MISSION weltweit – Ausgaben 2020

23 mission weltweit 9–10/2020 das Gebetsverständnis gelegentlich einsei- tig wird – aber trotz all dieser berechtigten Rückfragen: Eine Generation, die betet, hat Verheißung. trend 3: Die Suche nach Authentizität Echtheit ist gefragt. Ein Glaube, der nicht nur aus Formen und Ritualen besteht, son- dern aufrichtig und ehrlich gelebt wird. Aufs Herz kommt’s an. Alte Streitfragen um Bekenntnis- und Lehrfragen treten in den Hintergrund. Wer authentisch lebt, gilt als Vorbild. Natürlich sind es falsche Alternativen, wenn wir Herz gegen Hirn, Lehre gegen Leben ausspielen wollten. Aber die Betonung von Herzensfrömmig- keit und authentischem Leben ist ein ur- pietistischer Grundzug, der wieder absolut angesagt ist. trend 4: Eine renaissance der Ethik und der Verantwortung Eine neue Generation gibt sich mit dem Herzensglauben nicht zufrieden: Was das Herz erfüllt, soll das Handeln prägen. Die Verantwortung für die Schöpfung wird neu entdeckt und übernommen. Plastikfla- schen, nicht fair gehandelter Kaffee und hoher CO 2 -Verbrauch werden nicht mehr akzeptiert. Was früher Sache „linker Öko- gruppen“ war, ist jetzt Thema evangelika- ler Jugendgruppen. Gut so, sage ich. Da wird eine Einseitigkeit korrigiert: Wir Christen haben Verantwortung für diese Welt. Der Auftrag, die Schöpfung zu be- wahren, ist ein Menschheitsauftrag. trend 5: Die Wiederentdeckung des diakonischen Auftrags Das führt dazu, dass die Diakonie und die soziale Arbeit neu entdeckt und gelebt werden. Viele junge Menschen wollen nicht einfach Pfarrer oder Pastorin sein, sondern auch soziale Kompetenz mitbrin- gen. Die hohe Nachfrage nach den Studi- engängen „Theologie und soziale Arbeit“ unterstreicht das eindrücklich. Großartig, sage ich. Denn diese Kompetenzen brau- chen wir, wenn in den kommenden Jahr- zehnten die Volkskirchen zu Minderhei- tenkirchen werden: Es braucht aufsu- chende Sozialarbeit, Missionarinnen, die hingehen, und Diakone, die dort anpa- cken, wo die Menschen sind. Viel krise – noch mehr Chance Ja, es gibt auch Herausforderungen: Die Bibelkenntnis auch unter jungen Christen nimmt dramatisch ab. Es gibt eine Distanz zu Institutionen wie Gemeinden und Kir- chen. Es gibt auch eine Anfälligkeit für Fundamentalismus auf der einen und für eine bibelkritische Naivität auf der ande- ren Seite. Es gibt die Gefahr eines evange- likalen Populismus, der sich in Gesetzlich- keit und Rechthaberei verliert oder (schlimmer noch) sich ideologisch verirrt und sich gesellschaftspolitisch verrennt. Da muss man fragen: Wohin geht ihr? Auf der anderen Seite müssen sich soge- nannte Postevangelikale fragen lassen: Wie seht ihr Jesus Christus, seine Einzigartig- keit, seinen Tod am Kreuz und seine Auf- erstehung? Wie versteht ihr die Bibel? Wo steht ihr? Berechtigte kritische Rückfragen zu stellen, ist wichtig, aber es reicht nicht: Es braucht auch eine Position. Wir alle sind miteinander herausgefordert. Es gibt viel Krise, aber noch mehr Chance! Wir haben keinen Grund, an der Welt oder aneinander zu verzagen. Ganz im Gegen- teil: Es gibt in all dem, was zu zerfallen droht, einen Trend zum Aufbruch. Fünf Aspekte habe ich dargestellt. All das macht mir sehr viel Hoffnung. Die Jesus-Bewe- gung lebt. Sie ist genauso wenig totzukrie- gen wie ihr Herr selbst. l „Wir alle sind miteinander herausgefordert. es gibt viel krise, aber noch mehr chance! Wir haben keinen Grund, an der Welt oder aneinander zu verzagen.“ rePliK zu ratlos Steffen kern ist Pfarrer und Journalist und leitet als vorsitzender den evange- lischen gemeinschaftsver- band württemberg, die apis. er ist mitglied der landes- synode und der eKd-synode. mit seiner Familie lebt er in walddorfhäslach. „Gebet weltweit“ das gebetsheft wurde aktualisiert. es enthält: l bilder aller liebenzeller missionare l anregungen fürs persönliche gebet l raum zum ergänzen eigener anliegen. Missionskalender 2021 „mein zuhause“ ist das motto des deutsch- und englischsprachigen Kalenders mit beeindruckenden aufnahmen aus zwölf einsatzländern der lm, bibelversen und ei- nem Kalendarium für eigene eintragungen. medien der liebenzeller mission aufgrund der aktuellen situation können sie ihre exemplare leider nicht beim herbstmissionsFest bekommen. wir senden sie ihnen gerne zu, bitten aber nach möglichkeit um eine sammel- bestellung über ihre gemeinde. bestellungen bitte per e-mail an material@liebenzell.org oder telefonisch: 07052 17-7296. NEU NEU das emPFehlen wir

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