MISSION weltweit – Ausgaben 2019

9 mIssIoN weltweit 1–2/2019 russlaNd darum geht’s mit ihm zusammen beten noch die Bibel lesen. Die gemeinsame Grundlage fehlt. Das ist das Los von vielen Menschen, die in unsere Gemeinden kommen. Sie können dort ihren Glauben teilen und haben geistliche Brüder und Schwestern. Doch die meiste Zeit ist man eben nicht in der Gemeinde, sondern zu Hause und am Arbeitsplatz einsam auf sich gestellt. Maria* aus unserer Gemeinde berichtete: „Als ich früher in die Gemeinde kam, habe ich nicht verstanden, warum es so wichtig und entscheidend ist, einen Partner zu haben, der glaubt wie ich. Ich dachte, dass das doch nicht so schlimm sein kann, wenn es nicht der Fall ist. Doch nachdem mein Glaube in den vergangenen Jahren in die Tiefe gewachsen ist, stelle ich nun immer schmerzlicher fest, wie viel mich von meinem Mann trennt und dass wir eigentlich nichts gemeinsam haben. Auch das viele Alkoholtrinken und die damit verbundenen Feste werden mir immer mehr zuwider, sodass ich gar keine Freude mehr an Treffen mit Freunden, Nachbarn und der Familie habe. Dann sind alle betrunken und es wird viel dummes Zeug geredet und geflucht.“ Ebenfalls häufig: Jemand aus der Gemeinde heiratet schließlich einen ungläubigen oder andersgläubigen Partner. Wie viel Leid und Einsamkeit gäbe es erst gar nicht, wenn das nicht geschehen wäre. Aber es ist den Leuten (meistens sind es die Frauen) wichtig, einen Partner zu haben und für gewöhnlich ist es zweitrangig, ob und was er glaubt. Man rechtfertigt sich und gibt sich dem Selbstbetrug hin, dass sich der andere schon irgendwann durch das eigene (Glaubens-)Vorbild bekehren würde. Doch die ernüchternde Realität ist, dann niemanden zu haben, mit dem man gemeinsam zu Jesus beten sowie Freude und Leid teilen kann. Man hat sich in etwas hineinmanövriert und kommt ein ganzes (Ehe-)Leben nicht mehr heraus, denn um der Kinder willen kommt für viele eine Scheidung nicht in Frage. Leider verliert der Glaube dann oft auch im eigenen Leben seinen Stellenwert; man bleibt der Gemeinde fern und/oder zieht um des Friedens willen mit dem Partner gleich. Auch die Kindererziehung leidet darunter, weil es keinen Konsens gibt, wie die Kinder im Glauben erzogen werden sollen. Diese stehen zwischen den Glaubensüberzeugungen der Eltern und sind deshalb ebenfalls Leidtragende. Gott hat den Menschen zur Gemeinschaft geschaffen. Der Mensch braucht sie – und zwar ganzheitlich – für Leib, Geist UND Seele. Deshalb bedeutet Gemeindearbeit in Russland immer auch, einen Ort zu bieten, an dem geistlich einsame Menschen zu Hause sein und Gemeinschaft erleben können. Gemeinde bedeutet, nicht mehr einsam sein zu müssen, weil man durch Jesus eine (neue) Familie gefunden hat. Matthias Schindler ● Matthias und Lena Schindler leben seit 2006 beziehungsweise 2008 in Russland und haben nach dem Sprachstudium mit dem aufbau einer Gemeinde in nischni tagil im Ural begonnen. Sie haben einen Sohn. Matthias hat die ausbildung am theologischen Seminar der liebenzeller Mission absolviert und zuvor als Verpackungsmittelmechaniker gearbeitet. lena war bis 2007 als hotelfachfrau in den christlichen Gästehäusern Monbachtal beschäftigt. Mithelfen: SpenDencoDe 1820-32 Russland Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus christus, unseres herrn. 1. koRIntheR 1,9 Weihnachtlich geschmückter Gemeinderaum Veranstaltung in der Gemeinde in Nischni Tagil fotoS: MatthIaS SchInDleR, MaRc SchWIIpS * Name geändert

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=