MISSION weltweit – Ausgaben 2021

10 darum geht’s malaWi Das Volk der Yao ursprünglich im norden mosambiks und im süden tansanias beheimatet, wanderten größere gruppen in das heutige malawi. durch den Kontakt zu arabischen sklavenhändlern wurden die Yao vor mehr als 100 Jahren islamisiert. viele Yao schicken bis heute ihre Kinder ungern in die schule aus angst, dass sie dort christianisiert werden. Konvertiten werden als verräter angesehen, die ihr volkserbe gering schätzen. nur zwei bis drei prozent der Yao sind christen. Als wir 2017 anfingen, Radiosendungen für die Yao in ihrer Sprache zu senden, wurden prompt Muslime in unserer Umgebung über WhatsApp und E-Mail gewarnt, ja nicht Radio L zu hören. Denn, so schrieben die Schehe (geistliche Autoritäten), „die wollen, dass ihr Schweinefleisch esst und eure Frauen sich weigern, den Hijab zu tragen“. Yunusi ist in einem Dorf aufgewachsen, in dem „kein Hund lebend herumgestreunt wäre“. So streng waren die Regeln des Islam. Heute, sagt er, haben manche Dorfbewohner Wachhunde akzeptiert. Er selbst ist trotz seiner streng religiösen Erziehung Christ geworden. Mit der tür ins Haus? Yunusi schult seit einigen Jahren Christen, wie sie Muslime für den christlichen Glauben gewinnen können. Er meint: „Unter ihnen gibt es viele Vorurteile, Ängste und Mauern. Wenn man Muslimen zuhört, lernt man vieles über den Islam und die Glaubenspraxis. Aber man muss zuerst eigene Grenzen, Mauern und Vorbehalte gegenüber den Andersgläubigen abbauen.“ Die gibt es auf beiden Seiten. Nach Yunusis Erfahrung verhindern Ängste bei vielen Muslimen, sich auf eine Beziehung mit einem Christen einzulassen. Und Christen würden oft mit der Tür ins Haus fallen und ohne eine vorausgehende Beziehung erwarten, dass der Mitmensch von Jesus hören will. Natürlich nennen auch ChrisDie größte Schande stephen und anne carr kamen 1954 nach Yei im sudan, um lehrer auszubilden. im vorfeld der unabhängigkeit von großbritannien begann 1955 der bürgerkrieg. eines tages hörten stephen und anne schüsse in der stadt. niemand wusste, was los war. auch im radio war kein grund zu erfahren. erst am nächsten morgen kam jemand und berichtete, dass soldaten aus dem süden alle beamten und Zivilisten aus dem nordsudan erschossen hätten. stephen machte sich mit dem fahrrad auf den Weg in die stadt. da keine schüsse mehr zu hören waren, hoffte er, dass sich die lage beruhigt hatte. er stoppte an einem haus, in dem freunde aus dem norden wohnten. sie waren geflohen, das haus leer. allerdings hörte er ein leises Klopfen an der tür zur garage. als er näher kam, hörte er ein flüstern. einige nordsudanesen, geschäftsleute aus Yei, hatten sich in der garage versteckt, um dem massaker zu entkommen. stephen versprach, in der nacht ein fahrzeug zu organisieren, mit dem er sie an die grenze zum damals noch belgischen Kongo bringen könnte. so entkamen zwei familien. Zwölf Jahre später hielt stephen einen gastvortrag an einer uni in england. er erwähnte, dass er bis 1964 im sudan tätig gewesen war. nach dem vortrag sprach ihn ein student an: „Waren sie 1955 in Yei?“ –„Ja!“ – „haben sie damals familie abdullah zur flucht aus dem sudan verholfen?“ Wieder bejahte stephen. darauf der student: „das war die größte schande, die unserer familie zustieß. es wäre viel besser gewesen, wenn alle erschossen worden wären, anstatt von englischen ungläubigen gerettet zu werden.“ stephen carr, surprised by laughter, 2004; s. 6 Wie kann man grenzen überwinden? länder haben grenzen. manchmal werden sie mit mauern und stacheldraht geschützt. auch religionen ziehen oft grenzen und bauen mauern. man will seine anhänger vor den „bösen“ dort draußen bewahren. hinzu kommen Ängste um den verlust der eigenen Kultur oder der ehre des familienclans, wie der nebenstehende bericht zeigt. Mary ist in einer Umgebung aufgewachsen, in der viele Familien Christentum und Islam vereinen. Deshalb passt sie sich den Umständen entsprechend an wie hier bei einer muslimischen Hochzeit.

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