MISSION weltweit – Ausgaben 2020
13 malawi darum geht’s mission weltweit 11–12/2020 Foto: Joachim berGer Es war während des Reisedienstes. Dass diese Missionsfreunde jeden Tag für uns beten, war mir bewusst. Aber was hatte das mit „unserem Kapital“ und ihrer Vitrine zu tun? Also schaute ich nochmals, und wieder kapierte ich es nicht. Rose, die nette und mütterliche Frau, half mir auf die Sprünge: „Eure drei Töchter! In sie müsst ihr euch investieren, das ist euer von Gott anver trautes Kapital. Wir haben sie jeden Tag vor Augen. Dort hängt doch euer Gebetskärtchen.“ Jetzt sah ich es auch. Wie peinlich, dass ich das nicht bemerkt hatte. Euer Kapital. Darin sollt ihr euch investieren. Diese Aussagen ließen mich nicht mehr los. Investiere ich mich wirklich in meine Kinder? Oder „laufen sie nur mit“? Bin ich zuerst Vater oder Missionar? Rose, die treue Beterin, hatte recht mit ihrem Hinweis. Seither beten Mirjam und ich intensiver für Emily, Joy und Mia, und wir versuchen, ihnen Gottes Wort täglich lieb zu machen. Denn er hat sie uns anvertraut – eben so die Menschen um uns hier in Malawi. wünsche fürs Alter Wünscht man sich in Europa für den Ruhestand nicht eine schöne, barrierefreie Wohnung und eine gute Rente? In Malawi hätte man gern ein Häuschen mit Wellblechdach und ein stabiles Fahrrad, das auch als Gepäckesel oder Gehhilfe genutzt werden kann. Ein Schrank voller Kla motten ist nur möglich, wenn man keine Mäuse im Haus hat. Plastikeimer zur Aufbewahrung von Wasser sind immer gut, aber auch diese werden spröde. Geld auf der Bank ist sicher nicht schlecht, aber man fragt sich: Wenn der Kwacha an Wert verliert, was bleibt dann vom Ersparten? In Malawi sagt man: „Du wirst morgen ern ten, was du heute säst.“ Das setzen die Men schen nicht immer um, aber wer klug ist, hat sich während seiner besseren Tage um die künftigen gekümmert. Man hat ein Beziehungsnetzwerk aufgebaut und wenn möglich den eigenen Kindern und denen von Angehörigen den Schulbesuch und eine Ausbildung finanziert. Man hat außerdem Waisen, Halbwaisen oder Kinder von armen Verwandten aufgenommen und sie versorgt. Man hat sich eingesetzt, als man aktiv prägen konnte und die Kraft, die Motivation und die finanziellen Mittel hatte. Davon lebt man, wenn man alt ist und nicht mehr kann. Ein Individualist fällt durch die Maschen des Beziehungsnetzes – nicht jedoch der vorsorgen de, kluge Malawier. Er oder sie werden später von den Menschen versorgt, die sie geprägt hat ten, als sie das noch konnten. Zeit ist einer der wichtigsten Faktoren bei diesen Investitionen. Jedoch zahlt sich nicht jede Anlage aus, wie uns Prediger 11,6 lehrt: „ Am Morgen säe deinen Samen, und lass deine Hand bis zum Abend nicht ruhen; denn du weißt nicht, was geraten wird, ob dies oder das oder ob beides miteinander gut gerät.“ Dennoch investieren wir in Menschen, das ist unser Auftrag. Wir leben von Beziehungen und brauchen sie – vor allem dann, wenn Geld und Güter nichts mehr wert sind. Wir wollen als Ehepaar weiter in unser von Gott anvertrautes Kapital in vestieren: unsere Töch ter und unsere malawi schen Freunde. Auch wir wollen klug altern und von Malawiern lernen. Danke, Rose, für dei nen Hinweis. Joachim Berger l Joachim und Mirjam Berger leben seit 2009 in malawi. Neben der teamleitung gehören seit sommer 2019 Dienste in der partnerkirche und Unterrichtseinheiten am chisomo-Zentrum zu Joachims aufgaben. Zuvor war er für die theologische und handwerkliche ausbil- dung malawischer pastoren in chisomo verantwortlich. Vor seinem theologie- studium (b.a.) in bad liebenzell war Joachim Kfz-me- chaniker. mirjam ist pharmazeu- tisch-technische assistentin. Die beiden haben drei töchter. heute säen, morgen ernten „Jeden tag haben wir euer kapital vor augen und beten dafür.“ diese aussage verstand ich nicht. „schau doch mal auf unsere vitrine!“ immer noch stand ich auf dem schlauch. na ja, eigentlich saß ich auf dem sofa eines sehr lieben älteren ehepaars. Malawier kommen mit wenig zurecht.
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