MISSION weltweit – Ausgaben 2021

13 samBia darum geht’s mission weltweit 11–12/2021 fOtOs: margIt schwEmmlE keit voneinander vorbei. Etwas Wichtiges wurde von zwei Personen ohne Einbeziehung der dritten entschieden. Was bisher immer möglich gewesen war, weil Vertrauen bestand, wurde zum Problem. Plötzlich war das, was ich als eine gesunde gegenseitige Abhängigkeit und ein gutes Miteinander empfunden hatte, zu einer ungesunden Sache geworden. Wochenlanges Schweigen und abgeblockte Klärungsversuche lähmten mich an manchen Tagen. Gespräche fanden kaum noch statt, und wenn ich zu einer Sache um Rat fragte, wurde ich darauf hingewiesen, dass das meine Entscheidung sei. Vor allem zwei Fragen beschäftigten mich: Warum beeinflusst mich das Verhalten des anderen so sehr? Warum lasse ich es zu, dass mich das Schweigen und die Unnahbarkeit blockieren? – Nach Wochen dämmerte es mir langsam: Ich hatte mich viel zu sehr von anderen abhängig gemacht und vergessen, dass ich an erster Stelle auf Gott angewiesen bin. Die Abhängigkeit von den Kollegen war schon längst keine gesunde mehr gewesen! Ich war abhängig geworden von dem, was sie über eine Sache denken, und davon, dass sie sich in allem schützend vor mich stellen. Ohne Bestätigung zu erhalten, fühlte ich mich mit Entscheidungen überfordert und oft auch hilflos. „Lass los und überlass es Gott“ wurde zu einem ständigen Begleiter in meinem Alltag. Die ungesunde Abhängigkeit von der Meinung und Bestätigung anderer musste ich loslassen. Nur so konnte ich meine Verantwortung wieder wahrnehmen und erleben, dass Gott tatsächlich eingreift. Das Loslassen üben Nach Monaten des Schweigens wird wieder miteinander geredet. Nicht weil ich auf Klärung gedrängt habe, sondern vielmehr, weil ich mich von Gottes Eingreifen abhängig gemacht habe. Für uns als Leitungsteam war das keine leichte Zeit. Das vonmir gewünschte und erhoffte klärende Gespräch hat nicht stattgefunden. Was Gott in meinen Kollegen getan hat, kann ich nicht beurteilen. Ich habe aber erlebt, dass Gott mich verändert hat. Ich muss „nur“ das Loslassen immer wieder neu üben, mich von Gott abhängig machen und ihm „die anderen“ überlassen. In dieser gesunden Abhängigkeit von Gott erlebe ich die Freiheit, mich auch wieder abhängig von Menschen machen zu können. Und so freue ich mich, dass unser Teamleiter nach einem Gebetstreffen mein Auto im engen Hof umparkt, damit ich ohne Probleme wegfahren kann. Auch werde ich jemanden bitten, die Lampe im Bad auszuwechseln. Und ich bin dankbar, dass wir an der Universität wieder aufeinander hören und gemeinsam nach Lösungen suchen. Es ist befreiend zu wissen, dass ich nichts alleine machen muss und es sich lohnt, zu praktizieren, was Psalm 46,11a so ausdrückt: „Seid stille und erkennt, dass ich Gott bin!“ Es funktioniert nicht immer mit der Balance zwischen falscher und gesunder Abhängigkeit. Deshalb steht der Vers aus Psalm 46 jetzt als Erinnerung in meinem Wohnzimmer. Es lohnt sich, das Loslassen auszuprobieren und sich von Gott abhängig zu machen. Und wenn es wieder einmal nicht geklappt hat, dann ist Gott trotzdem immer noch Gott! Margit Schwemmle l Dieser ältere Theologiestudent will lernen, Gott in allem zu vertrauen. Nachdenkenswerter Bibelvers im Wohnzimmer von Margit Schwemmle

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