotteskinder leben sollen. Da gilt es immer wieder zu fragen, wo wir Missionare ansetzen können, damit wir Botschafter des Evangeliums sind. Ina Schütte l ina Schütte lebt und arbeitet seit Mai 2014 in Burundi, wo sie zunächst im Landesinneren die Sprache Kirundi sowie die Kultur des ostafrikanischen Landes kennenlernte. Jetzt engagiert sie sich in der Großstadt Bujumbura in der sozialen Arbeit mit benachteiligten und traumatisierten Kindern und ihren Familien. Ina Schütte ist Erzieherin und hat die Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission absolviert. Palmengesäumter Strand am Tanganyikasee Verkehrsmittel mit frommer Botschaft Mithelfen: SPENDENCoDE 1620-32 Burundi FoTo: SArAH STÄHLIN
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