MISSION weltweit – Ausgaben 2021

22 weiterdenken >> sonderbeitrag zum thema von dr. annette kessel Dr. Annette Kessel ist Ökonomin und Theologin und wohnt in Böblingen. Nach einigen Jahren in der Wirtschaft war sie Geschäftsführerin an der Akademie für Weltmission in Korntal, anschließend Dozentin und Verwaltungsleiterin beim Marburger Bibelseminar. Heute leitet sie die Verwaltung des Diakonissenmutterhauses Aidlingen und ist Mitglied des Aufsichtsrates der Liebenzeller Mission. Ihr Herzensanliegen ist, Menschen geistlich wachsen zu sehen. Werken zu einem (sichtbaren!) Licht für die Welt werden (Matthäus 5,16). Dabei darf allerdings der Erfolg oder Misserfolg nicht zur Messlatte unseres Lebens werden. 2. Erfolg ist im Reich Gottes keine passende Messlatte Erfolg als Messlatte von außen Wir Menschen in der westlichen Welt haben gelernt, Erfolg mit Zahlen zu erfassen. Das kommt aus der Wirtschaftslehre, die auf diese Weise versucht, die Zielerreichung zu messen. Und dann ist es nur noch ein kleiner Schritt dahin, den ganzen Menschen nach seinem Erfolg zu beurteilen. Das schafft Leistungsdruck, den Druck, Erfolg haben zu müssen. Das kennen auch manche Christen: Die Mitarbeit im Reich Gottes erzeugt nicht Dankbarkeit und Freude, sondern wird zum Zwang, etwas vorzeigen zu müssen. Erfolg als Messlatte von innen Nicht immer sind es die anderen, die uns so beurteilen. Manchmal steckt es auch in uns selbst, dass wir denken: Wenn das, was ich tue, etwas bewirkt, dann heißt das, dass Gott mich segnet und dass ich von Gott geliebt bin. So entsteht der tiefe und verständliche Wunsch, Gott möge unser Leben sichtbar segnen, weil das ja nur bedeuten kann, dass er uns liebt. Doch Gottes Liebe sieht anders aus. Sie zeigt sich nicht in einem sichtbaren Segen, sondern vertieft sich in der Beziehung. Während wir Menschen auf das achten, was wir sehen, achtet Gott auf das Herz (1. Samuel 16,7). Verantwortung für gute Haushalterschaft Das bedeutet aber nicht, dass angesichts dieser tiefen Liebe Gottes unser Handeln keine Rolle mehr spielt. Immer wieder wird uns in der Bibel gesagt, dass wir von Gott mit Gaben und Fähigkeiten ausgerüstet werden und dass wir diese gewinnbringend für sein Reich einsetzen sollen (z.B. Matthäus 25,14–30). Wir sollen „gute Haushalter“ sein (1. Petrus 3,15). Ein guter Haushalter lebt mit dem Bewusstsein, jederzeit Rechenschaft über den Umgang mit den anvertrauten Gaben ablegen zu müssen. Dabei wird eine Rolle spielen, was ich aus diesen Gaben gemacht habe. Doch die gute Botschaft ist: Nicht der „Erfolg“ vorbeizuleben. Wenn das, was Gott in unser Leben hineingelegt hat, wirksam werden soll, braucht es Demut. Demut ist die Überzeugung, dass es Gott ist, der alles Wesentliche tut, nicht wir selbst. Frucht erfordert sowohl Aktivität als auch Vertrauen Heißt das nun, dass man die Hände in den Schoß legen und Gott einfach machen lassen soll? In gewissem Sinne ja. Unsere Aufgabe ist es, zu vertrauen – Gottes Sache ist es, die Frucht zu schenken. Doch dieses Vertrauen ist ein „tätiges“ Vertrauen, das Peter Scazzero so beschreibt: „Aktion, dann Passivität, Anstrengung, danach ein Loslassen, alles tun, was man kann, und die Dinge dann aus der Hand geben – nur in diesem Rhythmus verwirklicht sich Gottes Geist.“3 Christsein und Erfolg oder Misserfolg, passt das also zusammen? Erfolg und Misserfolg gehören auch zu unserem Leben als Christ. Wir haben Gaben und Fähigkeiten von Gott anvertraut bekommen und dürfen sie für das Reich Gottes einsetzen. Wir können uns am Erfolg freuen und aus dem Misserfolg lernen. Dabei sollte uns aber immer bewusst sein: l Letztlich kann nur Gott beurteilen, was aus unseren Bemühungen im Reich Gottes geworden ist. l InderNachfolge geht es nicht um„Erfolg“, sondern um Treue zu unserem Herrn. l Es ist Gott, der die Frucht wachsen lässt und nicht wir selbst. Wer das weiß, lebt gelassen. Und er kann sich getrost auf den Weg machen, zu dem Menschen zu werden, den Gott aus ihm formen möchte. Dann wird Gott am Ende sagen: „Gut gemacht, mein treuer Knecht.“ (Matthäus 25,21) l Wenn das, was Gott in unser Leben hineingelegt hat, wirksam werden soll, braucht es Demut. Foto: damaris wessinger 3  Scazzero, Peter (2018): Glaubensriesen – Seelenzwerge? Geistliches Wachstum und emotionale Reife. 9. Auflage. Gießen: Brunnen. Seite 175. oder „Misserfolg“ wird letztlich die Messlatte sein, sondern die Treue zu unserem Herrn (Matthäus 25,21.23). 3. Erfolg haben wir im Reich Gottes niemals selbst bewirkt Wenn wir von Erfolg sprechen, schwingt schnell der Gedanke mit, wir hätten das Ergebnis selbst erreicht. In der Bibel wird das Resultat unseres Einsatzes deshalb nicht Erfolg genannt, sondern „Frucht“. Frucht kann man nicht machen Das Wort „Frucht“ zeigt eine Besonderheit im Reich Gottes, die wir ab und zu gern vergessen: Frucht lässt sich nicht machen. Der Bauer kann zwar düngen, gießen und Schädlinge bekämpfen, aber das Wachsen lässt sich trotzdem nicht erzwingen. Die Frucht wächst von selbst, manchmal ganz ohne unser Dazutun. Aber nicht ohne Gottes Dazutun. Er ist es, der die Frucht reifen lässt nach seinem Willen. Frucht braucht Demut Allzu leicht vergessen wir, dass wir die Frucht nicht „erarbeitet“ haben, und wir werden unter Umständen stolz auf die eigene Leistung. Manchmal fühlen wir uns sogar anderen überlegen, die vielleicht mit Misserfolgen zu kämpfen haben. Doch das ist eine Sackgasse. Denn dann stehen wir in der Gefahr, unser Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und an Gottes Plan

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=