MISSION weltweit – Ausgaben 2020
6 darum geht’s sambia Ähnliche Pläne wie meine sambische Freundin Mambwe haben viele ältere Menschen in Sambia. Beim Eintritt in den Ruhestand bekommen sie die ganze Rente auf einmal ausbezahlt. Davon kaufen sie ein Häuschen, ziehen auf eine Farm und leben von dem, was diese abwirft. Dass Mambwe darüber hinaus junge Menschen prägen will, zeigt mir, dass sie sich ihrer Verantwortung für die nachfolgende Generation bewusst ist. Ihre fast blinde Mutter lebt mit einigen Enkelin nen, die sie versorgen, auf ihrer Farm. „Ich muss auf meinen Mais aufpassen, damit ihn nicht die Verwandten stehlen“, sagt sie und quält sich weiter. Sie hat zwar die meiste Zeit ihres Lebens in der Stadt verbracht, aber im Alter zog es sie aufs Land zurück. „Hier bin ich zu Hause, und hier sind meine Ziegen.“ Und sie schlägt eisern die Angebote ihrer Töchter aus, zu ihnen in die Stadt zu ziehen und alle zumindest zeitweise vorhandenen Annehmlichkeiten wie Strom und fließend Wasser zu genießen. Aber so eine relative Beschaulichkeit ist nicht jedem vergönnt. Die 68jährige Beth geht jeden Morgen um 5 Uhr mit ihrer Tochter ins Indus triegebiet, um den Lastwagenfahrern, die dort übernachten, frittierte Hefebällchen und Tee zu verkaufen. Mit dem wenigen, das sie damit ver dient, kann sie ihren Haushalt gerade so über Wasser halten. Dieser besteht aus Beth und ih rem Mann, ihrer verwitweten Tochter mit Kind, den Kindern ihrer geschiedenen Tochter und den Waisen ihres jüngsten Bruders – acht Perso nen insgesamt. „Wenn ich hart arbeite, muss ich wenigstens nicht immer grübeln, wie es mit uns weitergehen soll“, sagt sie. So geht es vielen Großeltern: Anstatt ihre Enkel zu verwöhnen und sie mit Geschichten von früher aufs Leben vorzubereiten, müssen sie anstelle ihrer früh verstorbenen Kinder die Enkel aufziehen und durch harte Arbeit für ihren Unterhalt sorgen. „Die Alten sind immer weise“ Dieses sambische Sprichwort wird zwar belä chelt, aber es scheint etwas Wahres dran zu sein. Mama kabunda lebt seit dem Tod ihres Mannes bei der ältesten Tochter in der Stadt. Die 76Jäh rige ist fast blind, hilft aber mit, wo sie kann. Vor allem beaufsichtigt sie die vierjährige Enkel tochter. So war das von alters her gedacht: Die Omas erziehen fleißig mit und bringen ihren Enkeln bei, sich „anständig zu benehmen“. „ein alter Korb sollte nicht verachtet werden.“ „ein Kopf voller weißer haare ist eine Quelle von Weisheit und erfahrung.“ „ein junger hahn kann sich schnell die Flügel brechen.“ sambische sprichWÖrter die ratschläge der alten „wenn ich einmal alt bin, ziehe ich auf meine farm und kümmere mich um junge frauen und mädchen. sie müssen dringend unterrichtet werden in sachen hygiene und lebensführung. viele heiraten einfach zu jung, manche mit 14 Jahren. weil sie dadurch kaum noch zugang zu bildung haben, leben sie fortan oft in einfachsten verhältnissen.“
RkJQdWJsaXNoZXIy NjU1MjUy