MISSION weltweit – Ausgaben 2020

10 darum geht’s deutsChLand Foto: nathanael bader „Ich muss heute leider was Trauriges mitteilen“, schreibt eine gute Freundin des Verunglückten. „Robin ist bei der Arbeit von der Leiter gefallen. Er hat sich dabei schwer verletzt. Er liegt im künstlichen Koma auf der Intensivstation. Die Ärzte haben [seine Mutter] gebeten zu überlegen, wer sein Betreuer werden könnte. Wir beten alle zusammen für ihn. Bitte betet auch für ihn.“ Robin kommt seit gut drei Jahren in die Junge Kirche Berlin und engagiert sich im Tontechnik- Team. Wer am Sonntagmorgen schlecht gelaunt zum Aufbau für den Gottesdienst ins Kino Astra kommt, wird durch Robins positive und lebens- frohe Art herausgefordert, die miese Laune abzu- legen. Ich habe kaum einen Tag erlebt, an dem er es nicht geschafft hat, mir durch einen lusti- gen Spruch oder den Aufdruck auf einem seiner T-Shirts ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Kurz vor seinem Unfall sprach ich mit Robin über das Thema Leid. Es forderte ihn zu dieser Zeit in seinem Glauben sehr heraus, denn er konnte Gottes Handeln oder Nichthandeln in dieser Welt nur schwer einordnen. Und jetzt das. robin war drei wochen im künstlichen koma Die erste Prognose der Ärzte: mit hoher Wahr- scheinlichkeit eine halbseitige Lähmung. Wir als Gemeinde bestürmten Jesus und baten schlicht und einfach um ein Wunder. Wir verließen uns auf die Zusage, dass bei Gott kein Ding unmög- lich ist! Und das Wunder geschah! Bei meinem Besuch Anfang Dezember war Robin wieder nahezu „der Alte“. Auf die Frage des Arztes, ob er noch derselbe wie „früher“ wäre, zog Robin seinen Pullover aus. Auf dem T-Shirt darunter war zu lesen: „Ich stamme aus Ironien – einem Land am sarkastischen Meer“. Als Robin mir diese Anek- dote im Krankenhaus erzählte, musste ich lachen, und mir war klar, dass er weder seine Lebensfreude noch seinen Humor verloren hat- te. Doch als ich fragte, ob sich aus seiner Sicht etwas verändert und was er durch den Unfall verloren oder dazugewonnen hätte, schaute er mich an und sagte ohne lange zu überlegen: „Mein Gebetsleben hat sich total verändert!“ Robin erzählte mir, wie dankbar er jeden Tag sei, dass Gott ihm noch einmal das Leben geschenkt habe. „Ich feiere jetzt immer noch ein zweites Mal Geburtstag – nur ohne Älterwer- den“, sagte er und grinste mich dabei an. Genau diese Dankbarkeit war es, die sein Gebetsleben völlig auf den Kopf stellte. Früher sei er mit jeder Kleinigkeit zu Gott gegangen und wollte vor allem, dass er ihm in dieser oder jener Sache Abhilfe schafft. Jetzt beginnt Robin seine Gebe- te mit einer großen Dankbarkeit und dem Wis- sen um Gottes Größe und Macht. Robin lebt in der Gewissheit, dass bei Gott alle Dinge möglich sind, weil er es am eigenen Kör- per erlebt hat. Und da, wo Gottes Wege anders sind als erhofft oder erbeten, erfüllt trotzdem eine tiefe Dankbarkeit sein Herz, weil er weiß: „Gottes Gedanken sind nicht meine Gedanken, und seine Wege sind nicht meine Wege. Denn wie der Himmel die Erde überragt, so sind auch seine Wege viel höher als meine Wege und seine Gedanken als meine Gedanken.“ (nach Jesaja 55,8.9) Nathanael Bader l nathanael und Mirjam Bader leben seit 2011 in berlin und haben drei Kinder. sie gehören zur „Jungen Kirche berlin“, die im stadtteil treptow im südosten berlins eine Gemeinde gegründet hat. 2019 begann das team der JKb einen zweiten Gottes- dienst für die menschen im benachbarten stadtteil adlershof. nathanael hat vor seinem b.a.-theologiestu- dium in bad liebenzell abitur gemacht. mirjam ist erzieherin von beruf. ein unfall mit Folgen ende september 2019. gegen 23 uhr erreicht mich die schreckensnachricht vom unfall eines ehrenamtlichen mitarbeiters der Jungen Kirche berlin. Kurz vor dem schlafengehen bin ich wieder hellwach. Robin liebt witzige T-Shirts

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