MISSION weltweit – Ausgaben 2020
Miriam Josua thema dieser „Mission weltweit“ ist „Von der Last/Lust des Vergleichens“. Wo erleben Sie, dass Sie verglichen werden? Dieses Thema beschäftigte mich phasenweise, sei es im Studienalltag an der Internationalen Hochschule Liebenzell, beim Musizieren und in meiner Familie. In Deutschland wird Leistung großgeschrieben, und daher ergibt es sich zwangsläufig, Vergleiche anzustellen, weil man danach bewertet wird. Das kann einen anspor nen oder aber auch stark unter Druck setzen und letztlich schaden. Ihr Mann kommt aus Namibia. Wo finden Sie das Vergleichen mit seiner kultur in Ihrer ehe hilfreich, wo weniger? Durch unsere unterschiedlichen Prägungen und Wertevorstellungen werden wir als Paar her ausgefordert, Unterschiede zu benennen und damit umzugehen. Wir beide nehmen das als Bereicherung wahr, lernen, einander zu lieben. Das Vergleichen passiert oft unterbewusst und ist allein eine neutrale Feststellung von Unter schieden. In der mir zum Teil fremden Kultur meines Mannes verbringe ich bei Besuchen in der Familie viel Zeit damit, zu beobachten. Mei ne Aufenthalte in Namibia halfen mir, ein tiefe res Verständnis für die Kultur meines Mannes zu gewinnen. Umso mehr ich seine Kultur ken ne, desto besser verstehe und wertschätze ich seine Prägungen und Handlungen. Der Prozess des Vergleichens wird heutzutage teilweise als negativ empfunden. Ich sehe es als Bereicherung, dass ich von der unterschiedlichen Herangehensweise und Lebenserfahrung mei nes Mannes profitieren kann. Im gemeinsamen Austausch möchten wir nicht werten, sondern einen gemeinsamen Weg finden, der Gott ehrt. „das Vergleichen ist das ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“, sagte einmal der dänische Philosoph und theologe Sören kierkegaard. Wie erleben Sie das? Wenn ich mich selbst und meine Gaben mit anderen Menschen vergleiche, kann ich diese Aussage bestätigen. Vergleichen hat mich eher ausgebremst und davon abgehalten, an meinen Begabungen zu arbeiten. Jedoch bin ich über zeugt, dass Vergleichen auch Ehrgeiz zur eige nen Weiterentwicklung und Kreativität hervor rufen kann. Der Vergleich kann ein Gefühl auslösen, das entweder einen positiven oder einen negativen Einfluss hat. Als ich zum Beispiel feststellte, dass Geschenke in der deutschen Kultur an Feierlichkeiten wie Weihnachten einen hohen Stellenwert einneh men, in Namibia jedoch eher vereinzelt und unregelmäßig gegeben werden, löste das bei mir keine Irritationen oder sogar Minderwertig keitsgefühl aus. Dieser Vergleich machte mich nicht unzufriedener. die Fragen stellte claudius schillinger Miriam Josua wuchs in linken- heim-hochstetten auf. nach ihrer ausbildung zur bank- kauffrau absolvierte sie einen missionseinsatz in namibia. anschließend studierte sie „theologie und soziale arbeit im interkulturellen kontext“ an der internationalen hoch- schule liebenzell (ihl). derzeit arbeitet miriam Josua als referentin für Freiwilligen- dienste bei global volunteer services, das an die arbeits- gemeinschaft evangelikaler missionen angebunden ist. in ihrer Freizeit ist sie gerne in der natur, musiziert oder spielt volleyball. Zum Thema dieser
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