MISSION weltweit – Ausgaben 2019

darum geht’s deutsChland Als ich David (5 Jahre) aus der Kita abhole, macht er einen etwas betrübten und nachdenklichen Eindruck. „Was ist los?“, frage ich, aber er möchte zunächst nicht darüber reden. Als ich am Abend an seinem Bett sitze, erzählt er mir, dass sie heute in der Kita über Gott geredet haben, und einer seiner Freunde hat doch tatsächlich behauptet, dass es Gott gar nicht gibt! Kurze Pause, dann schaut er mich an und fragt: „Papa, gibt es wirklich Menschen, die nicht an Gott glauben?“ Und er tut es mit einem Ausdruck im Gesicht, der sagt: „Wie kann man denn nicht an Gott glauben, das ist doch völlig unlogisch!“ Denn in Davids Welt gibt es nichts ohne Gott: keine Sonne, keine Bäume, keine Luft zum Atmen, und natürlich gäbe es auch uns nicht! Wenige Tage später sitzen wir bei Davids Erzieherin zum Entwicklungsgespräch. Sie erzählt uns, dass die Jungs gestritten haben, wer der Größte unter ihnen ist. Nachdem die Erzieherin schlichtend meinte, dass jeder einmal der Größte sein darf, weil jeder eine Sache besser kann als die anderen, da meldete sich David zu Wort und sagte: „Aber der Allergrößte ist eh Gott!“ Daraufhin konterte einer seiner Freunde: „So ein Quatsch, Gott gibt es ja gar nicht!“ Ohne religiöse erziehung aufgewachsen Für viele Menschen, die hier in Ostberlin wohnen, spielt der Glaube an Gott überhaupt keine Rolle. Dabei sind viele, vor allem aus der jüngeren Generation, nicht grundsätzlich abgeneigt, aber in einer areligiösen Erziehungswelt aufgewachsen. Eine Welt, in der Gott schlicht und einfach nicht existiert. Die Vorstellung, dass es einen Gott gibt, der mit uns Menschen in Beziehung leben möchte, entspricht für sie dem Glauben an den Osterhasen. Das kann man eventuell noch als Kind glauben, aber bitte nicht als erwachsener und aufgeklärter Mensch, das ist absurd ... „Danach hatte ich noch ein gutes Gespräch mit David“, fährt seine Erzieherin fort, „ein Gespräch, das mich noch viele Tage beschäftigt hat.“ David hatte sie nämlich gefragt, ob sie denn an Gott glaube und in die Kirche gehe. „Ich gehe gerne in Kirchen, um sie mir anzuschauen, weil ich Kirchen sehr schön finde“, war der diplomatische Antwortversuch der KitaMitarbeiterin. David war damit nicht zufrieden und bohrte nach: „Aber betest du dann auch, wenn du in die Kirche gehst?“ Die Antwort fiel für David eher enttäuschend aus, woraufhin er noch eine Frage nachschob: „Aber warum gehst du denn dann in die Kirche?“ Und dann schaut uns die Erzieherin sehr berührt an und sagt: „Da habe ich ihrem Sohn gesagt: ‚Weißt du, David, manchmal wünsche ich mir das schon, dass da [sie zeigte mit dem Finger nach oben] jemand ist, der mich hört und mit dem ich reden kann.“ Vor den Antworten die Fragen kennen In meiner christlichen Erziehung und später in meinem Theologiestudium habe ich gelernt: Jesus ist die Antwort auf alle Fragen der Menschen! Das spiegelte sich auch in der ersten Zeit unserer Gemeindegründungsarbeit in Berlin wider. Ich wollte den Menschen um mich herum gute und plausible Antworten geben. Antworten, die sie überzeugen und ihnen den Glauben nahebringen. Doch ich habe schnell gemerkt, dass meine Antworten nur dann ihr Ziel erreichen, wenn ich die Fragen meines Gegenübers kenne und verstanden habe. Antworten schließen, Fragen öffnen Auf der Suche nach den Fragen, die hier in Ostberlin gestellt werden, machte ich eine für mich sehr wichtige Entdeckung: Noch besser, als die nathanael und Mirjam Bader leben seit 2011 in ostberlin und haben drei Kinder. Sie gehören zum Team von „Junge Kirche Berlin“, das im Stadtteil Treptow eine Gemeinde gegründet hat. Ab diesem Jahr soll auch der neu entstehende Stadtteil Adlershof mit dem Evangelium erreicht werden. Nathanael hat vor seinem B.A.Theologiestudium in Bad Liebenzell Abitur gemacht. Mirjam ist Erzieherin von Beruf. wer fragt, gewinnt oder: warum es unsere mission ist, die richtigen Fragen zu stellen, statt gute antworten zu geben. 18 Was willst Du, dass ich für dich tun soll? MArKuS 10,51A

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=