MISSION weltweit – Ausgaben 2020
16 darum geht’s russland Der Älteste fuhr fort: „Herr, wenn uns das Leben schwer ist, wenn wir einfach nicht verstehen, was du gerade tust, dann hilf uns auszuhalten und zu warten. Wenn du dann am Ende alles zusam- mengefügt und ‚gebacken‘ hast, wird es ganz sicher tausendmal besser sein als die besten Kekse der Welt. Amen.“ Vielleicht fasst dieses Gebet unsere Zeit in Russ- land am besten zusammen. Die fünf Jahre lassen sich nur schwer in Worte fassen, und oft hatten wir das Gefühl, dass uns kaum jemand verstehen kann. Jetzt, kurz bevor wir das Land verlassen, stehen wir da und staunen darüber, wie Gott alles zusammengefügt hat. Wir freuen uns an den „Keksen“. Nicht selten hatten wir daran gezwei- felt, dass sie jemals zustande kommen würden. Gottes „neue Zutaten“ Während wir dies schreiben, sitzen wir auf gepackten Koffern. Unser Dienst geht zu Ende, und nächste Woche wollten wir mit viel Gepäck zurück nach Deutschland fliegen. In den letzten Wochen hat sich ständig alles geändert. Unsere Tickets wurden einige Male umgeschrieben. Seit gestern wissen wir, dass kein Flugzeug mehr fliegen wird. Doch sicher ist das nicht, weil eben im Augenblick gar nichts sicher ist. Dabei hatten wir uns so nach Ruhe und Sicherheit gesehnt! Aber Gott meint es gut mit uns. Das dürfen wir nicht nur glauben, davon zeugt auch sein tiefer Friede in unseren Herzen. in der Ölpresse Schweres ertragen – bei diesem Thema stellt sich uns unwillkürlich die Frage: Muss das wirk- lich sein? Hans Peter Royer hat einmal gefragt: „Warum denke ich so?“ Und er antwortet: „Weil ich Gott nicht gut kenne.“ 1 Ernüchternd, aber sehr wohl wahr. Ein leitender Mitarbeiter aus unserer Gemeinde scheint seit mehr als einem Jahr in Gottes „Ölpresse“ zu sein. Schon mehrmals wollten wir für uns aufschreiben, was ihm an Missgeschi- cken, Anfechtungen, Stolpersteinen usw. zuge- mutet wird. Aber immer dachten wir: „Jetzt ist es wohl vorbei.“ Doch die Schwierigkeiten gin- gen weiter! „Gott muss Großes von dir halten, dass ER dir zutraut, dies durchzustehen.“ Diesen beachtens- werten Satz sagte vor einigen Jahren jemand zu einer jungen Frau, die gerade einen schweren Schicksalsschlag zu durchleben hatte. Er hat sich uns tief eingeprägt, und im Laufe des vergange- nen Jahres mussten wir oft daran denken, wenn unser Freund wieder in der „Presse“ steckte. Hilflosigkeit aushalten Im Blick auf das Aushalten in schweren Situati- onen haben wir die Freunde Hiobs zu schätzen gelernt. Ganze sieben Tage schwiegen sie ein- raikin und Uta dürr waren viele jahre in der gemein- de- und schulungsarbeit in Zentralasien tätig, seit 2008 mit der Liebenzeller Missi- on. 2015 wechselten sie in die gemeindearbeit in der sibirischen großstadt jeka- terinburg, seit 2017 gehörte auch die teamleitung für russland zu ihren Aufgaben. raikin war früher pastor in Mecklenburg, uta ist Zahntechnikerin von Beruf. sie haben drei erwachsene söhne. im herbst über- nimmt raikin wieder eine pfarrstelle in der nord- kirche. du blöder Vogel, flieg doch einfach! im gottesdienst bittet der pastor einen Ältesten, das anfangsgebet zu sprechen. dieser steht auf und beginnt: „herr, ich hasse Buttermilch.“ der pastor stutzt und öffnet ein auge. „herr, ich hasse schmalz.“ der pastor traut seinen ohren nicht. „herr, ich bin auch nicht verrückt nach purem mehl. aber nachdem du alle Zutaten zusammengerührt und im heißen ofen gebacken hast, gibt es wunderbare Kekse, die ich liebe!“ Fotos: rAikin DÜrr Ölpresse 1 royer, hans peter. Du musst sterben, bevor du lebst, damit du lebst, bevor du stirbst! s.74.
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