MISSION weltweit – Ausgaben 2020

20 weiterdenken >> sonderbeitrag zum thema von armin jans Armin Jans, verheiratet mit Annette, drei erwachsene Kinder, Theologe und PR-Berater, erst EC-Jugendreferent, dann Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Liebenzeller Mission, jetzt Leiter der Christlichen Gästehäuser Monbachtal. Sein größter Wunsch: Alle Menschen sollen Gott begegnen. Gastgeber sind Glücks-Bringer Noch einmal Martin Luther: „Man sollte den Gästen einen guten Trunk geben, damit sie fröhlich werden.“ Gastfreundschaft tut gut. Menschen werden dadurch entspannter, glücklicher, zufriedener, dankbarer, fröhli- cher. Wir sind quasi „Glücks-Bringer“, wir bringen Glück in das Leben von Menschen. Wir beglücken mit Liebe und Freiheit, Raum und Zeit, Großzügigkeit und Aufmerksam- keit – und mit uns selbst (Hingabe). So treten fröhliche und lächelnde Menschen aus unse- ren Häusern. 3. Die Gäste In der christlichen Tradition werden seit Augustinus (354–430) „leibliche und geistliche Werke der Barmherzigkeit“ unterschie- den. Von den „sieben leiblichen Werken der Barmherzigkeit“ beschreiben die ersten drei charakteristische Elemente der Gast- freundschaft: Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beher- bergen. Die biblische Grundlage für diese „leiblichen Barmher- zigkeitswerke“ finden wir in Matthäus 25, als Jesus Christus über seine Wiederkunft und über Gerechte spricht: „Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war durstig, und ihr gabt mir zu trinken. Ich war ein Fremder, und ihr habt mich in euer Haus ein- geladen. […] Was ihr für einen der Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan!“ (Matthäus 25,35+40; NLB) Jesus nimmt Gastfreundschaft sehr persönlich. Wenn wir gast- freundlich sind, erreichen wir das Herz Jesu. Wir tun etwas für ihn. Einen anderen Aspekt dieser Aussage Jesu greift Benedikt von Nursia (um 480–547) in der oben schon genannten „Benedikti- nischen Regel“ auf: l Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus: Denn er wird sagen: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.“ (Matthäus 25,35) l Allen erweise man die angemessene Ehre, besonders den Brü- dern im Glauben und den Pilgern. (Galater 6,10) l […] man verneige sich, werfe sich ganz zu Boden und verehre so in ihnen Christus, der in Wahrheit aufgenommen wird. (Regula Benedicti, Kapitel 53) 3 Ein schönes Bild: Hinter jedem Gast steht Christus. Wenn wir uns vor den Gästen verneigen, ehren wir dadurch immer auch ihn. Wenn wir andere aufnehmen, nehmen wir Christus auf. So ist jeder Mensch ein „verehrter Gast“ – und Gastfreundschaft eine Tat der Ehrerbietung, die wiederum Jesus selbst ehrt. Ein faszinierender Kreislauf. Romano Guardini, der katholische Theologe und Philosoph, weist uns auf ein Ziel der Gastfreundschaft hin, das wir nie aus dem Auge verlieren dürfen, in allen schönen und schweren Zeiten: „Dies ist der Gastfreundschaft tiefster Sinn: dass ein Mensch dem anderen Rast gebe auf der großen Wanderschaft zum ewigen Zuhause. Dass er für eine Weile ihm Bleibe gebe für die Seele, Kraft, Ruhe und das Vertrauen: Wir sind Weggenossen und haben gleiche Fahrt. Jede Gastfreundschaft ist gut, darin von solcher Gastfreundschaft der Seele etwas lebt.“ Wir alle gehen auf ein Ende unseres Lebens und auf eine Ewig- keit zu. Wir sollen l Gastfreundschaft als Rast auf diesem Weg verstehen, l unsere Gäste als ehrenwerte Menschen, l unsere Speisen und Getränke als Quellen der Kraft, l unsere Häuser als Ruhe-Räume für Reisende ins ewige Zuhause. So geht Gastfreundschaft! Buchtipp: Armin Jans: TIEF:DENKER 144 Impulse zum Eintauchen in die Vielfalt des Lebens. Damit Leben und Beziehungen noch besser gelingen. Lebensnahe Ansätze für das wirklich Wichtige im Leben. Jede Seite ist leicht zu lesen, regt zum Weiterdenken an und hat Platz für eigene Notizen. Ein Begleiter für viele gute Jahre. 14,99 €, 164 Seiten, gebunden. Zu bestellen bei der Buchhandlung der Liebenzeller Mission im SCM-Shop, Kontaktdaten auf Seite 26. 3 http://www.benediktiner.de/index.php/ beziehungen-des-klosters-nach-aussen-2/aufnahme-der-gaeste/ 345-regula-benedicti-kapitel-53.html Wandgestaltung im Café der Christlichen Gästehäuser Monbachtal Foto: michael bolay

RkJQdWJsaXNoZXIy NjU1MjUy