MISSION weltweit – Ausgaben 2021

10 darum geht’s deutschland Mittlerweile ist auch der Mann zur Tür geeilt. Das junge Missionarsehepaar ist noch nicht lange im Land. Umso verblüffter sind die beiden, als die Chinesin der Missionarin mit einem besorgten Blick erklärt: „Nun, mein Mann und ich bemerken schon seit Längerem, dass dein Mann nicht gut ernährt aussieht. Deshalb haben wir euch eine richtig gute Hühnersuppe gekocht, damit dein Mann endlich zu Kräften kommt!“ Als ich diese wahre Begebenheit, die sich vor vielen Jahren in Taiwan ereignete, als Einstiegsgeschichte im Gottesdienst weitergab, lachten unsere chinesischen Zuhörer laut – noch bevor die ganze Geschichte zu Ende erzählt war. Gelacht wird überall, worüber ist verschieden Lachen ist ein universales menschliches Verhalten, genau wie Sprechen, Gehen oder Weinen. Aber worüber wir wann lachen und was uns amüsiert, das wird kulturell höchst unterschiedlich definiert. Als wir vor 28 Jahren begannen, Chinesisch zu lernen, war es uns wichtig, dass wir nicht nur die Schriftzeichen und Töne kennen. Wir wollten auch verstehen, warum Chinesen so denken, wie sie denken. Das Sprachstudium eröffnete uns eine völlig neue Welt und wurde im Laufe der Jahre zu einem sehr wertvollen Werkzeug, um die Frohe Botschaft von Jesus Christus vielen Menschen in Taiwan und später in Deutschland weiterzusagen. was war hier lustig? Trotz jahrelanger Spracherfahrung stellen wir immer wieder fest, dass es im Blick auf Sprache und Kultur noch vieles zu lernen gibt. So kann es vorkommen, dass ich einen Witz erzähle und mich wundere, dass niemand lacht. Aber die chinesischen Zuhörerinnen und Zuhörer kennen sich zum Beispiel bei denen über Bevölkerungsgruppen (Ostfriesenwitze etc.) zu wenig im Kontext oder in der Kultur aus und haben deshalb keine Erwartung an eine entsprechende Geschichte. Häufig können sie auch die schmunzelnde Mimik beim Erzählen eines Witzes oder eines lustigen Gedankens nicht einordnen und fragen gleich nach: „Ist das wahr oder nicht?“ Was wir Mitteleuropäer lustig finden, ordnen Menschen anderer Kulturen oft nicht als witzig ein. Umgekehrt mag mancher bei der oben erwähnten Begebenheit den Kopf schütteln und sich fragen, was an einem Topf mit Hühnersuppe so amüsant ist und weshalb die Nachbarin auf die Idee kam, den Missionaren etwas zum Essen zu bringen. Die chinesischen Zuhörer im Gottesdienst wussten es sofort! Chinesen legen nun einmal großen Wert aufs Essen, sowohl im privaten, als auch im geschäftlichen Bereich. Viele gesellschaftliche Angelegenheiten verbinden sie damit. Bei den meisten Treffen mit Verwandten oder Freunden wie auch bei Verhandlungen mit Geschäftspartnern spielt das gemeinsame Essen eine wichtige Rolle. Außerdem achtet man immer darauf, dass man drei warme Mahlzeiten einnimmt, egal, ob man zu Hause oder auf Reisen ist. Kein Wunder also, dass es der Chinesin sehr am Herzen lag, dass ihre deutschen Nachbarn gut ernährt sind. Begebenheiten werden Gelegenheiten Bis heute ergeben sich in unserem Alltag mit Chinesen aufgrund der unterschiedlichen Wertmaßstäbe und kulturellen Hintergründe humorvolle Situationen. Und Gott kann aus diesen lustigen Begebenheiten Chancen werden lassen, den Menschen seine Liebe ans Herz zu legen und ihnen das Evangelium weiterzugeben. Das kann klaus-dieter und erika Volz haben zwei erwachsene söhne, waren von 1993 bis 2009 Missionare in taiwan und arbeiten seit 2009 unter chinesen in Deutschland. Durch Bibelgesprächskreise, studierendengruppen, gottesdienste und ein offenes haus erreichen sie vor allem in Karlsruhe und Umgebung viele vorwiegend jüngere Menschen mit dem evangelium. Klaus-Dieter ist als Missionarskind in Papua-neuguinea aufgewachsen. erika ist Bankkauffrau. Beide haben die ausbildung am theologischen seminar der Liebenzeller Mission absolviert. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/volz humor ist die gabe, der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen wie auch den schwierigkeiten und Missgeschicken des alltags mit heiterer gelassenheit zu begegnen. humor kann türen öffnen es klingelt an der Wohnungstüre von jungen missionaren. die nachbarin von nebenan steht davor. in den händen hält sie einen riesigen topf mit einer dampfenden, frisch gekochten hühnersuppe. völlig verdutzt und mit großen augen starrt die missionarin die lächelnde frau mit dem suppentopf an. „oh, wie das duftet! Wie kommen wir zu dieser ehre?“

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