23 mission weltweit 9–10/2021 sismus, fragwürdigen Motiven und westlicher Arroganz gegenüber einheimischen Kulturen waren. Aber gleichzeitig arbeitete er die überragende Bedeutung der Übersetzungsleistung christlicher Missionare heraus. Es war die sprachliche und theologische Übersetzung des Evangeliums in die einheimischen Sprachen und Kontexte, die zur Ausbreitung des christlichen Glaubens führte und die Einheimischen erst in die Lage versetzte, mit anderen Kulturen zu kommunizieren und sich gegenüber kolonialistischer Überwältigung selbst zu behaupten. Missionare füllten den „Schatz des Evangeliums“ in „lokale Gefäße“.3 Sie schrieben Grammatiken, übersetzten die Bibel, gründeten Schulen, lehrten die MenschendasSchreibenundLesenundsammelten und bewahrten einheimische Sprachen, Weisheiten, Geschichten, Sprichwörter und Denkformen.4 Die kolonialen Siedler und westlichen Kolonialmächte waren an all diesen Dingen nicht interessiert. Ihr Interesse galt dem Land, den Bodenschätzen, billigen Arbeitskräften und der Großwildjagd. In Afrika, Asien und Lateinamerika erinnert man sich noch sehr gut an diese Unterschiede und redet deshalb völlig anders über christliche Mission, sodass selbst Nelson Mandela auf einer Konferenz in Simbabwe sagen konnte: „Ich werde nie genug Worte haben, um Missionaren für das zu danken, was sie getan haben. Ohne Missionare wäre ich heute nicht das, was ich bin.“5 Eine belastende Fehlwahrnehmung und ein verbrannter Begriff So unhistorisch die ideologisch motivierte Fehlwahrnehmung christlicher Mission im öffentlichen Bewusstsein der westlichen Welt ist, so nachhaltig, durchschlagend und zerstörerisch ist sie. Mission ist zu einem belasteten Begriff geworden, weshalb zum Beispiel die Lausanner Bewegung bewusst von „Weltevangelisation“ und nicht von „Weltmission“ spricht. Zahlreiche evangelikale Theologen und Missionswissenschaftler plädieren mittlerweile dafür, auf die Bezeichnung (nicht auf die Sache!) zu verzichten, weil sie „verbrannt“ ist bzw. „verbrannt“ wurde: Der Begriff „Mission“ behindert heute die Mission und verdunkelt das Licht des Evangeliums. Das macht uns ratlos. Anders als bei biblischen Begriffen wäre es grundsätzlich möglich, auf ihn zu verzichten. Denn Mission leitet sich von „missio“ ab, dem lateinischen Wort für „Sendung“, was auf biblische Wurzeln zurückgeht, aber ansonsten handelt es sich um einen durch und durch modernen Begriff, der zum ersten Mal im 16. Jahrhundert von dem katholischen Gegenreformator Ignatius von Loyola in unserem heutigen Sinn gebraucht wurde. Vorher sprach man nicht von „Mission“, sondern von der Ausbreitung des Evangeliums, von apostolischer Verkündigung, Vermehrung des Glaubens, Ausdehnung der Kirche, Aussäen der Saat, Bekenntnis oder Zeugnis. Die Akteure nannte man auch nicht „Missionare“, sondern Bischöfe, Pilger, Diener oder Apostel. Bevor man allerdings einen eingeführten Begriff aufgibt, der immerhin noch von vielen Christen (positiv) verstanden wird und eine (im Großen und Ganzen) 500-jährige Segensgeschichte des christlichen Glaubens beschreibt, sollte man zum einen darauf achten, dass mit dem Begriff nicht auch die Sache an sich verschwindet, und zum anderen, dass man eine alternative Bezeichnung hat, die akzeptiert und verständlich ist. Wir sind im Moment noch ratlos, aber gleichzeitig gespannt und hoffnungsfroh, dass uns der Heilige Geist zur rechten Zeit die Antworten schenken wird, die wir brauchen. Volker Gäckle ratlos Prof. Lamin Sanneh forschte über die Diffamierung der Mission. fOtO: uniVersitY Of Yale aus dFmgB wird FgB Frauen in der weltweiten Mission im Gebet begleiten: Das ist seit mehr als 120 Jahren Auftrag und Markenzeichen des „Deutschen Frauen-MissionGebets-Bundes“. Seine engagierten Beterinnen treffen sich regelmäßig in rund 650 Gruppen in Deutschland und 20 in Österreich. Sie werden von der Zentrale in Siegen mit Informationen versorgt und treffen sich zu regionalen Missionstagen, Freizeiten und Konferenzen. Seit Juli 2021 präsentiert sich die bisher als DFMGB bekannte Initiative mit einem neuen Namen: Frauen-Gebets-Bewegung. Die FGB freut sich über weitere Frauen, die sich im Gebet einbringen! mehr infos unter www.fgb-weltweit.org aKtuell 3 Vergleiche 2. Korinther 4,7: „Wir haben aber diesen schatz in irdenen Gefäßen, auf dass die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.“ 4 Vgl. hierzu Wanjiru m. Gitau, the legacy of lamin sanneh. colonial missionary impact, World christianity, and muslim-christian dialogue, in: https://lausanne.org content/lga/2020-05/the-legacy-of-lamin-sanneh (abgerufen am 14. Juli 2021). 5 harare, 13. dezember 1998.
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