FrankreiCh darum gehts 7 mission weltweit 7–8/2022 ab und zu „einfach so“, um zu hören, wie es ihr geht – weil Einsamkeit eine ihrer größten Herausforderungen ist. Und wenn es spannt? Es ist nicht immer einfach, in Beziehungen zu leben. Besonders, wenn man nicht den gleichen Hintergrund hat, aus unterschiedlichen Kulturen kommt oder gegensätzliche Ansichten aufeinandertreffen. In solchen Situationen scheint es mir unabdingbar, sich selbst nicht ganz so wichtig zu nehmen und vor allem aus der Vergebung zu leben und dem anderen zu vergeben. Und ist es nicht ein gewisses Maß an Spannung, das das Spinnennetz funktionell und flexibel macht? Grenzüberschreitende kontakte Schon bald nach unserer Ankunft in Saint-Lô fragten wir uns, wo und wie wir uns – abgesehen vom Engagement in der Gemeinde – sinnvoll in der Stadt einsetzen könnten. Es gab viele Möglichkeiten. Eine aktive Mitgliedschaft im Städtepartnerschafts-Verein schien uns eine gute Lösung.Dort konntenwirmitwenigAufwandviel helfen: bei der jährlichen WeihnachtsplätzchenBackaktion und im „Café Conversation“, wo sich monatlich ganz unterschiedlich geprägte Menschen zum Stammtisch treffen, um ungezwungen Deutsch zu reden. Da gibt es die Oma, deren Sohn mit der Familie schon lange in Deutschland lebt. Die Lehrerin und andere, die in der Sprache „drin“ bleiben wollen. Das deutsch-französische Rentnerehepaar und andere. Über verschiedene Beziehungen konnte ich zwei Jahre lang Deutsch-Konversation an der Volkshochschule anbieten. Manchmal redeten wir „einfach so“ über ein Thema, mal war die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin die Gesprächsgrundlage, dann ein Gedicht von Goethe oder ein Liedtext von Reinhard Mey. Als ich wieder einmal auf der Suche nach passendem Material für den Unterricht war, fiel mir „zufällig“ ein Denkanstoß der Marburger Medien zum Thema Glück in die Hände. Noch auf dem Weg zur Volkshochschule war ich unsicher, ob ich es wirklich benutzen kann. Denn der Unterricht soll religionsfrei sein und in der Gruppe sind ehemalige Lehrer, die es mit der Religionsfreiheit (eher: dem Frei-von-Religionsein) sehr ernst nehmen. Doch ich fasste mir ein Herz und stellte das Heft vor: Gedanken zum Glück, Zitate, schöne Bilder, Statistiken … und das alles von Christen herausgegeben. Ob ich es für alle bestellen soll? Ja, alle waren einverstanden, dass wir diese Glück-Ausgabe als Arbeitsgrundlage benutzen wollen. Wir konnten leider nicht lange gemeinsam daran arbeiten, weil ein neuer Corona-Lockdown den Präsenzkurs verhinderte. Aber Gottes gute Worte waren in mehrere Haushalte gekommen, wurden gelesen und vielleicht sogar verstanden. Ohne Beziehungen wäre das fast undenkbar! Samen ausstreuen Neulich ging es bei unserer Bibelkonferenz um nachhaltige Evangelisation. Sie ist einer Aussaat zu vergleichen. Damit im Garten der Samen aufgehen kann und schöne Früchte bringt, muss zuvor der Boden vorbereitet werden: Unkraut raus, Steine weg, Erde lockern …Unser französischer Redner betonte, dass der Boden hier häufig auch eine Grundsanierung braucht, ehe man ans Säen denken kann. Oft hat man den Eindruck, dass der Boden regelrecht verseucht ist. Einige Gründe dafür sind eine staatliche Erziehung, die ganz bewusst ohne Gott auskommen will, einschränkende gesetzliche Religionen oder Skandale in der Kirche. Eine solche Grundsanierung kann nur auf Grundlage von Vertrauen geschehen. Deshalb sind einheimische und ausländische Christen in Frankreich dringend aufgefordert, alles uns Mögliche zu tun, damit Beziehungen und Vertrauen zu Noch-nicht-Christen entstehen und wachsen kann, um den Boden für Gottes Saat vorzubereiten. Weil wir Gott lieben und auch unsere Nachbarn, Arbeitskollegen, unseren Nächsten. Tina Eckstein l Michael und tina eckstein unterstützen seit Juli 2009 den Aufbau von gemeinden in der normandie und arbeiteten bisher in saint-Lô. in den nächsten wochen wechseln sie in eine neue Aufgabe: eine gemeindegründung in nantes. Zugleich ist michael teamleiter für frankreich. Vor seiner Ausbildung am theologischen seminar der Liebenzeller mission arbeitete er als schreiner. tina ist ergotherapeutin. ihre drei kinder besuchen französische schulen bzw. sind in der Berufsausbildung. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/eckstein Der Seiteneingang des Nationalgestüts foto: tinA eckstein
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