MISSION weltweit – Ausgaben 2020
20 replik zu ratlos „Immer mehr Häuptlinge können immer weniger Indianer hinter sich vereinen“, schreibt Prof. Volker Gäckle in der Juli/ AugustAusgabe von Mission weltweit* und beklagt die zunehmende Zersplitte rung der evangelikalen Bewegung. Steffen Kern hält in der letzten Ausgabe* dagegen: „Es könnte noch schlimmer wer den“ und sieht trotzdem durchaus hoff- nungsvolle Entwicklungen in der evange likalen Welt. Nun kann ich in einem dritten Schritt nicht des Rätsels Lösung anbieten, möchte aber doch ein paar weitere Gedankensplitter hinzufügen und fragen: Wie leben wir mit den jetzigen Gegebenheiten in unse ren Gemeinden und bei der Liebenzeller Mission? 1. Bekenntnis steht vor kirchenzugehörigkeit Es ist zu beobachten, dass in unserer Gesellschaft und in unseren Gemeinden Bindungen und Zugehörigkeiten zu Kir chen und Konfessionen mehr und mehr an Bedeutung verlieren. Mitgliedschaften tre ten in den Hintergrund. Jetzt haben wir die Chance, wieder Inhalte in den Vorder grund zu stellen. Die Autorität der Heili gen Schrift für unser Leben und unser Han deln, Jesus Christus als Mitte unseres Glaubens und die Bereitschaft, ihm durch die Verkündigung seines Wortes und ge lebte Nächstenliebe zu dienen – das ist nicht einfach nur „typisch Liebenzell“. chen Lieder angestimmt wie in unserem Jugendkreis. Neue Lieder haben schon immer Bewegungen hervorgerufen und in Bewegung gebracht. Auch wenn Musik einerseits Konfliktpotenzial in sich birgt und in manchen Gemeinden Krisen verur sacht, führt sie andererseits Christen mit unterschiedlichen Prägungen im Lob Got tes zusammen. 3. Gemeinsam nach Lösungen suchen Grundlegend für die Auflösung von Fron- ten sind die Gesprächsbereitschaft und die Fähigkeit, im Gespräch zur Klärung zu kommen. Dabei geht es vor allem darum, dass wir Begriffe klären, uns gegenseitig achten und Grautöne wahrnehmen. a) Begriffe klären Wenn wir Begriffe gebrauchen, ist immer zu klären, was wir darunter verstehen. Was ist zum Beispiel ein christlicher Fun damentalist? Der eine versteht darunter eine Person, die in Christus ein festes Fun dament hat und der Bibel in allen Stücken vertraut. Ein anderer sieht darin einen aggressiven, bornierten Christen, der kom promisslos die Zusammenarbeit verwei gert, wenn der andere mit seiner Position nicht 100% übereinstimmt. Vielfach reden wir aneinander vorbei, weil Begrifflichkei- ten ganz unterschiedlich gefüllt werden. Wir müssen unbedingt nachfragen: Was verstehst du darunter? Wie kommst du zu dieser Sicht? Manches löst sich von selbst, Diese Haltung verbindet uns mit vielen evangelischen, katholischen und freikirch lichen Christen unterschiedlichster Prä gung. Nicht unsere Herkunft oder eine bestimm te Kirchen und Gemeindezugehörigkeit entscheidet, ob wir miteinander beten und arbeiten, sondern unser Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Retter und Herrn die ser Welt. Deshalb können wir als Liebenzeller Missi on in unseren Einsatzländern auch Kontak te und Beziehungen zu unterschiedlichen Kirchen und Verbänden aufbauen, unter halten und manchmal auch aushalten. 2. Den gemeinsamen Liedschatz schätzen Als ich vergangenes Jahr zu Gast beim 90jährigen Kirchenjubiläum der Evange lischen Kirche in Palau eingeladen war, dachte ich, ich wäre auf einer kleinen Insel im großen Pazifischen Ozean gelandet. War ich auch, allerdings nur geografisch. Medial hatten sie uns längst überholt. Chö re sangen nicht mit Liedblättern, sondern mit Tablets oder Smartphones in der Hand. Bei einem Teil der Lieder konnte ich sogar mitsingen. Lieder, die sich in der evangeli kalen Welt durchgesetzt haben und uns mit Christen auf der ganzen Welt verbin den. Ähnliches erlebte ich eindrücklich vor 20 Jahren zu Beginn meines Gemein dedienstes. In einem freikirchlichen, cha rismatischen Gottesdienst wurden die glei „Grundlegend für die auflösung von Fronten sind die Gesprächsbereit- schaft und die Fähigkeit, im Gespräch zur Klärung zu kommen.“ FOTO: OLAV AHRENS ON UNSPLASH (auf)lösung * www.liebenzell.org/mw-online
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