MISSION weltweit – Ausgaben 2021

7 sambia darum geht’s mission weltweit 3–4/2021 es fällt uns schwer, unsere komfortable christliche Blase zu verlassen und mit Menschen zusammen zu sein, die Gott nicht kennen und noch im Dunkeln tappen. Mir ging es früher so. Sonntag war mein Lieblingstag: Endlich mal wieder meine Freunde aus Gemeinde und Jugendkreis sehen, zusammen Gott anbeten und eine gute Predigt hören, die Mut gibt und mich in meinem Glauben bestärkt. Mein Blick nach außen war eher beschränkt. Natürlich habe ich diejenigen bewundert, die ihre Komfortzone verließen und sich an die „Enden der Erde“ aufmachten, um Fremde mit Gottes Wort zu versorgen. Für mich konnte ich mir das lange nicht vorstellen. Ich bin sehr dankbar, dass Gott mir in meiner Komfortzone eines Tages begegnete und mich herauslockte. Sudanesisch-deutsche WG In Toronto kostete es uns dennoch große Überwindung, die Wohnung mit Hanna zu teilen. Auch sie ist Christin und möchte ihre Nachbarschaft erreichen. Wir haben einen gemeinsamen Glauben – ticken aber kulturell komplett verschieden. Sie kochte andere Dinge, sodass fremde Gerüche die Luft erfüllten. Auch die Vorstellung von Haushaltsführung differierte sehr, und das war für mich als Schwangere oftmals herausfordernd. Während unserer Zeit in Toronto wuchs der Wunsch in uns, auch in Sambia das Leben mit den Einheimischen zu teilen und mitten unter ihnen zu wohnen. Jesus ist hier unser Vorbild. Johannes schreibt über ihn: „Er, der das Wort ist, wurde Mensch und lebte unter uns. Er war voll Gnade und Wahrheit und wir wurden Zeugen seiner Herrlichkeit, der Herrlichkeit, die der Vater ihm, seinem einzigen Sohn, gegeben hat“ (Johannes 1,14). Dieser Vers ist das Leitmotto von „Move in“ und wurde auch für uns immer wichtiger. Es stinkt im „Museum“ Die vergangenen vier Jahre durften wir als Familie im sambischen Armenviertel Mushili mitten auf dem Projektgelände neben den einheimischen Mitarbeitern wohnen. Erneut war angesagt, unsere Komfortzone zu verlassen. Ein Beispiel: Die Kompost-Toilette im Haus war gewöhnungsbedürftig für uns, und oft mussten wir schlucken, als es im ganzen Haus roch. Da wir die einzigen Weißen in diesem Stadtteil mit seinen rund 80.000 Einwohnern sind, waren wir anfangs die Attraktion schlechthin. Manchmal habe ich mich gefühlt, als würden wir in einem „Museum“ wohnen, in das Leute mal eben reinschauen, sich alles ansehen und wieder von dannen ziehen. Von Privatsphäre keine Spur. Manchmal saß ich im Pyjama am Frühstückstisch, während unser Esszimmerfenster von sambischen Frauen als Spiegel verwendet wurde. Ständig fühlten wir uns beobachtet. Der größte Liebesbeweis Nach und nach mussten wir unsere Komfortzone ausdehnen, und wir fühlten uns immer wohler in unserem schlichten Häuschen mitten in Mushili. Die Einheimischen schätzten es sehr, dass wir uns auf „ihr Niveau“ begaben – wo wir finanziell gesehen doch auch in einem schöneren Haus in der Stadt hätten wohnen können. Dass wir mitten unter ihnen leben, soll ihnen zeigen, dass sie uns wichtig sind und wir ihretwegen nach Sambia gekommen sind. Auch hier ist Jesus wieder unser Vorbild: Er hat die himmlische Kultur verlassen und kam in unsere dreckige, verdorbene Welt. Wir Menschen jeglicher Hautfarbe und Herkunft sind Jesus unendlich wichtig. Deshalb hat er die Herrlichkeit des Himmels verlassen – das war sein Liebesbeweis an uns Menschen. Was das für ein heftiger Schritt gewesen sein muss! Dagegen ist der vom Großraum Stuttgart in Deutschland nach Mushili in Sambia ein kleiner. Debora Wagner l Benjamin und Debora Wagner leben seit oktober 2016 in sambia und haben zwei kinder. seit sommer 2017 ist benjamin projektverantwortlicher von „hilfe zum leben“ in Mushili. debora hält kinderstunden, unterrichtet benachteiligte kinder in einem waisenhaus und arbeitet in einer Frauenstunde mit. aktuell ist Familie wagner im heimataufenthalt. benjamin hat nach einer ausbildung und tätigkeit als bankkaufmann theologie in bad liebenzell studiert. debora ist rechtsanwaltsfachangestellte. beide haben ihre berufung in den Missionsdienst bei auslandseinsätzen in afrika erlebt. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/wagner Fotos: debora wagner Nora vor einem Laden in unserer Nachbarschaft, wo wir Tomaten, Zwiebeln etc. kaufen.

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