MISSION weltweit – Ausgaben 2020

22 sChWestern KonKret Foto: Gerhard stamm Foto: maloud Kabiri dehKordi Mit Erika rechnete an ihrem Geburtstag im Dezember 1945 keiner. Doch zur gro- ßen Überraschung ihrer Eltern folgte wenige Minuten nach dem Sohn noch eine Tochter. Das Mädchen wuchs in der schweren Nachkriegszeit mit sieben Geschwis- tern in Denzlingen auf. Ein erster tiefer Einschnitt in ihrem Leben bedeutete der Tod des zweijährigen Bruders, was die damals Sechsjährige sehr erschütterte. „in der Mission dienen, indem ich einen Missionar heirate“ Mit zwölf Jahren fand die Südbadenerin bei einer Evangelisation zum Glauben. „Aus Dankbarkeit wollte ich einmal Jesus in der Mission dienen – indem ich einen Missionar heirate.“ Als sie ihre Ausbildung zum „Großhandelskaufmann“ abge- schlossen und drei Jahre im Beruf gearbeitet hatte, erinnerte sie Gott immer wie- der an ihr Versprechen. Vor allem Psalm 32,8 wurde für sie wegweisend: „Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten.“ Ihr Weg führte sie nach Bad Liebenzell an die Bibelschule. „Aber Schwester woll- te ich nicht werden.“ Nach manchem inneren Kampf wurde Erika Leimenstoll dann doch klar, dass sie in die Schwesternschaft eintreten sollte. 1966 war es so weit, und mit Freude absolvierte sie die Ausbildung. „Gott sei Dank habe ich erfah- ren, dass Jesus niemand in eine Schwesternschaft ‚zwingt‘. Natürlich gab es auch Probleme, und über manches ärgerte ich mich. Aber das half mir, als Person und im Glauben zu reifen.“ Gottes wege sind oft unverständlich – aber gut Nach der Bibelschulausbildung war Schwester Erika in Heidelberg in der Gemein- de- und Jugendarbeit tätig. Für sie zunächst unverständlich, wurde sie nach acht Jahren wieder auf den Missionsberg versetzt: ins Büro des Liebenzeller Gemein- schaftsverbandes als Sekretärin des damaligen Inspektors Alfred Gajan. „Dort habe ich viel gelernt, und die Arbeit machte mir Freude.“ Nach 15 Jahren folgte die nächste Aufgabe: Sie wurde „Reise- und Seelsorgeschwester“ sowie stellvertretende Oberin. Nach drei Jahren wusste sich Schwester Erika nach Frankreich berufen. Mit fast 50 Jahren begann sie ihr Sprachstudium in Massy bei Paris. Dann erreichte sie die Bitte, im afrikanischen Burundi für fünf Monate Iris Vatter zu unterstützen. Im Anschluss arbeitete sie in Mortagne und Alençon in der Normandie. 2000 erreich- te sie dann der Ruf, neue Oberin der Schwesternschaft zu werden: „So sind die Wege Gottes: oft überraschend und zunächst nicht verstehbar. Aber ich kann nur staunen und danken. Es war mir eine große Freude, für die Schwestern da zu sein.“ Das größte Geschenk Wichtig wurde ihr ein Liedvers des Arztes und Schriftstellers Paul Fleming (1609 –1640: „In allen meinen Taten lass ich den Höchsten raten, der alles kann und hat; er muss zu allen Dingen, soll‘s anders wohl gelingen, mir selber geben Rat und Tat.“ Schwester Erika weiß: „Es ist so ein großes Geschenk, Kind Gottes sein zu dürfen, Vergebung meiner Schuld zu empfangen und die Hoffnung auf das ewige Leben zu haben. Jesus Christus wird mich und alle die Seinen ans Ziel bringen. Das will ich weitersagen.“ Würde sie im Rückblick etwas anders machen? „Ich würde besser hinschauen und mir mehr Zeit für Einzelne nehmen. Aber ich würde mich wieder senden lassen. Das waren gesegnete Wege, die mich der Herr führte.“ Claudius Schillinger „schwester wollte ich eigentlich nicht werden“ missionsschwester wollte erika Leimenstoll eigentlich nicht werden. sie wurde es dennoch – und hat es nie bereut. 2007 auf Dienstreise in Bangladesch Foto: rainer Grossmann

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