MISSION weltweit – Ausgaben 2021

15 malaWi darum geht’s missioN weltweit 5–6/2021 tobias und Sarah Müller leben seit august 2011 in Malawi. Seit September 2018 sind sie für Schulungsarbeit unter pastoren und gemeindeleitern sowie für administrative aufgaben verantwortlich. Zuvor waren sie im dorfentwicklungsprojekt ubwenzi sowie am chisomoZentrum tätig. tobias ist elektroinstallateur, hat die ausbildung am theologischen Seminar der Liebenzeller Mission absolviert und war danach gemeinschaftspastor mit Schwerpunkt Jugendarbeit im raum herrenberg. Sarah ist Jugend- und heimerzieherin von beruf. die beiden haben zwei kinder. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/ mueller-tobias-sarah hast, weil jeder von euch eine andere Sicht hat oder andere Ansätze verfolgt – oder weil ihr einfach „aneinander vorbeiredet“? Dauerhaft können solche Momente zur Belastung werden. Bei mir war es so, dass dieser eine Moment unter dem Mangobaum in meinem Leben dauerhaft etwas verändert hat. Ich fühle hin und wieder immer noch Enttäuschung und bin manchmal frustriert. Aber ich habe gelernt, Situationen und Umstände aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Vielleicht sind die folgenden Erfahrungen und Herausforderungen auch für dich eine Ermutigung!? eindrücke im Heimataufenthalt 2015 stand unser erster Heimataufenthalt an. Wir waren sehr motiviert, von unserer Arbeit zu berichten. Doch als wir dann nach vier Jahren in Afrika nach Deutschland zurückkehrten, fiel mir auf, was sich so alles verändert hatte. Es fühlte sich gut an, wieder dort zu leben, wo meine Frau Sarah und ich aufgewachsen sind. Es war genial, unsere Freunde in der Nähe zu haben und die vielen Vorzüge zu genießen, die das Leben in Europa mit sich bringt. Als wir Bekannte und Verwandte besuchten, bewunderten wir ihre schönen Häuser. Ich würde unsere Gefühle nicht mit Neid umschreiben, sondern eher mit dem Bewusstsein, dass wir ein solches Schmuckstück wohl nie besitzen würden. Der Gedanke daran beschäftigte mich nicht ständig, aber ich merkte, wie er immer wieder aufkam: Es wäre doch schön, irgendwann auch mal so ein eigenes Haus zu besitzen! ermutigt für den zweiten einsatz Dass ich mich im Heimataufenthalt mit einem solchen Thema auseinandersetzen würde, hätte ich nicht vermutet. Während eines Spaziergangs in den Weinbergen am Kaiserstuhl kam der Gedanke mal wieder auf. Ich war alleine unterwegs. Und da erlebte ich einen weiteren „göttlichen Moment“. Es war, als würde mir Jesus einen Blick nach Frankreich und in die Schweiz schenken und mir damit sagen: Vielleicht wirst du nie ein Haus besitzen, aber Menschen aus anderen Völkern dieser Erde werden durch deine Predigten ermutigt. Vielleicht begegnest du jemandem im Himmel, der dir sagt: „Du hast mit mir geredet, und das war der Anstoß dazu, dass ich jetzt auch hier bin.“ Dieser Eindruck hat mich sehr ermutigt! Bitte nicht falsch verstehen: Ein Haus zu haben ist etwas Geniales. Vielleicht besitzen wir ja doch mal eines. Aber für mich war diese Erfahrung wichtig und wertvoll, ich habe durch sie einiges in meiner Beziehung zu Jesus gelernt. Im Nachhinein hat sie dazu beigetragen, dass ich mit neuem Mut in den zweiten Term ausreisen konnte. Sie war wie eine zweite Berufung. Denn als wir 2016 wieder ausreisten, begegneten wir größeren und kleineren Herausforderungen. Die beiden „göttlichen Momente“ unter dem Mangobaum und in den Weinbergen halfen mir, damit umzugehen. ein einbruch mit todesfolge Eines Abends wurde im Büro des Dorfentwicklungsprojektes Ubwenzi eingebrochen, und dabei kam ein Nachtwächter ums Leben. Ich begleitete ihn noch ins rund 60 Kilometer entfernte Krankenhaus. Aber alle Hilfe kam zu spät, er erlag seinen Verletzungen. So verbrachte ich anschließend einige Stunden bei der Polizei, damit der Fall aufgenommen werden konnte. Danach musste ich mit dem Sarg im Kofferraum die einstündige Rückreise zurück ins Ubwenzi-Projekt antreten. Dieser Tag und die darauffolgenden Wochen waren eine Achterbahn der Gefühle und schlimm. Und doch merkte ich, wie Gott mir half, die Last und den Schmerz zu ertragen. Ich weiß nicht, warum die Familie des Nachtwächters und wir im Projekt diese schmerzhafte Erfahrung machen mussten. Sie hat viel Kraft gekostet. Ich hätte diese bestimmt effektiver für das Reich Gottes einsetzen können. Viele Fragen, die hinter diesem und anderen Erlebnissen stehen, werden unbeantwortet bleiben. Daher ist es umso wichtiger, herausfordernde Erfahrungen nicht nur aufzuarbeiten, sondern auch hinter sich zu lassen. Doch das ist leichter gesagt als getan. In dieser Welt werden Pläne durchkreuzt, Wünsche bleiben unerfüllt, und man kann mit grausamen Szenarien konfrontiert werden. Was ich jedoch sagen kann und erlebt habe: Gott steht zu den Verheißungen, die wir in seinemWort zugesagt bekommen. Ich habe gelernt, unbeantwortete Fragen an ihn abzugeben und nach vorne zu blicken. Diese Fokusänderung hat dazu beigetragen, dass Sarah und ich trotz aller Herausforderungen auf einen gesegneten zweiten Term zurückblicken können. Sprüche 3,5–8 hat mich beim Blickwechsel sehr ermutigt. Dort heißt es, dass es nicht nur gut, sondern auch „weise“ ist, Gott zu vertrauen. Es ist weise, sich nicht selbst für klug zu halten, sondern Gott alles zuzutrauen und ihn handeln zu lassen. Eine solche Haltung hat Auswirkungen auf meine Seele, meinen Körper und stärkt meine Beziehung zu Gott. Welch ein Vorrecht, dass wir dieses Vertrauen und Zutrauen in Gott haben dürfen und dass er unsere Seele erquickt und unserem Körper neue Kraft und Energie schenkt. Tobias Müller l Frauen und Kinder warten im Schatten eines Mangobaums. Foto: thoMaS kaSper

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