MISSION weltweit – Ausgaben 2020

Anna kölbel thema dieser „Mission weltweit“ ist geheilt und/oder geheiligt“. inwieweit berührt dich dieses thema? Im Alter von vier Jahren wurde bei mir ein Tumor an der linken Niere entdeckt. Sie muss- te entfernt werden, und einige Wochen Chemo- therapie folgten. Dabei war mein Körper durch die Medikamente so geschwächt, dass er fast kapitulierte. Heute bin ich seit über zwanzig Jahren krebsfrei. Mit 18 Jahren befiel mich ein kreisrunder Haarausfall am ganzen Kopf (Alo- pecia Areata). Manche haben das ihr Leben lang. Nach über einem Jahr begannen meine Haare jedoch wieder zu wachsen. was hat dir in der krankheitszeit geholfen? Ich ging als Kind spielerisch mit meiner Krebs- erkrankung um: Verlor ich meine Haare, wurde ich eben zum Piraten mit Augenklappe. Meine Eltern waren in dieser Zeit mit vielen Menschen im Gebet verbunden und erhielten viele Zusa- gen, die sie in einem Buch festhielten. Dabei war ihnen wichtig, offen mit der Krankheit umzugehen. Viele Bekannte zogen sich zurück, weil sie selbst überfordert damit waren. In sol- chen Momenten braucht man aber nicht viel sagen, sondern einfach da sein, wie Paulus in Römer 12,15 empfiehlt: „Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.“ In der Zeit des Haarausfalls half mir mein Glaube an Gott. Er hat jedes Haar auf meinem Kopf gezählt (Lukas 12,6–7) und keines wird herausfallen, ohne dass das an ihm vorbeigeht. wie hat dich diese erfahrung verändert? Mein Glaube ist gewachsen und tiefer gewor- den – mit dem Wissen, Gott ist in Zeiten der Not da. Er trägt mich durch, auch wenn es sich nicht so anfühlt. Sehr wichtig ist mir die Klage gewor- den: Gott will mein Herz, und er will vor allem, dass ich ehrlich zu ihm bin. Wenn das Leben mich gerade richtig „ankotzt“, will er auch das wissen. Ich habe lange genug Gott „in Schutz ge- nommen“ und mich nicht getraut, ihm ehrlich zu sagen, wie schwierig alles ist. Das hat mich am Ende aber weiter von ihm weggebracht. Die wirkliche Nähe kam mit der Ehrlichkeit. „Heil muss sein, Heilung kann sein“ stellte Pfarrer wilfried Veeser einmal in einem Vortrag zum thema krankheit und Heilung fest. wie stehst du zu dieser Aussage? Dem stimme ich sofort zu. Das eine ist die kör- perliche Heilung, die Gott vollbringen kann und auch dazu gebraucht, um den Menschen auf sich aufmerksam zu machen. Das Heil ist aber die Heilung des Herzens. Diese ist für die Ewig- keit und in meinen Augen das wahre Wunder. Die Fragen stellte Claudius Schillinger Anna kölbel hat an der internationalen hochschule liebenzell (ihl) theologie und soziale arbeit im internatio- nalen Kontext studiert. seit Januar 2020 arbeitet sie in der „oase“ in neubrandenburg, einem sozial-missionarischen projekt der liebenzeller mission. Geboren ist anna in stuttgart, aufgewachsen in remshalden. ihre geistliche heimat ist das Christliche Zentrum scala in schorndorf, eine freie pfingst- gemeinde. in ihrer Freizeit trifft sie sich gerne mit Freun- den, fährt longboard oder ist in der natur unterwegs. Zum Thema dieser

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