MISSION weltweit – Ausgaben 2020

9 sambia darum geht’s mission weltweit 3–4/2020 musst da stark bleiben.“ Am Ende der „Sitzung“ bat die Zauberin, die Familie möge ein weiteres Mal kommen. Dann würde sie eine selbst herge- stellte Medizin auf das schmerzende Bein strei- chen, um das Gift zu entfernen. Bei diesem zwei- ten Termin ritzte die Heilerin mit einem scharfen Gegenstand das Bein auf, damit Blut und das Gift „herauslaufen“ könnte. Doch es passierte rein gar nichts – nicht ein Tropfen Blut floss. Die Ursache? Die dunklen Mächte hätten, so die Zauberin, der Tante zuvor mitgeteilt, dass Peter bei einer Heilerin Hilfe gesucht hatte – und ver- hinderten die „Heilung“. ein zweiter Versuch Bei Peter und seiner Familie machte sich Ver- zweiflung breit, weil die erhoffte Besserung nicht eintrat. Nun suchten sie den Pastor einer Gemeinde auf. Vielleicht würde ja sein Gebet helfen … Dieser hörte sich den Krankheitsver- lauf an und bestätigte, dass Zauberei am Werk sei. Dann betete er für Peter – meinte aber, er sei nicht stark genug, das Gift herauszubeten, da es sich schon zu lange im Körper befinde. Es war nicht die Rede davon, dass Gott stärker ist als alle anderen Mächte. Kurze Zeit später wurde Peter wegen Nierenbe- schwerden ins Kreiskrankenhaus eingewiesen. Eine Notoperation verlief gut. Die Ärzte waren zuversichtlich, dass er bald genesen würde. Doch dem war leider nicht so. Peter starb – aus medizinischer Sicht an Nierenversagen. Gottes Zeitpunkt oder Menschenschuld? In der Zeit nach der Beerdigung ermutigten die Besucherinnen unserer Frauenstunde in Mushili und wir Missionarinnen Melody immer wieder. Wir sprachen ihr Verse aus Gottes Wort zu und sagten ihr, dass es Gott ist, der Leben und Tod in der Hand hält. Obwohl Melody einmal mein- te, dass der Tod ihres Vaters „Gottes Zeitpunkt für ihn“ gewesen wäre, schob sie in der Trauer- phase ihrer Tante die Schuld in die Schuhe. Warum suchte Melody Hilfe bei einer Zauberin, obwohl sie an Gottes Macht und sein Wirken glaubt? „Die Todesumstände müssen gegenüber der Familie des Verstorbenen immer erklärbar sein“, meinte Melody. „Wenn du einen Kranken nicht zum Zauberdoktor bringst, bist du am Ende schuld an seinem Tod.“ Wenn ich mir die Bibel, vor allem die Schöp- fungsgeschichte und den Sündenfall anschaue, weiß ich, dass wir in einer gefallenen Welt leben, in der Krankheit und Tod an der „Tages- ordnung“ sind. Erst das Leben in der Ewigkeit bei Gott im Himmel wird perfekt und ohne Trau- er, Tränen und Krankheit sein. „Hier in der Welt habt ihr Angst“, sagt Jesus zu seinen Jüngern, „... aber habt keine Angst, denn ich habe die Welt über- wunden.“ (Johannes 16,33) Gott ist mächtiger Bei Melody sowie vielen anderen Sambiern ist die Angst vor unsichtbaren Mächten Teil ihres Lebens. Wir versuchen ihnen zu vermitteln, dass Gott über allen Mächten steht. Im Brief an die Thessalonicher ruft Paulus zu einem „geheilig- ten Leben“ auf. Wenn wir unser Leben Gott anvertrauen, sollen wir von ihm allein abhängig sein und keine Hilfe bei anderen übernatürli- chen Mächten suchen. Gott ist der Gott des Frie- dens, nicht der Unordnung oder des Unfriedens. Er möchte, dass wir in Frieden leben – nicht in der ständigen Angst vor dem Eingreifen böser Mächte oder vor einem Fluch, den jemand über unser Leben aussprechen könnte. Außerdem mahnt Paulus seine Leser, das Böse zu meiden (1. Thessalonicher 5, 22). Die Heilung durch böse Mächte, wie sie von den Zauberdoktoren praktiziert wird, ist demnach tabu. Weder wir noch unsere sambischen Freunde schaffen es aus eigener Kraft, geheiligt zu leben. Einzig durch Gottes Gnade und Hilfe können wir so leben, wie es ihm gefällt. „Gott selbst, der Gott des Friedens, möge euch geben, ein völlig geheiligtes Leben zu führen. Er bewahre euch ganz nach Geist, Seele und Leib, damit bei der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus nichts Tadelnswertes an euch ist.“ (1.Thessalonicher. 5,23–24, Neue evange- listische Übertragung). Debora Wagner l Benjamin und Debora wagner leben seit oktober 2016 in sambia und haben zwei Kinder. seit sommer 2017 ist benjamin projektverantwort- licher von „hilfe zum leben“ in mushili. debora hält Kinderstunden, unterrichtet benachteiligte Kinder in ei- nem waisenhaus und arbeitet in einer Frauenstunde mit. benjamin hat nach einer ausbildung und tätigkeit als bankkaufmann theologie in bad liebenzell studiert. debora ist rechtsanwalts- fachangestellte. beide haben ihre berufung in den mis- sionsdienst bei auslands- einsätzen in afrika erlebt. Oben: Ausflug der Frauenstunde Links: Werbeschild eines traditionellen Heilers, der aus Malawi stammt und in Sambia seine „Dienste“ anbietet. Fotos: debora waGner

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