MISSION weltweit – Ausgaben 2021

18 darum geht‘s weiterdenken >> sonderbeitrag zum thema von prof. dr. ulrich giesekus Sonder- beitrag von Prof. Dr. Ulrich Giesekus Trotzdem merken wir, dass äußere Merkmale anderer Menschen, die nicht so zu sein scheinen, wie wir sind, uns misstrauisch, abwertend, gleichgültig oder ängstlich machen können. Wir finden Dinge, Gewohnheiten oder Personen eben nicht nur fremd, sondern befremdlich, und distanzieren uns. Wenn ich nachts in einer Stadt herumlaufe und hinter mir eine Gruppe junger Männer sehe, die ich für Ausländer halte, gehe ich einen Schritt schneller und schaue immer wieder vorsichtig über die Schulter. Die rumänische Bettlerin, die mit ihrem Kleinkind und einem Pappbecher in der Fußgängerzone sitzt. Der Obdachlose, der ungepflegt aussieht und streng riecht. Die verschleierte Frau mir gegenüber in der S-Bahn. Wenn ich ehrlich bin: Sie wecken nicht meine Sympathie oder gar tiefes „Du kennst mich doch, ich hab‘ nichts gegen Fremde. Einige meiner besten Freunde sind Fremde. Aber diese Fremden da sind nicht von hier!“ Was Methusalix im Asterix-Band „Das Geschenk Cäsars“ da von sich gibt, kennen wir vermutlich alle – wenn wir ehrlich sind. Wir wollen keine Vorurteile haben und sie schon gar nicht offen eingestehen. Mitgefühl vor den Schicksalen, die dahinterstehen. Was weiß ich über die Flucht aus dem zerbombten Syrien mit einem Schlauchboot durch das Mittelmeer; bittere Armut und Aussichtslosigkeit in einem Roma-Dorf; eine Biografie mit Schicksalsschlägen und Alkoholsucht; die Hintergründe dafür, den eigenen Glauben trotz vieler Ablehnung zu leben und zu zeigen. Wenn uns unsere eigene Fremdenfeindlichkeit und der jedem Menschen eigene Rassismus gelegentlich begegnen, können wir sie verdrängen oder als „Ausnahme von der Regel“ ignorieren. Ein kurzer Blick in den inneren Spiegel, eine kleine Rationalisierung, eine Projektion unserer Ängste auf die anderen („die sind doch gefährlich!“) – und schon stimmt unser Bild wieder. Das Ekelschwellen und Aversionen: Wir und die anderen

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