MISSION weltweit – Ausgaben 2020

21 weiterDenken >> sonderbeitrag Zum thema von simon Simon, verheiratet, drei Kinder, student der islamwissenschaften. davor war er 13 Jahre in der theologischen ausbildung in ozeani- en tätig. Für seine dissertation untersuchte er, wie Christen dort mit traditionellen vorstellungen von Krankheit und heilung umgehen. zurückschrauben und nicht mehr so viel erhoffen, damit wir nicht enttäuscht werden? In der Vergangenheit klangen meine Gebete manchmal so: „Gott, ich würde mir wünschen, dass XY gesund wird. Wenn es in deine Pläne passt, dann mach ihn bitte gesund.“ Heute glaube ich, dass das zu wenig ist. Wir sollen zu Gott kom- men und Großes von ihm erwarten! Was ist das für ein Glaube, der eher davon ausgeht, dass Gott Gebete nicht erhört? Aber: Wir können von Gott nichts einfordern. Gott muss gar nichts. Er muss uns auch nicht heilen. Wir sind seine Kinder, die erwartungsvoll zu ihm kommen sollen. Wenn wir Gott um sein Eingreifen bitten, dann hoffen wir auf sein heilendes Handeln. Wenn er es tut, dann ist das ein Grund, ihn zu preisen. Tut er es nicht, wissen wir uns dennoch in seiner Hand. Ob wir leben oder sterben, sagt Paulus, wir gehören zu Gott (Römer 14,8). Deshalb haben wir allen Grund, uns auch dann bei ihm zu bergen, wenn wir seine Heilung nicht erleben. wie heilt Gott? Welche Mittel nutzt Gott, um Menschen zu heilen? Anders gefragt: Sollten wir Gott einschränken in dem, wie er sich uns zuwendet? – Er nutzt viele Wege. Natürlich kann er auf wunder- bare Weise eingreifen. Aber wir sollten sein Wirken durch die natürlichen Mittel, durch Medizin und das Wissen und Geschick von Ärzten nicht gering schätzen. In unserer materialistischen Welt klammern wir dann Gott manchmal aus. Dabei können wir gerade auch darin seine Zuwendung sehen. Gott sitzt nicht im Himmel und schaut teilnahmslos auf die Erde herab. Er wirkt beständig, und so ist es nur folgerichtig, auch in einer Heilung, die uns nicht als speziell oder als Wunder erscheint, sein Handeln zu sehen und ihm dafür zu danken. Manchmal gibt es Wege der Heilung, die uns schleierhaft erschei- nen. Wir können hier nicht ausführlich darauf eingehen. Aber vielleicht helfen diese Orientierungspunkte: l Wo Praktiken oder Mächte im Spiel sind, die mit dem Glauben nicht vereinbar sind, vertrauen wir lieber Gott, als dass wir die vermeintliche Hilfe in Anspruch nehmen. Gottes Wort ist unse- re Richtschnur und die Gemeinschaft unter Christen hilft, die Dinge richtig zu bewerten. Mir ist ein Pastor aus Papua-Neugui- nea vor Augen. Sein Clan hatte traditionelle Heiler ans Sterbe- bett gerufen, die ihn mithilfe der Geister heilen wollten. Weil er nicht mehr sprechen konnte, gab der Pastor seiner Frau über Zeichen zu verstehen, dass er diese „Behandlung“ ablehnt, weil er sie nicht mit seinem Glauben in Einklang bringen kann. l Niemand soll gegen das eigene Gewissen handeln. Ich will alles so tun können, dass ich Gott dafür Dank sagen kann. l Manchmal gibt es Heilungsansätze, die auf Annahmen beruhen, die ich nicht teile, die aber bei der Behandlung keinen direkten Einfluss haben. Bei solchen Fragen gilt es abzuwägen und in Verantwortung vor Gott zu entscheiden. Der Pastor in Papua-Neuguinea hat übrigens erlebt, dass Gott ihm auf wunderbare Weise geholfen hat. Christen hatten ihn nach dem Vorbild von Jakobus 5,13–16 gesalbt und über ihm gebetet. Er sprang daraufhin nicht auf und war sofort wieder fit. Aber er erleb- te, wie es aufwärts ging und er vollständig gesund wurde, obwohl zuvor keine medizinischen Mittel mehr geholfen hatten. Gott heilt auch heute noch. Wie, das bleibt ihm überlassen. Als Christen sollten wir uns nicht scheuen, Menschen in die Gegenwart Jesu zu stellen und ihn um sein mächtiges Eingreifen zu bitten. Der Blick nach vorne Noch ein Letztes: Zeiten der Krankheit sind immer auch ein Hin- weis darauf, dass wir eben noch nicht am Ziel sind. Selbst dieje- nigen, die geheilt werden, müssen eines Tages sterben. Und auch wenn ich grundsätzlich bete, dass Gott Kranke gesund macht, gibt es Situationen, in denen ich bete, dass Gott es mit dem Ende des Kranken und Schwachen gnädig machen möge. Unser Leben hier ist der Vergänglichkeit unterworfen, und die ganze Schöpfung sehnt sich danach, dass sie von diesem Vorzei- chen befreit wird (Römer 8,18ff). Krankheitszeiten erinnern uns daran, dass die perfekte Welt, die wir uns wünschen, noch bevor- steht. In Gottes ewiger Herrlichkeit wird es kein Leid, keine Krankheiten und keine Schmerzen mehr geben (Offenbarung 21,3–4). Dann werden wir im umfassenden Sinn heil sein. Diese Perspektive ist keine billige Vertröstung auf das Jenseits, sondern Ausdruck der Hoffnung, die Christen eigen ist und die uns in die- ser Welt Kraft und Mut gibt, weiterzugehen. wenn wir Gott um sein eingreifen bitten, dann hoffen wir erwartungsvoll auf sein heilendes handeln. mission weltweit 3–4/2020 Foto: sharon mC CutCheon auF piXabaY

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