20 weiterdenken >> sonderbeitrag zum thema von martin siehler Martin Siehler ist Vorstand Personal im Liebenzeller Gemeinschaftsverband (LGV), ab September Vorsitzender. Der LGV ist mit seinen 120 Hauptamtlichen im geistlichen Dienst eng mit der Liebenzeller Mission verbunden. Martin wohnt mit seiner Frau Esther in Vaihingen an der Enz. Sie haben drei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder. Er engagiert sich u.a. im Komitee der Liebenzeller Mission und im Vorstand des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, weil ihm Beziehungen der Werke untereinander sehr wichtig sind. in Johannes 17 um die Einheit bei seinen Jüngern und in der Gemeinde. Dabei geht es Jesus um die Einheit in ihm. Jesus vergleicht bewusst seine Beziehung zum Vater und das Wesen der Dreieinigkeit Gottes mit dem Angebot, uns Menschen in diese Einheit mit hineinzunehmen. „Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast“ (Johannes 17,21). Das Wesen der Dreieinigkeit ist vollkommene Liebe. In diese Liebe will uns Gott hineinnehmen. Jesus betet darum, dass wir in dieser Einheit bleiben. Das Faszinierende am Glauben ist, dass Einheit über kulturelle und ethnische Grenzen, ja selbst über Milieugrenzen hinweg möglich ist, weil die Einheit von der Liebe Gottes gespeist wird. Wie können Beziehungen gefördert werden? Gestörte Beziehungen machen uns mehr zu schaffen als unlösbare Matheaufgaben. Wenn es in Besprechungen um knifflige Themen geht, spielt in der Regel die Frage, wie sich das auf das Beziehungsgefüge auswirkt, die Hauptrolle. Gerade in Besprechungen gilt: Störungen haben Vorrang. Das heißt: Wenn es eine belastende Situation für das Beziehungsgefüge gibt, ist es ratsam, zuerst diese Frage zu klären, bevor es dann weitergeht. Wenn die Beziehungen gut und klar sind, kann sachlich sehr schnell und viel bewältigt werden. 1. Es geht nicht nur um mich Als Mensch bin ich mir immer selbst der Nächste. Ich spüre sofort, wenn ich übergangen oder wenn meine Beiträge nicht beachtet werden. Es ist nicht schön, ignoriert zu werden. Dann reagiere ich verletzt und enttäuscht, ich baue eine Mauer auf. Wer sich selbst in den Mittelpunkt seiner Beziehungen stellt, muss aufpassen, dass er seine soziale Umgebung nicht feindselig wahrnimmt und überall nach Fehlern bei den anderen sucht. 2. Es geht nicht nur um den anderen Hochsensible und damit für ein Beziehungsgeschehen hochbegabte Menschen erkennen sofort, wenn es bei einem anderen Menschen eine dunkle Wolke gibt. Sie reagieren verstehend, aufmunternd und unterstützend. Das ist sehr wertvoll. Aber gerade Hochsensible stehen in der Gefahr, in Beziehungen den anderen in den Mittelpunkt zu stellen und sich selbst dabei zu verlieren. Dann verkümmert die eigene Seele. 3. Es geht um ein gleichwertiges Miteinander Beziehungen sind gefährdet, wenn eine Person im Mittelpunkt steht. Beziehungen gedeihen, wenn sich die Personen gleichberechtigt und gleichgeachtet gegenüberstehen. „Anteil geben und Anteil nehmen“: Diese alte Formulierung von Gemeinschaft beschreibt für mich immer noch am besten das gute Miteinander in Beziehungen. Die Nahrung für gute Beziehungen wird immer die Liebe sein. Hermann Bezzel sagt es so: „Der Schlüssel zu den Herzen der Menschen wird nie unsere Klugheit, sondern immer unsere Liebe sein.“ Konkret wird es, wenn ich in meinem sozialen Umfeld nach Dingen suche, für die ich dankbar sein kann. So wächst eine Beziehungskultur von Respekt und Wertschätzung. Ein Beispiel: Ein Ehemann ist Hobbyornithologe und sieht einen Distelfink durch den Garten fliegen. Er sagt zu seiner Frau: „Schau mal, was für ein schöner Vogel da draußen!“ Er spricht in diesem Fall nicht einfach über den Vogel: Er bittet um eine Reaktion seiner Frau – ein Zeichen von Interesse oder Unterstützung – in der Hoffnung, dass sie für einen kurzen Moment über den Vogel eine Verbindung zueinander herstellen werden. Die Frau hat nun die Wahl: Sie kann sich entweder ihrem Mann zu- oder von ihm abwenden. Der Psychologe John Gottman stellte fest, dass Paare, die auf solche Verbindungsangebote nur mit 33 Prozent positiv reagieren, auseinandergehen. Paare, die sich gut verstehen, brachten es auf 87 Prozent Positivreaktionen. Das heißt: Wenn ich Beziehungen fördern will, geht es darum, solche Verbindungsangebote zu bemerken und positiv darauf zu reagieren. Wenn ich Beziehungen fördern will, gilt es, selbst Verbindungsangebote zu machen. Dieses Prinzip kann ich auf alle Beziehungsebenen im privaten, gemeindlichen oder beruflichen Feld anwenden. Von wahrgenommenen Verbindungsangeboten lebt auch das Miteinander in unserer Liebenzeller Werksfamilie, wofür ich sehr dankbar bin. l Der Glaube an Jesus Christus führt über die Anerkennung seiner Gottheit in die gelebte Beziehung mit ihm. Beziehungen pflegen beim LGV-Gemeinschaftstag ER:FÜLLT foto: LGV
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