MISSION weltweit – Ausgaben 2021

26 FoTo: SHED ratlOs Manche Arten wie Erdbeben kündigen sich zum Teil an oder sind historisch bedingt erwartbar. Man weiß, dass im Himalaya etwa alle 100 Jahre ein Erdbeben größeren Ausmaßes auftritt. So war das Beben im Jahr 2015 in Nepal mit 9000 Toten und 22.000 Verletzten eine Katastrophe mit Ansage. In Bangladesch, Einsatzland der Liebenzeller Mission, kommt es regelmäßig zu Stürmen und Überschwemmungen, und 2020 waren diese besonders heftig. Kennzeichen aller Naturkatastrophen ist, dass sie alles durcheinanderbringen, Menschen und Nationen vor existenzielle Herausforderungen stellen und langfristige Pläne verändern. Nothilfe ist in Situationen geboten, in denen die von der Katastrophe Betroffenen auf Hilfe Dritter angewiesen sind. Diese kann und darf jedoch nie zu einem Dauerzustand werden. Wirkungsvolle Hilfe ist schwerer als schnelle Spendenmobilisation Bilder von hungernden Kindern oder durch Buschbrände in Flammen stehende Siedlungen lassen uns nicht kalt und geben einen starken Impuls zur Hilfsbereitschaft. Hier lassen sich sehr schnell Spender und Spenden mobilisieren. Viel schwerer ist es dagegen, wirkungsvoll und zeitnah zu helfen. Damit Naturkatastrophen nicht noch zu Spendenkatastrophen werden, muss sind wir mit deren Hilfsmaßnahmen einig? Werden Hilfsgelder verantwortungsvoll eingesetzt und vor Missbrauch geschützt? Welche Rolle sollen Missionare vor Ort einnehmen, und wie lässt sich das mit der Fürsorgepflicht des Werkes in Einklang bringen? Solche Fragen müssen praktisch beantwortet werden. klare kriterien statt spontane Aktionen Die Bibel ruft uns dazu auf, den Schwachen und in Not geratenen Menschen zu helfen, besonders auch den Glaubensgeschwistern. Gleichzeitig ist der Arbeitsschwerpunkt der Liebenzeller Mission nicht die Nothilfe. Deshalb ist es wichtig, sich bei Hilfsmaßnahmen an klaren Kriterien zu orientieren und nicht aus dem Bauch heraus zu entscheiden. International wurden Standards für humanitäre Hilfe festgelegt, um negativen Auswirkungen entgegenzuwirken. Auch die Liebenzeller Mission wird in der öffentlichen Wahrnehmung an diesem Status quo gemessen. Daher hat sie sich den Grundsatz gegeben, in Notsituationen nachhaltig zu helfen. Notlagen soll nicht nur schnell begegnet werden. Die Hilfe soll ihre weltweite Arbeit langfristig stabilisieren. Als nachhaltig arbeitendes Werk kann sie hier einen wichtigen Beitrag leisten und aus Ratlosigkeit verantwortungsvolles Handeln erwachsen. der autor schult und berät Organisationen in europa, asien und afrika, die in der internationalen zusammenarbeit tätig sind. dies schließt auch sensible regionen mit ein. Nothilfe zügig, transparent und effizient organisiert werden – zumal durch den zeitlichen Druck eine erhöhte Korruptionsgefahr entsteht. Weitere Konfliktpotenziale wie Neid, Verteilungskämpfe bis hin zu gewaltsamen Auseinandersetzungen können sich auftun. Deshalb ist Hilfe nie neutral, und mit negativen Folgen muss gerechnet werden. Maßnahmen müssen ergriffen werden, um diese möglichst zu minimieren. Da die Liebenzeller Mission partnerschaftlich mit einheimischen Kirchen und Organisationen arbeitet, steht sie moralisch in der Verpflichtung, auf eine Not zu reagieren. Katastrophen können Partnerschaften auch in eine besondere Belastungsprobe führen. Wie können wir in schwierigen Situationen füreinander einstehen? Sind wir bereit, Opfer zu bringen? Vertrauen wir auf die Einschätzung der Partner und ratlos im Blick auf die hilfe bei naturkatastrophen naturkatastrophen treten meistens ohne Vorwarnung und mit verheerenden auswirkungen für die betroffenen gebiete auf. sie sind – im gegensatz zur weltweiten Corona-Pandemie – oft regional begrenzt. Nepal: Der Alltag nach einer Überschwemmung geht weiter. - tt 2020 verwüstete ein Zyklon weite Teile Bangladeschs. Aufnahme aus Khulna

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