MISSION weltweit – Ausgaben 2022

4 darum gehts sPanien Wenn wir eine Beziehung zu Christus haben, erkennen wir, wie seine Präsenz durch seine Schöpfung förmlich zu uns schreit. Vor einigen Tagen besuchten wir einen Vogelpark. Ein Vogel fiel mir wegen seiner schrillen Farben besonders auf. Er schien mir wie ein verzweifelter Schrei Gottes, der uns Menschen sagt: „Siehst du mich nicht? Ich bin doch da! Tritt in Beziehung mit mir! Du kannst mir vertrauen!“ Manchmal kann ich dieses verzweifelte Rufen Gottes verstehen. Und tschüss … Das Thema Beziehungen beschäftigt uns, seit wir nach Nordspanien gezogen sind, da sich manche Begegnungen anders gestalten als gewohnt. Hier nur zwei Beispiele: Seit sechs Jahren treffe ich immer wieder dieselbe Familie auf dem Spielplatz. Leider bekomme ich auf meine valencianische Begrüßung „¡Bon dia!“ (Guten Tag!) nie eine Antwort. Vor Kurzem stand ich mit Phil im Tragetuch an der Supermarkt-Kasse. Plötzlich sagt jemand hinter mir: „Oh, wie süß! Es ist dein viertes Kind, stimmt‘s? Ich wollte auch immer vier haben, aber es ist bei zweien geblieben!“ Es ist die Mutter vom Spielplatz. Ich antworte freundlich, muss aber dann bezahlen. Ein kurzes „¡Adeu!“ (Auf Wiedersehen!), und schon ist sie weg … Seither ist es wie vorher, als hätte es die kurze Unterhaltung an der Kasse nie gegeben. Daniel hatte die Gelegenheit, mit einem Familienvater über den Glauben an Jesus zu reden. Erst Monate später nahm der Mann wieder Kontakt mit Daniel auf und erzählte, wie schwer ihm die Trennung von seiner Frau fiele und wie überfordert er in dieser Situationmit seiner Vaterrolle sei. Die beiden hatten ein gutes Gespräch und wollten sich erneut treffen. Leider ist nie etwas daraus geworden. Wir treffen den Vater manchmal vor der Schule. Er nickt uns kurz zu, das war es. Bloß nicht persönlich nehmen! Diese Erfahrungen können enttäuschend und frustrierend sein. Doch wir haben früh gelernt, es nicht persönlich zu nehmen, weil es anderen ähnlich geht. Besonders schwer ist es, Freundschaften zu knüpfen, die eine tiefere Ebene erreichen und bei denen das Vertrauensverhältnis klar ist. Sogar bei der Zusammenarbeit mit einheimischen Christen stoßen wir manchmal an Grenzen. Der in der Überschrift erwähnte spanische Spruch sagt: „Wo Vertrauen herrscht, wird es ekelhaft.“ Gemeint sind damit in erster Linie Situationen, in denen zwei Menschen aufgrund eines zu vertrauten Verhältnisses den Respekt voreinander verlieren. Hinter dem Sprichwort verbirgt sich noch mehr: Das Benehmen scheint für Spanier weniger wichtig zu sein als die Tatsache, dass da, wo Vertrauen herrscht, auch Vertrauen missbraucht werden kann. Und das ist eine Ursache dafür, dass sehr viele lieber ganz drauf verzichten. Skepsis statt Vertrauensvorschuss Um der Sache etwas auf den Grund zu gehen, habe ich Spanier zum Thema Beziehungen befragt. Dabei stach hervor, wie wichtig den meisten die Ehrlichkeit des anderen ist. Sie bewirkt, dass ich Vertrauen schöpfen kann. Ehrlichkeit gibt Sicherheit. Dies schien für die Befragten prioritär in ihren Beziehungen. Doch was bedeutet es, wenn Ehrlichkeit nicht nur die Basis einer Beziehung ist, sondern auch die Bedingung, um überhaupt zu starten? Wie lange muss ich meine Ehrlichkeit beweisen, bis mir Vertrauen geschenkt wird? Da ist der große Unterschied, der Punkt, der es schwer macht! Nicht, weil wir nicht gerne ehrlich wären. Sondern weil es zermürbend ist, ehrlich zu sein, ohne einen Vertrauensvorschuss zu bekommen. Während wir es von Deutschland gewohnt sind, jemandem zu begegnen in der Annahme, er sei uns wohlwollend gesonnen, treffen wir hier oft erst einmal auf Skepsis. Es ist nicht Unfreundlichkeit – ganz im Gegenteil: Sehr schnell wird davon geredet, dass man ein Freund sei. Dazu muss nicht viel mehr als ein freundlicher Wortdaniel und rosita Suchalla leben mit ihren vier kindern in spanien und arbeiten seit 2015 im gemeindebau in Benicarló. Daniel hat die interkulturelle theologische Akademie (itA) in Bad Liebenzell absolviert. Beiden liegt es auf dem herzen, dass in spanien menschen eine lebendige Beziehung zu Jesus bekommen und mit christus leben können. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/suchalla donde hay confianza, da asco gott ist ein gott der beziehung und hat uns zur beziehung mit ihm und unseren mitmenschen geschaffen. auch unsere arbeit in spanien lebt von kontakten. Wir stellen sie zu menschen in unserem umfeld her und wünschen uns, dass sie einen persönlichen, nahbaren gott kennenlernen, dem es das Wichtigste ist, die beziehung zu uns wiederherzustellen. Wo Vertrauen herrscht, wird es ekelhaft

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