MISSION weltweit – Ausgaben 2020

8 darum geht’s Japan Ich habe über das Thema „Klug altern“ mit Frau und Herrn Abe gesprochen, einem älteren Ehe­ paar aus der Gemeinde in Nakanoshima. Sie sind 77 und 80 Jahre alt und betrieben bis ins hohe Alter ein kleines Restaurant. Noch heute veranstalten sie regelmäßige Kochklassen, und hin und wieder verwöhnen sie die Jugendlichen der Gemeinde mit leckerem Essen. Außerdem sind sie seit 49 Jahren im Gideonbund engagiert und verteilen jährlich 3000 bis 6000 Bibeln in ganz Kawasaki. Dazu unterstützt Herr Abe als einer von zwei Ältesten den Pastor seiner Gemein­ de. Von Langeweile im Alter ist bei Herrn und Frau Abe nichts zu spüren, und auch ihr hohes Alter sieht man ihnen auf den ersten Blick nicht an. Deshalb war auch meine erste Frage an sie: Ab wann zählt man in Japan eigentlich zu den Senioren? Frau Abe: Heute werden meistens die über 70Jährigen dazu gezählt. Allerdings hat sich das Alter, ab dem man als Senior gilt, immer weiter nach oben verschoben. Während früher im September am „Tag der Ehrung der Alten” bereits die 60Jährigen gefeiert wurden, waren es später die 70Jährigen, in unserer Gemeinde sogar erst die über 80Jährigen (Ehepaar Abe lacht). So ehrenvoll ein hohes Lebensalter auch sein mag, man möchte trotzdem selbst nicht unbedingt dazugezählt werden. Japan hat eine der höchsten Lebenserwartun- gen weltweit. was ist die Ursache? Frau Abe: Ich denke, da gibt es kein Geheimnis. Seit ich 30 bin, strebe ich nach einem selbststän­ digen Leben. Ich möchte, so lange es nur geht, alleine gut zurechtkommen. Deshalb mache ich mir stets Gedanken darüber, was ich tun kann, um körperlich und geistig rege zu bleiben. Dazu gehören neben genug Bewegung besonders auch Hobbys, die mir Freude machen. Das hält mich fit – geistig und körperlich. Ich wünsche uns, dass wir so lange wie möglich in unserem eigenen Haus leben können. Später, wenn nötig, auch mit einer Hilfskraft von der Wohlfahrt, die uns im Alltag zur Hand geht. ein hoch auf die senioren! seit zehn Jahren lebe ich in Japan, und immer wieder staune ich über die geistige wie körperliche fitness und beweglichkeit vieler senioren hier. ihre leidenschaft, selbst im hohen alter aktiv zu bleiben und etwas neues zu lernen, begeistert mich immer wieder. ihre lebensweise bringt mich auch zum nachden­ ken und reflektieren über meine eigenen ziele und wünsche für das Älterwerden. Das Missionshaus, detailreich in Holz gebrannt. Herr Abe hat mit diesem Hobby vor drei Jahren begonnen, und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Oben rechts: Der Gottesdienst in Nakanoshima wurde zu Corona-Zeiten gleichzeitig über das Internet gestreamt. Ehepaar Abe hat im Wohn- zimmer eine Deutschland- Ecke. Im Hintergrund ist ein Foto von Bad Liebenzell mit dem Missionshaus und der Burg zu erkennen.

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