Jörg Breitling Jörg, was bedeuten dir Beziehungen? Beziehungen sind für mich der elementare Bestandteil eines Lebens: Wenn ich jemanden habe, der sich für mich interessiert; dem ich mich mitteilen, dem ich alles erzählen kann. Der Mensch ist auf Gemeinschaft angelegt. Gott hat mich geschaffen, damit ich mit meinem Schöpfer und meinem Gegenüber in Beziehung trete. was macht für dich eine gute Beziehung aus? Wenn ich vor dem anderen auch mal laut denken kann, ohne abwägen zu müssen, was ich sage. Wenn der andere sich nicht mit mir vergleicht, sondern sich über meine Erfolge mitfreuen kann – oder bei meinen Misserfolgen mitleidet. wie wird man beziehungsfähig? Gute Beziehungen erfordern die nötige Offenheit: Lasse ich mir etwas sagen? Lasse ich mich korrigieren? Wenn der andere oder ich selbst nur oberflächlich herumrede, kann keine wirkliche Beziehung entstehen. Beziehungen brauchen Zeit und Kraft; in Beziehungen muss ich fortlaufend investieren. wie lebst du Beziehungen praktisch? Ich nehme mir täglich bewusst Zeit für meine Frau, vor allem morgens bei einer Tasse Kaffee, wenn die Kinder aus dem Haus sind, und ab und zu bei einem gemeinsamen Spaziergang. Auch für die Kinder versuche ich immer wieder da zu sein – wenn sie in die Schule gehen oder heimkommen, oder wenn unser Großer übers Wochenende vom Studium da ist. Es ist für mich ebenso selbstverständlich, dass ich mir vor und nach dem Gottesdienst Zeit für die Besucher nehme. Ich gehe alle zwei Wochen mit meinem Freund, dem Pfarrer vor Ort, früh morgens eine Runde laufen. Dabei reden wir zwanglos über alles, was uns bewegt. Das kann mal hochtheologisch, dann wieder sehr persönlich sein. Ich mache außerdem viele Hausbesuche. wie pflegst du deine Beziehung zu Gott? Morgens in der Küche, wenn noch alle schlafen, ist meine „heilige Zeit“. Hier nehme ich mir bewusst Zeit, um in der Bibel zu lesen, zu beten, um mein Dankestagebuch zu schreiben: Was war gestern gut, wo war Gott am Wirken? Und auch, um auf die vergangenen sechs Jahre zurückzublicken, in denen ich nun Tagebuch schreibe, und um zu erkennen, wie Gott mich durchgetragen hat. Haben sich Beziehungen seit der Corona-Pandemie geändert? Da Kreise ausgefallen sind, hatte ich mehr geschenkte Zeit und diese vermehrt in Beziehungen investiert: Ich habe viele Hausbesuche gemacht, auch wenn diese teilweise nur vor der Tür möglich waren. Dabei habe ich Hunderte von selbst eingekochten Quittengelees verteilt, Brezeln oder Bratwürste. In der Corona-Pandemie war ich bei manchen das erste Mal zu Besuch. Eines unserer älteren Gemeindemitglieder sagte dabei: „Am liebsten würde ich diese Zeit anhalten, weil ich so viele liebe Telefonate und persönlich vorbeigebrachte ‚Grüßle‘ bekomme.“ die Fragen stellte Claudius schillinger Jörg Breitling, 1970 geboren in nagold. Ausbildung zum maschinenschlosser, Vorpraktikum zum Jugend- und heimerzieher. Von 1994 bis 1999 studium am theologischen seminar der Liebenzeller mission. prediger in Bad kreuznach, Loßburg und aktuell im Bezirk Altensteig. referent bei männervespern, frauenfrühstückstreffen, themenabenden sowie evangelistischen Veranstaltungen. Beauftragter im Liebenzeller gemeinschaftsverband für die generation-plus-Arbeit und mitmoderator beim männertag. Vorsitzender des Lmgeschwisterschaftsrats.* seit 2000 verheiratet mit tamara, drei kinder: Johannes, sophia und Joel. hobbys: früher sänger der christlichen rockband „Dreschflegel“, heute fahrradfahren, frühschwimmen, wandern und etwas Joggen. Zum Thema dieser * Die geschwisterschaft ist eine geistliche gemeinschaft und ein netzwerk von männern und frauen, die bei der Liebenzeller mission ihre theologische Ausbildung absolviert haben oder bei der Lm mitarbeiten. ihr gehören mehr als 1450 frauen und männer an.
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