MISSION weltweit – Ausgaben 2022

11 malawi darum gehts mission weltweit 11–12/2022 Denn wie können unsere 22 Achtklässler ihren Schulabschluss machen, wenn wir die Prüfung nicht abnehmen dürfen? Wir beteten Sturm für eine gute Lösung – und was waren wir froh, als wir kurz vor knapp vom Bildungsministerium doch noch die benötigte Unterstützung bekamen. Man wollte eine „Zwischenlösung“ finden:Wir erhielten die Erlaubnis, die Ubwenzi-Abschlussklasse für den Prüfungsprozess zu registrieren und bei der nächstliegenden staatlichen Schule als Gastschüler für die Prüfung anzumelden. Welch eine große Gebetserhörung! Alles lief prima, und im September 2021 schrieben die 22 Schülerinnen und Schüler die Prüfungen. Alle bestehen mit Bravour Als die Ergebnisse bekannt gegeben wurden, war die Freude riesengroß: Alle hatten mit sehr guten Noten bestanden! Die Mühe der vergangenen Jahre hatte sich mehr als gelohnt! Im ganzen Bezirk gab es keine andere Schule mit so guten Abschlüssen. Mit diesen Ergebnissen würden die Mädchen und Jungen Plätze an weiterführenden Schulen bekommen. Das war unsere Hoffnung gewesen, denn damit haben diese jungen Leute Zukunftschancen! Dann der große Schrecken! Die Liste für die Zuteilung der Schulabgänger an weiterführende Schulen wurde veröffentlicht. Kann das sein? Mehrmals gingen unsere Lehrer, die Schulleitung und wir viele Seiten mit Hunderten von Namen und Schulen durch. Doch egal, wie sehr wir auch suchten, unsere Schülerinnen und Schüler waren nicht aufgeführt! War das möglich? Einige hatten mit einer Eins vor dem Komma abgeschlossen und gehörten zu den landesweit besten Prüflingen! Es folgten mehrere Anrufe beim Bildungsministe- rium, bis die Ursache endlich klar war: Da unsere Abschlussklasse mit Gaststatus an einer anderen Schule die Prüfungen abgelegt hatte, hätte ihre Namenliste für die Schulzuteilung gesondert eingereicht werden müssen. Das hatte die Mitarbeiterin unseres Schuldistrikts leider vergessen. Wir waren fassungslos und zutiefst enttäuscht Alles war nach den anfänglichen Problemen doch noch gut gelaufen, und dann sollte es so enden? War es ein Nachteil gewesen, dass die Familien ihre Kinder an die christliche Schule und nicht an die staatlichen geschickt hatten? Nein, die weit überdurchschnittlichen Ergebnisse sprachen für sich. Doch was hilft es, tolle Noten und ein gutes, von christlichen Werten geprägtes Lebensfundament zu haben, wenn man damit keine Chance hat, weiterzukommen? Fragen über Fragen. Nicht nur die Zuständigen von Ubwenzi versuchten, alle Hebel in Bewegung zu setzen. In den Lokalnachrichten wurde über die unerwartet guten Abschlüsse der Kinder der Missionsschule berichtet. Auch die Eltern, das Schulkomitee und ein Häuptling setzten sich dafür ein, dass die Jugendlichen ihre wohlverdiente Chance bekommen. Und viele Missionsfreunde beteten mit für die Situation. Drei Monate mussten wir auf eine Lösung warten Aber dann war das Ergebnis besser, als wir gehofft hatten: Alle Jugendlichen bekamen Plätze an guten weiterführenden Schulen. Zusätzlich unterstützte man sie dabei, den durch die Verzögerung an ihren neuen Schulen verpassten Unterricht nachzuholen. Doch nicht nur das. Der Landtagsabgeordnete aus unserem Landkreis hatte von der Sache erfahren. Als er sich bereit erklärte, für die neun besten Ubwenzi-Schüler die Schulgebühren zu finanzieren, konnten wir es kaum glauben. Welch eine gewaltige Hilfe! Denn die Gebühren an weiterführenden Schulen sind hoch und für die armen Familien aus den Dörfern oft nicht bezahlbar. Alle Mühe hat sich gelohnt In den vergangenen Ferien kamen viele unserer ehemaligen Schüler, um ihren früheren Lehrern an der Ubwenzi-Schule ihre Zeugnisse zu zeigen. Viele gehören an ihren neuen Schulen zu den Besten ihrer Klasse. Von der Schule in der Kreisstadt bekamen wir die Rückmeldung, dass die Ubwenzi-Schüler positiv herausstechen durch ihr rücksichtsvolles Verhalten, ihre Motivation und ihren guten Umgang mit anderen. Mehr als zehn Jahre lang durften wir diese Kinder bei uns haben und prägen. Sie konnten in einem von Liebe und Unterstützung geprägten Umfeld aufwachsen, in dem Gottes Wort und christliche Werte wie Achtung, Nächstenliebe, Hilfs- und Vergebungsbereitschaft wichtige Bestandteile des Schulalltags sind. Wie ermutigend ist es zu sehen, dass diese Zeit schon jetzt einen echten Unterschied im Leben dieser jungen Menschen macht! Vroni Urschitz l Johannes und Vroni Urschitz leben seit 1996 in Malawi, haben zunächst die Jugendarbeit unserer malawischen Partnerkirche unterstützt und dann eine Arbeit unter Aidswaisen in Songa und das Dorfentwicklungsprojekt Ubwenzi aufgebaut. Johannes ist Österreicher, als Missionarskind in Papua-Neuguinea aufgewachsen und hat vor seiner Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission Maschinenschlosser gelernt. Vroni kommt aus Deutschland und ist Erzieherin. Die beiden haben eine erwachsene Tochter. Rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/urschitz Fotos: vroni urschitz F U N D S T Ü C K „Niemand, der Gutes getan hat, hat nicht Enttäuschungen erlebt.“ aus chile Das Dorfentwicklungsprojekt „Ubwenzi“ liegt in Chilonga, einem abgelegenen Gebiet südwestlich des Malawisees mit 13 Dörfern, in denen rund 10.000 Menschen leben. Zum Projekt gehören ein Kindergarten, eine Grund- und Hauptschule und geistliche Angebote wie Kinderclubs, Programme für Jugendliche, Gemeindeleiterschulungen und übergemeindliche Treffen. Auch die Trinkwasserversorgung der Dörfer wurde in den vergangenen Jahren erheblich verbessert. „Ubwenzi“ bedeutet in der Sprache Chichewa Freundschaft, aber noch viel mehr: Brücken schlagen zwischen Völkern, Unterschiedlichkeiten überwinden, einander die Hand reichen, füreinander da sein, in Liebe und Mitgefühl einander begegnen. Mehr Infos und ein Kurzclip: www.liebenzell.org/ubwenzi

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