19 das empFehlen Wir mission weltweit 11–12/2021 WEITERDENKEN >> sonderBeitrag Zum thema Von Johann s uithle „Gerade du brauchst Jesus“ Um zum Glauben an Jesus einzuladen, hat ein Missionswerk den Satz geprägt: „Gerade du brauchst Jesus“. Er ist richtig, wenn er beschreibt, dass wir alle der Hilfe des Arztes bedürfen. „Nicht die Starken brauchen einen Arzt, sondern die Kranken“, sagt Jesus (Markus 2,17a). Notwendig ist auch, dass wir seine Stimme hören und ihm zu Füßen sitzen, wie er es Marta erklärt (Lukas 10,42). Die Abhängigkeit von Gott findet ihren Ausdruck nicht zuletzt in der hörenden Hinwendung zu ihm. „Gerade du brauchst Jesus“ wird allerdings problematisch, wenn wir Jesus als Objekt betrachten, ihn für uns gar gebrauchen und benutzen wollen. Gott ist nicht unser Bedürfniserfüller. Seine Aufgabe ist nicht, dafür zu sorgen, dass meine Wünsche in Erfüllung gehen. Sobald ich Jesus für meine Zwecke „gebrauche“, missbrauche ich ihn. Jesus kann niemals die Wachhundrolle bekommen, immer schön an meiner Leine, um mich zu beschützen und für mich da zu sein, so wie ich das will. Gerade dich braucht Jesus Was passiert, wenn wir das Subjekt mit dem Objekt tauschen? Wird der Satz dadurch klarer? Man könnte 1. Korinther 12,21 zitieren, wo Paulus sagt: „Das Haupt kann nicht zu den Füßen sagen, ich brauche euch nicht.“ Im Leib Christi ist das Haupt, also Christus, auf die Glieder angewiesen, sonst könnte der Leib nicht existieren. So gesehen braucht uns Jesus. Dennoch: Gott kommt auch ohne uns zu seinem Ziel und ist nicht auf uns angewiesen. Wenn wir uns aber ihm zuwenden, wird er uns einsetzen und nach seinem Willen gebrauchen. Der norwegische Musiker Arnold Börud dichtet: „Jesus, ich will gehn, sende mich. Ich will leben mit dir. Gebrauche mich.“ Die Bitte an Gott zeigt an, dass Gott mich nicht einfach sklavisch gegen meinen Willen braucht oder gebraucht. Aber da, wo ich mein Leben in seine Hand lege, bin ich bereit, meinem Herrn zu sagen: „Du kannst alles mit mir machen, denn ich weiß, dass du es gut machst.“ Und dann wird er mich auch einsetzen und mir den Platz zuweisen, an dem ich Frucht bringen kann. „In“ sein Wie wird nun die Abhängigkeit von Gott im Neuen Testament beschrieben? Wie drückt es Jesus selbst aus? Nach Johannes 15,5 steht fest: Wer in Jesus bleibt, bringt viel Frucht, denn ohne ihn können wir nichts tun. In Jesus sein und in ihm bleiben. So wird das optimale Verhältnis zwischen Menschen und Gott dargestellt. Ähnlich drückt es auch der Apostel Paulus in Philipper 4,12 aus, wenn er sagt: „Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut: beides, satt sein und hungern, beides, Überfluss haben und Mangel leiden.“ Er zeigt zunächst auf, wie unabhängig er von den Dingen ist, die uns so wichtig erscheinen, um dann zu bekennen: „Ich bin stark und zwar in dem, der in mir wirksam ist“ (so wörtlich in Philipper 4,13). Paulus ist also „in“ Christus und Christus ist „in“ ihm wirksam. Jesus kann niemals die wachhundrolle bekommen, immer schön an meiner leine, um mich zu beschützen und für mich da zu sein, so wie ich das will. Ähnlich schreibt er an Timotheus. Er soll stark sein in der Gnade, die in Jesus Christus ist (2. Timotheus 2,1). Auffallend oft spricht Paulus von „stark sein“ in Christus, gerade dann, wenn alle anderen Beziehungen oder Sicherheiten wegfallen (vgl. auch 2. Timotheus 4,16f). Christus bleibt. Und seine Kraft bleibt in den Schwachen mächtig (2. Korinther 12,9). Verbunden sein Neben der Verortung in Christus gibt es noch eine zweite Beschreibung der Abhängigkeit, in die uns Gott durch den Glauben stellt. Es ist die Erfahrung der Gemeinschaft. Durch den Glauben an Jesus Christus werden wir „zusammenverleibt“ mit anderen Glaubenden (Epheser 3,6) und vor allem mit Christus, der das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde ist. Im Leib Christi geben und empfangen wir. Wir sind aufeinander angewiesen und miteinander verbunden (1. Korinther 12,21). In dieser doppelten Abhängigkeit, nämlich von Christus und seinem Leib, werden wir das volle Leben finden. Hermann Bezzel (1861–1917) hat Recht, wenn er die Frömmigkeit als Entschluss begreift, die Abhängigkeit von Gott als Glück zu bezeichnen. Mündig werden Von Jesus abhängig leben heißt aber nicht, dass wir jede tägliche Entscheidung im Gebet zu durchkämpfen haben. Ziel ist, dass wir im Glauben wachsen und erwachsen, also mündig werden. Mündige Christen sind urteilsfähig (vgl. Epheser 4,14) und haben in ihrem Denken und Handeln eine Grundausrichtung, die von Liebe und Barmherzigkeit geprägt ist (Epheser 5,8ff). Wir lassen uns auch nicht an Menschen binden. Wir hören zwar auf Prediger und Pastoren. Aber wir werden ihnen gegenüber nicht hörig. Einer ist unser Meister und alle anderen sind Glieder. Wasser, Wind und Wolle Und was ist mit dem täglichen Brot, der Luft zum Atmen und mit den Kleidern, die wir zumAnziehen benötigen? Hängt nicht davon unser leibliches Wohl ab? Nach den Worten Jesu brauchen wir uns gerade um diese Dinge nicht den Kopf zu zerbrechen. Für die Grundbedürfnisse des täglichen Lebens sorgt Gott. Er weiß schließlich, worauf wir angewiesen sind (Matthäus 6,8b). Wennwir uns nur auf das konzentrieren, was unser Körper braucht, dann gleichen wir denen, die ohne Gott leben und machen uns von Dingen abhängig, die Gott geschaffen hat (Matthäus 6,32). Unsere Aufgabe ist vielmehr, darauf zu achten, dass wir in Jesus leben und seine Gesinnung übernehmen. Für alles andere wird Gott sorgen (Matthäus 6,33). Ich darf, muss aber nicht Wie gehen wir nun mit den Bedürfnissen des täglichen Lebens um? Welchen Stellenwert haben Konsumgüter? Vieles könnenwir uns nicht selbstmachen.Wir sindangewiesenauf
RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=