MISSION weltweit – Ausgaben 2020
13 mission weltweit 3–4/2020 maLaWi darum geht’s P: wie viel kannst du sehen? C: Überhaupt nichts Entferntes! Mit der Brille ist es etwas besser, ohne sie sehe ich nur unmittel- bar vor meinem Gesicht einigermaßen scharf. Oft erhöht sich der Augendruck, wenn ich mei- ne Tropfen vergesse, und dann habe ich Schmer- zen. Auch wenn ich länger mit dem Smartpho- ne oder Computer arbeite, merke ich, dass es mir nicht guttut. Aber solange ich die Augen- tropfen habe, kann ich die Schmerzen einiger- maßen kontrollieren. P: trotz deiner schlechten Augen hast du Abitur gemacht und studiert. was bist du von Beruf? C: Ich konnte das Lehrer-College besuchen und wurde 2015 als Grundschullehrer angestellt. P: was hat dich veranlasst, auf Lehramt zu studieren? C: Ursprünglich wollte ich Journalist werden. Das ist immer noch mein Traum. Aber ich er- kannte, dass es schwierig sein würde, damit ein Auskommen zu erzielen. Die Chancen im Schul- dienst waren besser, und ich wollte nicht länger meiner Mutter auf der Tasche liegen. Also wurde ich Lehrer, damit ich mir meinen Unterhalt ver- dienen kann. Nebenher will ich mir manches über Journalismus aneignen. P: wie geht es dir bei der Arbeit mit deinen Augen? C: Es gibt viele Auswirkungen. Der Staub von der Kreide tut meinen Augen nicht gut. Manch- mal, wenn die Schmerzen zu stark sind, muss ich mich krank melden. Ich sehe die Kinder nicht gut, und die Arbeit ist oft mühsam. P: Hast du dir schon mal überlegt, ob du zu einem traditionellen „Heiler“ gehen solltest? C: Nein, ich bin nie zum „Zauberdoktor“ gegan- gen. Die Ärzte rieten mir davon ab, um Schlim- meres zu verhindern. Und wie ich es einschätze, ist es ein natürliches Problem. Diese „Heiler“ sind mehr für übernatürliche Sachen zuständig. Ich glaube nicht, dass es von einem bösen Zau- ber kommt. Es ist einfach so, dass manche mit einer Krankheit geboren oder später krank wer- den. [Anmerkung: Für Malawier ist die überna- türliche Welt Realität. Bei medizinisch unerklär- baren Krankheiten gehen deshalb bis heute auch viele Christen zu den traditionellen Heilern.] P: wie hilft dir dein Glaube an Jesus Christus? Und was macht deine krankheit mit deiner Beziehung zu Gott? Bist du sauer auf ihn, weil er dich nicht heilt? C: Na ja, dieses Augenleiden wird wohl immer bei mir bleiben und es ist manchmal schwer für mich. Aber andererseits hilft mir Gott, über das Leiden hinauszusehen. Er hat mich mit Weisheit gesegnet, die mir manche Türen geöffnet hat. Manches habe ich so nie erwartet! Wie jetzt: Ich darf ein Aufbaustudium machen und bekomme obendrein eine Studienbeihilfe. Gott hat meine Anstrengungen immer wieder mit guten Ergeb- nissen gesegnet und mir Hoffnung gegeben, dass ich trotz der schlechten Augen viel erreichen kann. Ich beschuldige ihn nicht und bin nicht frustriert. Er lehrt uns ja, dass wir dankbar sein sollen in allem. P: was hat dich veranlasst, dich ehrenamtlich bei radio L zu engagieren? C: Ich kam zum Sender, weil ich diesen Wunsch in mir habe, eines Tages im Medienbereich zu arbeiten. Ich bewarb mich als Ehrenamtlicher, um meine Talente und mein Potenzial zu entwi- ckeln und die Grundlagen der Radioarbeit ken- nenzulernen. Ich war glücklich, dass ich seit Oktober 2018 ein Jahr lang mitarbeiten konnte. Ich habe Nachrichten vorbereitet, Sendungen produziert und moderiert. Und besonders gefal- len hat mir die christliche Ausrichtung von Radio L. Die Gemeinschaft in einem Team von Christen hat meinem Glauben gutgetan. Es war ein schönes Jahr, in dem ich mithelfen konnte, Licht in die Dunkelheit zu bringen. Denn das ist das Motto von Radio L: „Let there be Light“ (nach 1. Mose 1,3: „Es werde Licht“). P: Herzlichen Dank für deine Mitarbeit und dieses interview. Paul und Dorothe kränzler sind seit märz 2016 erneut in malawi im einsatz und in der Gemeindegründung un- ter den Yao tätig. sie haben zwei erwachsene Kinder. paul ist industriekaufmann und hat die ausbildung am theologischen seminar der liebenzeller mission absolviert. dorothe ist schreinerin. Von 1988 bis 2006 arbeitete Familie Kränzler in afrika, zunächst in der Gemein- degründung in liberia und Guinea, dann von 1993 an in verschiedenen aufgaben in malawi: aufbau und leitung des Chisomo-Zentrums, mitarbeiterschulung, aidswaisenprojekt, bibel- schulunterricht. Von 2006 bis 2015 waren paul und dorothe in der Gemeinde- arbeit in salzburg/Öster- reich tätig. radio L startete ende 2017 und ist mittlerweile 24 stunden täglich auf sendung. etwa 20 mitarbeiter/innen produzieren die Programme. radio L erreicht vor allem menschen aus dem stamm der Yao. neben geistlichen angeboten und nachrichten gibt es ratgebersendungen zu themenbereichen wie ehe, Familie und gesundheit. die sendungen werden im umkreis von 50 bis 70 Kilometern um mangochi gehört, einem gebiet mit etwa einer million potenzieller hörer. Paul Kränzler l Chikondi moderiert eine Sendung. Auch sie gehört zum Radioteam.
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