8 darum gehts burundi Mal geht es in Beziehungen laut und bunt zu, und manchmal kann die Stimmung mit gedeckten Farbtönen verglichen werden. Einige wenige, wertvoll zu hütende Beziehungen begleiten einen Menschen über weite Teile des Lebens. Manche Kontakte schafft Gott nur für den Moment. Dann gibt es Beziehungen, die entwickeln ihre Tiefe im Laufe der Zeit durch gemeinsame Aktionen und Unternehmungen. Auf Sendung bleiben Ich komme unterwegs mit einer Inderin mittleren Alters ins Gespräch. Sie ist überzeugte Muslima. Ich frage, um zu verstehen, warum sie glaubt, und bete gleichzeitig, dass auch sie mich fragt. Am Ende unserer intensiven Unterhaltung ist der Zeitpunkt da: Ich kann ihr das Evangelium erklären und von Jesus, dem Sohn Gottes, und meiner Beziehung zu ihm erzählen. Beim Abschied tauschen wir Telefonnummern aus, und ich erhalte eine Essenseinladung. Vielleicht wird daraus eine „Long-run-Beziehung“, eine längerfristige? Gott weiß es, und ich will weiter „auf Sendung“ bleiben. Beziehungen bringen Leben und Farbe. Das bedeutet, dass sie auch schmerzhaft sein können. Wenn ich authentisch Beziehungen leben will, werde ich immer mit mir selbst, meinem Sein konfrontiert und muss mich fragen: Was ist meine „Kultur“, was sind meine Überzeugungen, welche Werte lebe ich? Was ist in der jeweiligen Situation die „Kultur“ des anderen? Daraus erwachsen diese Überlegungen: Was ist Gottes Sicht in all dem? Was ist seine Kultur, die er sich wünscht, dass ich sie lebe? Hier in Burundi ist es ein wichtiges Gut, Beziehungen zu haben; gute zeigen sich häufig in der gegenseitigen Versorgung – oft materiell, weniger emotional. Für viele bedeutet das: Man lebt nicht isoliert. Man ist in einer Gemeinschaft aufgehoben, die sich gegenseitig versorgt. Wenn man mehr hat, gibt man dem anderen, der gerade weniger hat. erwartungen und Ansichten hinterfragen Eines Tages fragte mich Barnabas*, ein guter Bekannter aus der Gemeinde, sehr erwartungsvoll, ob ich nicht das Missionsfahrzeug verwenden und Chauffeur sein könnte bei der Hochzeit seines Freundes. Ich kannte den Bräutigam nicht, aber er hatte Barnabas während dessen Studienzeit sehr oft geholfen. Dieser Dienst würde bei mir mit einem hohen Zeitaufwand verknüpft sein, und die selbstverständliche Erwartungshaltung war für mich befremdlich. Ich wägte ab und betete immer wieder: „Jesus, was ist hier wirklich hilfreich? Hilf mir zu verstehen, was hier seine und meine jeweils kulturell geprägte Auffassung ist – und was deine Königreich-Kultur will.“ Die Antwort von Jesus war so schlicht: Zuerst machte er mich auf meine Herzenshaltung aufmerksam (der Zeitaufwand und die Erwartungshaltung ließen mich zögern). Später schenkte er einen guten Kompromiss (sodass ich nicht zwölf Stunden unterwegs sein musste). Aus der so gelebten Beziehung hat Gott Segen fließen lassen, den ich mir niemals hätte ausdenken können: neue Beziehungen wurden geschenkt und neue Türen für meinen Dienst geöffnet. Im Kaleidoskop meiner Beziehungen bleibe ich Lernende und aus der Vergebung Lebende! Angelika Süsskoch l Angelika Süsskoch arbeitete im Bereich impact (weltweite kurzeinsätze der Liebenzeller mission) und reiste im september 2019 nach Burundi aus. Dort unterstützte sie die gemeindearbeit von christian Life ministry in Bujumbura. Ab september ist Angelika für drei monate im reisedienst in Deutschland unterwegs. Dann arbeitet sie im Bereich member care mit und übernimmt die Leitung des Bethauses auf dem missionsberg. beziehungen sind so facettenreich wie die bilder in einem kaleidoskop. Wenn man durch das optische gerät schaut und es dreht, bilden sich immer wieder neue Farben und Formen. *name geändert foto: AngeLikA sÜsskoch love matters die liebe zählt
RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=